Dienstag, 7. Januar 2014

Unser Father Henry und die Zimtstange

Ein bisschen Spaß muss sein. (:
Johanna und ich habe mit einem besonderen Gast seit nun mehr als zwei Wochen unseren Spaß, allerdings kippt es langsam ins Genervt sein über und wir hoffen, dass er sich diese Woche nun doch entscheidet nach Hause zu gehen. Er meint zwar, er dürfte nicht, aber von den Schwestern aus, wäre es eigentlich kein Problem.
Es handelt sich um Father Henry. Er ist ein Holy Spirit Father und lebt eigentlich in Sabuko, wenn er nicht gerade Indien oder Europa bereist. Sabuko ist nicht weit von uns entfernt. Die Kilari Farm gehört praktisch den Holy Spirit Fathers und den Holy Spirit Sisters zu gleichen Teilen. Wir leben in dem Teil, der Bethania genannt wird und die Fathers leben in Sabuko. Zu Fuß braucht man ungefähr eine halbe Stunde durch das Nirgendwo, um dorthin zu gelangen. Father Henry ist beziehungsweise war krank. Aus diesem Grund lebt er gerade bei uns und als Father hat man nun mal das Privileg nicht auf der normalen Station zu schlafen, sondern im Gästehaus. Durch seine viele Arbeit und seine ganzen Projekte hatte er sehr an Energie verloren, war dauerschlapp, oft kränklich und nicht gut drauf. Noch dazu kam das Wasser in seinen Beinen und sein starker Husten. Hier im Health Centre soll er Ruhe, Medikamente und gutes Essen bekommen. Am 23.12 saß er einfach bei uns im Wohnzimmer, als wir vom Plätzchenbacken kamen. Eigentlich war geplant, dass er nach circa 2-3 Tagen wieder nach Hause geht, aber im Moment ist er noch hier. Warum ich schreibe hat den Grund, dass dieser Mann uns in den letzten Wochen sehr viel über die Politik in Tansania, die Welt, das Leben und dem Glauben erzählt und beigebracht hat. Dieser Mann beeindruckt mich durch sein Wissen, seine Logik, bringt mich aber auch sehr oft zum schmunzeln. Reden ist wirklich seine absolute Leidenschaft. Schnell wird der Dialog zum Monolog, oft sehr spannend, doch auf Englisch und teilweise Kiswahili ist es nicht ganz leicht lange zu folgen. Also immer aufgepasst, ob eine Frage gestellt wird. Sein Mitteilungsbedürfnis endet sogar nicht mal im Schlaf. Dabei trägt er immer seine berühmte blaue Wollmütze. Zur Weihnachtszeit ist er nicht aus dem Haus gegangen, weil ihm einfach die Kraft dazu fehlte. Also haben wir versucht die Weihnacht in unser kitschig geschmücktes Häuslein zu holen. Am 25.12 haben wir abends mit ihm gemeinsam deutsche Weihnachtslieder gesungen im Lichterkettenschein. Ich habe teilweise Flöte gespielt und Johanna Keyboard. Zu dritt klang es zwar etwas schief, aber er sang voller Inbrunst und ich werde einfach nicht sein zufriedenes und glückliches Lächeln vergessen. An diesem Abend dachte ich, es ist wirklich Weihnachten. Die Tage darauf haben wir oft zusammen gesessen und haben über Politik geredet. Er liebt Nyerere und spricht immer über den Mwalimu, den Lehrer, und den Genie. Für ihn ist Kikwete, der aktuelle Präsident, der unbrauchbarste Präsident aller Zeiten. Damit vertritt er die Meinung vieler Tansanier. Übrigens hat Obama aus seiner Sicht definitiv asiatische Wurzeln und keine afrikanischen.
Pater Henry liebt Schach. Zu Weihnachten hat er ein Spiel geschenkt bekommen. Gut, dass er zwei Mädchen hat, die nie Nein zu einem Spiel sagen können. Ich würde sagen, dass ich mich nach dem täglichen Training in den letzten zwei Wochen wirklich stark verbessert habe. Trotzdem gewinnt eigentlich immer er. Der Witz an der Sache ist nur, dass wenn du im Prinzip schon offensichtlich verloren hast und denkst, jetzt könnte ich langsam ins Bett gehen, findet er einen Trick, damit das Spiel ja noch zehn Minuten länger dauert. Aber wir haben während des harten Matches immer viel Spaß.
Weiterhin gibt es noch eine Minigeschichte. Eines Tages musste er unbedingt ganz schnell nach Sabuko, um sein großen fetten Pickup abzuholen, der jetzt bei uns in der Einfahrt steht, weil dieser schon seit einer Woche nicht mehr gefahren wurde und dadurch wahrscheinlich die Batterie schon fast leer ist.
Aber die beste Story von allen ist die Zimtstangengeschichte. Zwei Tage nach seiner Ankunft, Weihnachtszeit, sitzen wir in unserem Wohnzimmer und unterhalten uns. Auf dem Tisch liegt eine Zimtstange als Dekoration, die mir meine Mama geschickt hatte. Plötzlich fragt er, kann man die rauchen? Wir denken natürlich, dass er nur Scherze macht. Doch er erklärt uns, dass er Medizin wirklich hasst, eigentlich keine Medikamente nehmen möchte, viel mehr auf natürliche Medizin zählt und dass eben seine Medikamente eine große Lust zum Rauchen in ihm wecken. Aber die Ärztin , Sr. Josepha, hat ihm jeglichen Tabak weg genommen. Wir lächeln nur. Am nächsten Tag liegt die Zimtstange nicht mehr auf dem Tisch. Als eine Schwester kommt, fragt er sie, ob sie ihm Streichhölzer bringen könnte. Wir vermuten für unsere Kerzen. Doch dann zieht er aus seiner Jacketttasche die Zimtstange und steckt sie an. Es qualmt und der gesamte Raum riecht sehr intensiv nach Zimt. Er erklärt uns, dass Zimt den Appetit aufs Rauchen stillen könnte. Wir wissen gar nicht, was wir sagen sollen und sind kurz vor einem Lachanfall. Das Bild, was sich uns bietet, ist einfach zu herrlich. Zu seinem Leidwesen nehmen ihm die Schwestern die Zimtstange weg und versprechen ihm Chai ya Mdalasini, Zimttee, zu kochen und es hilft.
Richtig schön war die Messe am Sonntag. Er hat für uns beide und eine kranke Schwester extra Messe gemacht, wahrscheinlich weil er es auch einfach vermisst hat. 
Wir sind gespannt, wann er uns nun verlässt. Im Prinzip gibt es ja keinen Grund. Die Versorgung ist toll und sympathische Gesellschaft, würde ich jetzt mal sagen, hat er ja auch. Also warum sollte er auch so schnell gehen? (: Trotzdem freuen wir uns schon ein wenig, wenn wir das Häuslein wieder ganz für uns haben, bis der nächste Gast kommt...
Wir werden ihn definitiv in Sabuko besuchen kommen, wenn es soweit ist!!!
Sein Lieblingsspruch: I really wondered!

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