Vom 25.05 – 02.06.14 gönnen wir uns
eine Woche Urlaub. Da wir uns ja schon genug im Norden umgeschaut
haben, geht es diesmal in den Süden. Die Reise führt uns nach
Iringa.
Sonntag auf Montag übernachten wir in
Arusha bei den Jungs, um möglichst den ersten Bus zu erwischen. Um
4:40 Uhr klingelt der Wecker und wir quälen uns aus dem gemeinsamen
Bett. Nach einem kurzen Frühstück wartet schon der bestellte
Taxifahrer vor der Tür. Es ist noch dunkel. Am Busstand angekommen,
finden wir schnell den Bus nach Iringa. Um 6 Uhr soll die Fahrt
beginnen. Erst sitzen wir in der vorletzten Reihe, als aber der
Busbegleiter merkt, dass der Bus hinten die ganze Zeit hoch und
runter wippt und wir wahrscheinlich schon ein bisschen blass um die
Nase sind, bietet er uns netter Weise weiter vorne zwei Plätze an.
Die Fahrt entpuppt sich am Ende noch als wirkliche Achterbahnfahrt.
Bis nach Dodoma verläuft alles ruhig und wir schlafen die meiste
Zeit. Kurz vor Dodoma wird so gar ein kleiner Stopp (15 Min.)
eingelegt. Jeder sprintet auf die Toilette. Es wird die erste und die
letzte Pause gewesen sein. Nach Dodoma werden die Straßenverhältnisse
immer schlechter. Unseren Fahrer scheint das aber nicht zu
interessieren und er rast weiter mit gefühlten 300 km/h.
Zwischendurch schnipsen wir immer wieder in die Höhe, weil wir über
kleine Anhäufungen auf der Straße fahren, die eigentliche als
Geschwindigkeitsbremse dienen sollen. So langsam beginnen sich alle
Fahrgäste aufzuregen über den brutalen Fahrstil, dagegen sind
Johanna und ich noch regelrecht entspannt und gut gelaunt. Auf der
Strecke nach Iringa liegen nicht viele Städte oder Dörfer, so dass
wir hauptsächlich im Nirgendwo fahren und nur reine Natur um uns
herum ist. Mitten im Nichts werden wir ein drittes Mal von einem
Polizisten angehalten. Er schaut sich nur kurz im Bus um und will uns
dann eigentlich weiter fahren lassen, aber die Fahrgäste beschweren
sich lautstark über den Fahrer, so dass es zu einer längeren
Diskussion kommt. Wir beobachten die Situation gespannt. Ein Mann
steigt sogar aus mit all seinen Sachen und sagt: Sitaki kufa
kwenye gari! Ich will nicht in diesem Auto sterben! Nachdem
alle wieder eingestiegen sind, bis eben auf diesen Mann, geht die
Fahrt weiter minimal weniger rasant. So langsam tut mir der Rücken
und die Beine vom vielen Sitzen weh. Zum Schluss der Reise müssen
wir noch Serpentinen passieren. Die Landschaft in dieser Region ist
wirklich wunderschön und die Sonne neigt sich dem Horizont zu. Alles
färbt sich gelblich-rot, wäre da nicht immer dieser Abgrund an der
rechten Seite, den man lieber nicht runter schaut. Doch dann haben
wir es geschafft und die Lichter von Iringa sind in Sicht nach 13
Stunden Busfahrt. Am Busstand werden wir von Anne und Nina abgeholt.
Mit dem Taxi fahren wir ins Waisenheim nach Tosamaganga, wo die
beiden leben zusammen mit Niklas. Es wird noch Abendbrot gegessen,
ein wenig gequatscht, aber dann falle ich müde ins Bett.
Am
nächsten Morgen weckt mich die Sonne anstatt des Weckers. Ich habe
tief geschlafen und genieße die morgendliche kühle Dusche zum
aufwachen. Hier in Iringa besteht keine Betpflicht wie bei uns. Die
drei besuchen am Sonntag die Morgenmesse und ansonsten Nina
vielleicht ab und zu die Abendmesse im Krankenhaus. Wir haben also
eine Woche lang die Möglichkeit bis halb 9 Uhr zu schlafen. Ein
Traum. Leider bin ich trotzdem jeden Morgen das erste Mal um 6 Uhr
wach. Der Dienstag wird zum entspannten Schlaumeltag. Um 9:30 Uhr
essen wir Frühstück. Danach gehen wir zu Anne und den Kindern, die
auf dem Hof spielen. Niklas unterrichtet vormittags im Kindergarten
gleich gegenüber des Waisenheims und Nina, gelernte
Krankenschwester, arbeitet im Krankenhaus und kommt immer erst
nachmittags zurück. Die Kinder begrüßen uns schreiend: Wageni,
Wageni! Gäste, Gäste! Sie sind
an weiße Reisegruppen gewöhnt, die ein paar Stunden vorbei schauen
und Süßigkeiten und teilweise Spielzeug verteilen. Wir spielen mit
den größeren Kindern Ball, nehmen die kleinsten auf den Arm,
füttern und wickeln sie später. Für die Kinder gibt es zu jeder
Mahlzeit Uji mit ein wenig Zucker und Ugali. In diesem Kinderheim
leben Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren mit sehr unterschiedlichen
Hintergründen. Bei den meisten ist die Mutter gestorben und der
Vater kann oder will sich nicht um sie kümmern oder es gibt nur noch
eine Großmutter, die das Kind erst wieder zu sich nehmen kann, wenn
es älter ist. Nach dem Kindergarten verlassen die Kinder das
Waisenheim. Um 13 Uhr gehen wir zum gemeinsamen Mittagessen mit den
Schwestern. Die Drei aus Iringa leben mit 6 Schwestern zusammen. Gut
gestärkt gehen wir zurück zu den Kindern, mittlerweile sind auch
Niklas und Nina dabei. Ein kleiner Spaziergang mit den Größeren
gibt uns die Möglichkeit die Umgebung genauer anzusehen. Es erinnert
ein alles ein bisschen an Toskana. Natürlich ist gleich nach dem
ersten Tag mein Rock voller Spuckflecken und mein T-Shirt klebt
voller Uji. Aber das spielt gar keine Rolle, weil die Kinder einfach
so goldig sind und man am liebsten alle mitnehmen würde. Am Abend
lösen wir unsere Rastas endlich aus den Haaren, das dauert und tut
weh, und überlegen , ob es sich lohnt noch weiter in den Süden zu
reisen nach Mbeya. Da das aber nochmal 7 Stunden Busfahrt bedeuten
würde und wir nur eine Woche Urlaub eingeplant haben, beschließen
wir einfach hier zu bleiben.
Der Mittwoch beginnt wieder mit einem
späten Frühstück. Danach verbringen wir den Vormittag mit den
Kindern, die sich sehr freuen. Nachmittags wollen wir in die Stadt
Iringa fahren, um ordentlich shoppen zu gehen. Wir bummeln durch alle
Straßen und kleinen Märkte. Wir kaufen Stoffe, Armbänder,
Mitbringsel für alle Lieben zu Hause und gönnen uns mittags eine
leckere Originalsteinofenpizza bei einem echten Italiener. In Iringa
gibt es viele Italiener, auch das Kinderheim wird viel von Italiener
unterstützt und auch im Krankenhaus, wo Nina arbeitet, wuseln einige
italienische Ärzte herum. Später stößt Nina zu uns und wir
trinken noch einen Bananenfrapuccino in einem Café namens Neema
Craft , darunter liegt der dazugehörige Laden. Neema Craft wurde von
Briten ins Leben gerufen. Dort arbeiten nur behinderte Menschen, vor
allem Taub-Stumme. Zufrieden mit unseren Einkäufen steigen wir ins
volle Dalla Dalla und fahren zurück. Natürlich werden alle Schätze
nochmal auf dem Bett ausgebreitet und begutachtet.
Der Donnerstag verläuft vergleichbar
wie der Dienstag. Johanna liegt leider etwas erschöpft und kränklich
im Bett, so dass wir sie erst mal ausreichend mit Tee und
Medikamenten versorgen. Den Großteil des Tages verschläft sie.
Schade, dass es nun genau im Urlaub passieren musste, aber vielleicht
ist der Körper nun einfach runter gefahren und fordert Ruhe ein. Wir
haben ja in der ganzen Tansaniazeit so gut wie nie krank im Bett
gelegen. Ich begleite Anne zu den Kindern. Am Donnerstag unterrichtet
sie und Niklas Mathe, Englisch und Computer immer zusätzlich noch in
der Schneiderinnenschule, die sich mit auf dem Gelände befindet. Ich
schaue mir Annes Englischunterricht an. Die Klasse ist rappel voll.
Am Dienstag haben wir Anne geholfen einen Englischtest zu
korrigieren. Obwohl sie seit Oktober den Inhalt des Tests mit ihnen
lernt auf alle möglichen Art und Weisen, liegen nur 5 Leute bei über
70%. Für sie ein erschreckendes Ergebnis. Die Hälfte hat es nicht
mal zu 50% geschafft. Die schlechteste Schülerin liegt bei 8%. Das
kann einen doch wirklich zur Verzweiflung bringen. Doch als sie in
meiner Anwesenheit den Test zurück gibt und alles nochmal genau
durch spricht, wissen sie es plötzlich oder tun zumindest so, als
hätten sie es verstanden. Ich bewundere Anne für ihre Geduld und
Zuversicht. Am Nachmittag helfe ich ihr wieder bei den Kindern und
spiele mit meinem absoluten Liebling Leila. Sie ist 2,5 Jahre alt,
spricht nicht, brabbelt nur, kann nicht krabbeln oder laufen, ist
manchmal aktiv, sitzt teilweise aber auch nur apathisch da, hat große
Augen, aber einen winzigen Körper, sieht sehr zerbrechlich aus, hat
kaum Muskeln und ist HIV positiv, aber besitzt ein zuckersüße
Lächeln und manchmal einen richtig frechen Blick! Danach schaue ich
mit Jojo einen Film.
Am
Freitag stehe ich gemeinsam früh mit Nina auf und laufe zu Fuß mit
ihr ins Krankenhaus. Vor der Arbeit wird gebetet, dann wird sich
umgezogen. Wir besuchen eine Morgenbesprechung, die ziemlich lang
dauert, dann gehen wir ins OP Gebäude, wo sie zur Zeit arbeitet.
Immer in bestimmten Abständen wechselt sie den Arbeitsplatz/die
Station. Es ist ihr letzter Tag dort. In der nächsten Woche wird sie
auf der Kinderstation anfangen. Wir stellen eine Liste zusammen, was
an Material fehlt und bringen diese in den Store. Danach gehen wir in
den kleinen OP, wo Abszesse behandelt oder Gipse angelegt werden. Ein
Pfleger, der ihr jeden Tag auf dieser Arbeitsstelle, die Arbeit
schwer gemacht hat, ist natürlich plötzlich scheiß freundlich. Wir
quatschen viel über ihre Arbeit, ihre Aufgaben und wie es so bei uns
im Health Centre läuft. Eines ist klar, wir haben ein anderes
Verständnis von Hygiene. Unglaublich ist allerdings, dass sie Nina
teilweise einfach nicht glauben, dass sie eine richtige
Krankenschwester ist, die auch schon in Deutschland gearbeitet hat.
Bei vielen Sachen trauen sie ihr einfach nicht zu, dass sie das kann
oder lachen nur. So viel zum Thema Respekt. Auf jeden Fall hat sie
dort ziemlich zu kämpfen. Zum Mittagessen gehen ich zurück ins
Waisenheim. Leider haben wir Wasserausfall, was nach Angaben von Anne
noch nie in der ganzen Zeit vorgekommen ist. Also Pech für uns.
Nachmittags kommt eine Tourigruppe aus den USA vorbei, verteilen eben
Süßigkeiten, Luftballons und Spielzeug. Eine Plastikkröte löst
großes Schrecken bei den Kindern aus und ich habe plötzlich fünf,
die auf meinen Arm wollen. Ich finde ihre Anwesenheit ehrlich
unangenehm, vor allem weil sie die kleinen Babys einfach ohne zu
fragen aus ihren Betten zerren, die wir gerade zum schlafen hingelegt
haben. Da kommt auch bei den Dadas, Frauen, die im Kinderheim
arbeiten, Freude auf. Nina erklärt mir, dass es aber schön für die
großen Kinder ist, weil es eine Abwechslung zum normalen Alltag
darstellt. Als jeder sein Foto mit einem schwarzen Baby mit
Kulleraugen geschossen hat, fahren sie wieder.
Jojo geht es schon ein bisschen
besser. Trotzdem fährt sie gemeinsam mit Nina abends nochmal ins
Krankenhaus und lässt sich testen und erhält Medikamenten. Am Abend
halten die Schwestern noch eine Überraschung für uns bereit, es
gibt selbst gemachte Pizza! Da Jojo im Bett liegt, bringe ich ihr
einen verdeckten Teller und teile ihr mit, dass es leider nur noch
Ugali und ein bisschen Gemüse gab. Sie schaut mich wenig begeistert
an und sagt, dass sie eh keinen Hunger hätte und öffnet den Teller.
Alle beginnen zu lachen! Tja Pizza ist ein wahres Wunderheilmittel.
:)
Der Samstag ist nun der letzte Tag in
Iringa. Jojo muss leider im Bett bleiben. Wir drei fahren nochmal in
die Stadt, um Besorgungen zu erledigen und lecker beim Griechen essen
zu gehen, so dass wir danach schön nach Knoblauch stinken! :)
Anne und Paula aus Mbeya sind auf dem
Weg nach Iringa. Sie wollen hier zwischen übernachten und mit uns am
Sonntag weiter bis nach Dodoma reisen und dann weiter nach Kondoa, um
dann eine Reise im Norden zu starten. Bald kommen sie auch zu uns
nach Sanya Juu. Wir holen sie also vom Busstand ab und besorgen
gleich ein Ticket für den nächsten Tag. Für Johanna habe ich als
Aufmunterung ein Stück Bananen-Schoko-Kuchen gekauft. Abends ist
dann die Bude voller Mädels und Niklas ist der Hahn im Korb. :) Es
gibt viel zu erzählen. Doch am nächsten Morgen müssen wir alle
früh raus, da der Bus um 6 Uhr abfährt. Also löst sich die
Quatschrunde doch schnell auf und jeder kuschelt sich in sein Bett.
Ich habe in Iringa echt traumhaft gut geschlafen und neue Kraft
getankt. In der Dunkelheit des Sonntagmorgens verabschieden wir uns
von Anne, Nina und Niklas. Ein Taxi bringt uns zum Bus und schon
sitzen wir auf unseren Plätzen. Die Rückfahrt ist noch länger als
die Hinfahrt, 14 Stunden, und so fühlt es sich auch an. Ein kleines
Highlight sind Giraffen und Zebras, die wir aus dem Busfenster in der
Ferne erblicken können. In Arusha schlafen wir wieder bei den Jungs.
Und am Montag fahren wir mit Dalla Dalla und fetten Rucksäcken auf
dem Rücken zurück nach Hause, wo erst mal ordentlich gewaschen wird
und ich ein Mittagsschläfchen mache.
Das war wirklich Urlaub!
Am
14.06-15.06.14 fahren wir für zwei Tage auf Safari, Ngorogoro und
Tarangire Nationalpark. Witzigerweise hatten wir auch hier neulich
Elefanten im „Garten“, also auf unseren Feldern. 15 Stück, die
sich verirrt hatten. Doch leider durften wir nicht näher ran, da sie
wohl sehr aggressiv seien, weil ein Kind dabei war. Ich hoffe also
auf den Besuch im Nationalpark. :)
Im Moment ist ein deutscher Chirurg
aus Frankfurt zu Besuch und wir sind zwei Wochen im OP bei
Operationen dabei. Eine sehr spannende Angelegenheit. Und morgen
fahren wir nach Rauya, um Pentecoste/Pfingsten zu feiern. Montag ist
kein Feiertag bei uns!
Info:
Es besteht die
Möglichkeit für ein Kind in Tosamaganga eine Patenschaft zu
übernehmen. Falls jemand daran interessiert ist oder genauere
Informationen darüber haben möchte, bitte bei mir melden.
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Lilli |
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die suesse Leila |
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Anne |
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Baby Elias |
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Elias und Ich |
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Johnny |
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Babys |
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Leila und Ich |
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Es gibt Uji mit Zucker :) |