Mittwoch, 25. Juni 2014

Von Weißen, Asiaten und anderen Homos Voluntierus


Dieser Bericht wurde verfasst von einer Freiwilligen aus meiner Gruppe, die in der Nähe von Karatu, also im Norden, arbeitet.Sie lebt zusammen mit ihrer Partnerin Magda auf einer sehr abseits gelegenen Kaffeeplantage zusammen mit Ordensbrüdern. Ihre Einsatzstellen ist ein Kindergarten auf der Farm. Bich ist Vietnamesin und kommt aus Berlin. Ich fand ihr Rundbriefthema sehr interessant, aufgrund dessen habe ich mir gedacht, ich enthalte es euch nicht vor, vielleicht enthält der Bericht ja auch ein paar neue Informationen für euch.

„Als Gott die Welt erschuf, hat er drei verschiedene Menschentypen geschaffen: Mzungu (Weiße), Mchina (Chinesen) und Mwafrika (Afrikaner). Einige von den ersteren beiden Menschentypen konnte man als Homos Voluntierus identifiezieren. Diese Homo Voluntierus haben sich von Europa aus in der ganzen Welt ausgebreitet und lassen sich in Afrika, Asien und Südamerika finden, wo sie von dem verbleibenden Menschentyp „Mwafrika“ wie Tiere im Zoo bestaunt werden. Trotz aller Bemühungen dieser Spezies unentdeckt von den Mwafrika zu bleiben, fallen sie immer wieder auf Grund von Haut und Haar auf.“

So ähnlich könnte die Schöpfungsgeschichte von uns „Homos Voluntierus“ in Tansania lauten, denn im Ernst - ich fühle mich oftmals wie ein exotisches Zootier. Besonders deutlich wurde mir das auf unserer Reise zu Afrikas grösstem Süsswassersee Lake Victoria.
Zu Hause auf der Kaffeeplantage haben sich die Menschen an das ungleiche asiatisch-deutsche Zwillingspaar gewöhnt. Keine lauten „Mzungu-mzungu“-Rufe weit und breit. Umso mehr fiel es mir auf, als wir nach langer Zeit mal wieder aus der Farm herauskamen.
Unsere erste Station war Kondoa, wo unsere Freiwilligenfreunde Ina & Nine in einem Waisenhaus arbeiten. Während meine Einsatzstellenpartnerin Magda sich vor Begeisterung für den dortigen Chor fast nicht mehr halten konnte, kämpfte ich mit meiner Vorstellung gegenüber den Leuten.
Für viele Tansanier gibt es scheinbar - wie oben schon erwähnt - nur drei Typen von Menschen: Weiße, Chinesen/Koreaner und Afrikaner. Ich falle natürlich unter die Kategorie „Chinese“. Durch die Wirtschaftsbeziehungen von China & Tansania gibt es viele Chinesen im Land, die bei den Tansaniern durch ihre Art schon in Ungnade gefallen sind. Daher kommt es häufig vor, dass ich „Chinesin“ neben meiner „Weißen“- Freundin wie Luft behandelt werde. Einmal wurde ich sogar als Lügnerin bezeichnet, als ich zu erklären versuchte, dass ich auch deutsche Staatsbürgerin bin. Umgekehrt gibt es einige wenige Tansanier, die Asiaten klar vor Weißen vorziehen. Ich meine, dass das an meinen langen, schwarzen, glatten Haaren liegt. Unser Fahrer wurde schon in meiner Anwesenheit von einem alten Massai gefragt, ob er mich heiraten kann. Natürlich würde er es sich einiges an Kühen kosten lassen! Ich konnte mich vor Lachen nicht mehr halten (Bei dem Massai-Stamm ist es üblich für eine Frau 50 Kühe als Brautpreis bei ihrer Familie zu bezahlen.)
Gott sei Dank sind unsere deutschen Freunde Ina und Nine nicht so „Mzungu.Mchina“ fixiert, so dass ich mich bei den beiden äusserst wohl gefühlt habe. Nach einer Weile konnte ich mir beim besten Willen nicht mehr vorstellen, dass es tatsächlich Tansanier gibt, die Magda und mich gleichberechtigt bei der ersten Begegnung behandeln - sprich mich nicht gleich als blöde Mchina abstempeln. (Natürlich von unseren Mentoren etc. abgesehen.)
Doch ich sollte im Laufe dieser Reise Menschen kennenlernen, die genau das getan haben. Aber wie sagt man so schön? Ausnahmen bestätigen die Regel.

Tansanier können sehr spontan Freundschaften schliessen. Ehe du dich versiehst, sitzt du mit einem neuen Freund in Richtung Hauptstadt und machst mit ihm eine Taxibesichtigungsrundfahrt. Total ungeplant wohlgemerkt. Eigentlich wollten wir über eine andere Stadt zum Lake Victoria (Mwanza) fahren, aber die Schwester in Kondoa redete uns das aus, weil das gefährlich ist. Glauben wir ihr mal lieber. Den Abend liessen wir noch schön bei einer Portion Chipsmayai (Pommes mit Ei) mit unserem neuen Freund Didas ausklingen…. Ein GROSSER Fehler!!!
Denn wisst ihr, wer am nächsten Tag mehr als 10 Stunden im Bus nach Mwanza saß mit Durchfall? Richtig erraten, das war ich. Der Horrortrip meines Lebens. Nie wieder Eigerichte vor einer tansanischen Busfahrt. Nie wieder. Der Bus musste wegen mir außerplanmäßig anhalten, weil tansanische Busse auf einer 10-stündigen Busfahrt so ca. 1 offizielle Toilettenpausen machen. Ein paar Mal zu wenig für eine Person, die an Durchfall leidet. Es war kein Geheimnis, dass es mir so schlecht ging. Bevor der Bus losfuhr, fragte mich eine wildfremde Frau, ob es mir nicht so gut ginge. Sie wolle für mich beten, weil sie an Christus glaubt. Ich erlaubte es ihr und sie hielt ihre Hand an meinen Bauch und fing tatsächlich an zu beten. Eine Erfahrung für sich… Da werden wohl die ersten Leute bemerkt haben, dass mit mir etwas nicht stimmt, aber spätestens als wir mitten in der Pampa hielten, wussten es alle im Bus. Die Weiße da vorne hat Durchfall. Ich musste bei irgendwelchen sehr verwunderten Bewohnern auf ihre „traditionelle Toilette“ (also Toilettenhäuschen aus Maisblättern und Stöckern gebaut, Plumpsklo) gehen. Der Busfahrer war ziemlich angekotzt, die meisten Businsassen hatten Mitleid. Irgendwann riss den Leuten vom Busunternehmen der Geduldsfaden und sie hielten, um mir Medikamente zu kaufen. Ich weiss nicht wie, aber ich kam tatsächlich in Mwanza an. Wir hatten uns noch nicht überlegt, wo wir eigentlich in Mwanza schlafen würden, aber glücklicherweise hatte unser neuer Freund Didas einen Cousin in Mwanza. Dieser schickte wiederum seinen Sohn los, um uns eine  Unterkunft zu besorgen. Didas kannten wir seit zwei Tagen, seinen Cousin Msoso noch gar nicht und mit dessen Sohn hatten wir eigentlich auch nichts zu tun, doch irgendwie wurde der Urlaub am Lake Victoria dank ihnen doch noch zum Erfolg. Wir gingen Didas Cousin Msoso besuchen und stellten fest, dass er einer der wenigen Tansanier ist, der mich und Magda gleich bei der ersten Begegnung gleichberechtigt wie normale Menschen behandelt hat. Kein „Die da ist eine Mchina, also rede ich nur mit der Mzungu.“ Er (und Didas) waren die Ausnahme der Regel und das hat mich sehr gefreut! Wie es der Zufall so will, war Msoso zu DDR Zeiten für drei Jahre bei der Volksarmee und sprach daher Deutsch.
Der Rest unserer Reise verlief dann ohne grössere Zwischenfälle. Wir genossen die Aussicht von der Insel Ukerewe auf den grössten Süsswassersees Afrikas, folgten Msosos Einladung zum Abendessen mit seiner Familie und machten uns auf den Rückweg. Unglücklicherweise bekam Magda kurz bevor wir Zuhause ankamen sehr hohes Fieber, so dass wir Angst bekamen, dass es sich evtl. um Malaria handelt. Keine Sorge, es war kein Malaria.

Trotzdem sollte sie sich in Ruhe auskurieren, während ich wieder anfing im Kindergarten zu arbeiten. Wir haben inzwischen übrigens einen Morgenkreis für die Kleinen eingeführt und bei den Grossen einige Spiele vorgestellt. Bingo ist der absolute Renner bei den Älteren, während die Kleinen sich sehr über ihre eigenen Namensschilder freuen. Es gibt sogar einige Kinder, die die 26 Bildchen zu jedem einzelnem Kind zuordnen und sowohl auf Kiswahili, als auch auf Englisch benennen können. Vorletzte Woche gab es wieder Tests und ich habe zusammen mit einer der Erzieherinnen Zeugnisse ausgestellt. Versucht mal für 26 Kinder im Alter von 3-5 Jahren Zeugnisse mit Noten zu schreiben. Ihr werdet jetzt denken, dass das doch unnötig und unangemessen ist, Kleinkindern Zeugnisse auszustellen. Zu Anfang habe ich das auch gedacht, aber nach dem Elternabend neulich, verstand ich die ganze Testschreibe- und Zeugnisausstellerrei ein bisschen besser. Da kamen tatsächlich Eltern, die gefragt haben, warum ihr Kind denn kaum etwas im Heft stehen habe. Übe es in der „Schule“ denn nicht Lesen und schreiben? Ich persönlich bin immer sehr froh, wenn die Kinder ab und zu nicht stur etwas ins Heft abschreiben müssen, was sie meistens noch gar nicht verstehen. Aber das sehen die Erziehungsberechtigten anders. Den Eltern fällt es ebenso schwer zu akzeptieren, dass man bei den ersten Schreibübungen doch lieber mit Kreide und Tafel anfangen sollte, weil die Kinder noch keinen Stift richtig halten können. Wie sollen sie denn da einen vernünftigen Buchstaben schreiben? Es scheint, dass die Erwachsenen schnell Ergebnisse schwarz auf weiss auf dem Papier sehen wollen. Nichts da mit viel spielen. Daher versuchen Magda und ich auch innerhalb ihres Systems zu arbeiten. Spiele und Morgenkreis kommen wirklich gut an, aber man kann hier nicht einfach so einen „deutschen“ Kindergarten daraus machen. Der Kindergarten ist in Tansania auch dazu da, den Kindern Gehorsam, Respekt, Disziplin u. Ä. beizubringen. Wie sonst sollen sie Klassengrößen von 40+ in der Grund- und Oberschule überstehen? Ein großes Problem ist auch die mangelnde Anwesenheit von einigen Kindern. In der Regenzeit müssen sie zum Teil von benachbarten Plantagen durch den Matsch kommen-durchnässt, barfuss und erschöpft. Nach einer Stunde Fussmarsch können sich manche Kinder nicht mehr so gut konzentrieren und kommen erst gar nicht…
Die Probleme eines Kindergartens auf einer Kaffeeplantage in Ostafrika sind nun mal anders als die Probleme eines Kindergartens in Deutschland. Jetzt sind sowieso Ferien. Der Kindergarten startet erst wieder im Juli.


Mittwoch, 11. Juni 2014

Pentecoste - Pfingsten in Rauya :)

Alle Schwestern tanzen

Wir schenken unserer tansanischen Mama den Jubilaeums Ketenge. 50 Jahre Holy Spirit Sisters in Tansania

Wilhelmina (Nichte einer Schwester, lebt gerade bei uns bis Juli) und ich

Sr. Magreth und die Wazungus ;)



Interessante Zeit im OP

das OP-Gebaude

Dr. Rainer Boettge aus Frankfurt (gerade zu Besuch) und Oberschwester Sr. Josepha

Samstag, 7. Juni 2014

Holiday. Sunshine. Children. :)

Vom 25.05 – 02.06.14 gönnen wir uns eine Woche Urlaub. Da wir uns ja schon genug im Norden umgeschaut haben, geht es diesmal in den Süden. Die Reise führt uns nach Iringa.
Sonntag auf Montag übernachten wir in Arusha bei den Jungs, um möglichst den ersten Bus zu erwischen. Um 4:40 Uhr klingelt der Wecker und wir quälen uns aus dem gemeinsamen Bett. Nach einem kurzen Frühstück wartet schon der bestellte Taxifahrer vor der Tür. Es ist noch dunkel. Am Busstand angekommen, finden wir schnell den Bus nach Iringa. Um 6 Uhr soll die Fahrt beginnen. Erst sitzen wir in der vorletzten Reihe, als aber der Busbegleiter merkt, dass der Bus hinten die ganze Zeit hoch und runter wippt und wir wahrscheinlich schon ein bisschen blass um die Nase sind, bietet er uns netter Weise weiter vorne zwei Plätze an. Die Fahrt entpuppt sich am Ende noch als wirkliche Achterbahnfahrt. Bis nach Dodoma verläuft alles ruhig und wir schlafen die meiste Zeit. Kurz vor Dodoma wird so gar ein kleiner Stopp (15 Min.) eingelegt. Jeder sprintet auf die Toilette. Es wird die erste und die letzte Pause gewesen sein. Nach Dodoma werden die Straßenverhältnisse immer schlechter. Unseren Fahrer scheint das aber nicht zu interessieren und er rast weiter mit gefühlten 300 km/h. Zwischendurch schnipsen wir immer wieder in die Höhe, weil wir über kleine Anhäufungen auf der Straße fahren, die eigentliche als Geschwindigkeitsbremse dienen sollen. So langsam beginnen sich alle Fahrgäste aufzuregen über den brutalen Fahrstil, dagegen sind Johanna und ich noch regelrecht entspannt und gut gelaunt. Auf der Strecke nach Iringa liegen nicht viele Städte oder Dörfer, so dass wir hauptsächlich im Nirgendwo fahren und nur reine Natur um uns herum ist. Mitten im Nichts werden wir ein drittes Mal von einem Polizisten angehalten. Er schaut sich nur kurz im Bus um und will uns dann eigentlich weiter fahren lassen, aber die Fahrgäste beschweren sich lautstark über den Fahrer, so dass es zu einer längeren Diskussion kommt. Wir beobachten die Situation gespannt. Ein Mann steigt sogar aus mit all seinen Sachen und sagt: Sitaki kufa kwenye gari! Ich will nicht in diesem Auto sterben! Nachdem alle wieder eingestiegen sind, bis eben auf diesen Mann, geht die Fahrt weiter minimal weniger rasant. So langsam tut mir der Rücken und die Beine vom vielen Sitzen weh. Zum Schluss der Reise müssen wir noch Serpentinen passieren. Die Landschaft in dieser Region ist wirklich wunderschön und die Sonne neigt sich dem Horizont zu. Alles färbt sich gelblich-rot, wäre da nicht immer dieser Abgrund an der rechten Seite, den man lieber nicht runter schaut. Doch dann haben wir es geschafft und die Lichter von Iringa sind in Sicht nach 13 Stunden Busfahrt. Am Busstand werden wir von Anne und Nina abgeholt. Mit dem Taxi fahren wir ins Waisenheim nach Tosamaganga, wo die beiden leben zusammen mit Niklas. Es wird noch Abendbrot gegessen, ein wenig gequatscht, aber dann falle ich müde ins Bett.
Am nächsten Morgen weckt mich die Sonne anstatt des Weckers. Ich habe tief geschlafen und genieße die morgendliche kühle Dusche zum aufwachen. Hier in Iringa besteht keine Betpflicht wie bei uns. Die drei besuchen am Sonntag die Morgenmesse und ansonsten Nina vielleicht ab und zu die Abendmesse im Krankenhaus. Wir haben also eine Woche lang die Möglichkeit bis halb 9 Uhr zu schlafen. Ein Traum. Leider bin ich trotzdem jeden Morgen das erste Mal um 6 Uhr wach. Der Dienstag wird zum entspannten Schlaumeltag. Um 9:30 Uhr essen wir Frühstück. Danach gehen wir zu Anne und den Kindern, die auf dem Hof spielen. Niklas unterrichtet vormittags im Kindergarten gleich gegenüber des Waisenheims und Nina, gelernte Krankenschwester, arbeitet im Krankenhaus und kommt immer erst nachmittags zurück. Die Kinder begrüßen uns schreiend: Wageni, Wageni! Gäste, Gäste! Sie sind an weiße Reisegruppen gewöhnt, die ein paar Stunden vorbei schauen und Süßigkeiten und teilweise Spielzeug verteilen. Wir spielen mit den größeren Kindern Ball, nehmen die kleinsten auf den Arm, füttern und wickeln sie später. Für die Kinder gibt es zu jeder Mahlzeit Uji mit ein wenig Zucker und Ugali. In diesem Kinderheim leben Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren mit sehr unterschiedlichen Hintergründen. Bei den meisten ist die Mutter gestorben und der Vater kann oder will sich nicht um sie kümmern oder es gibt nur noch eine Großmutter, die das Kind erst wieder zu sich nehmen kann, wenn es älter ist. Nach dem Kindergarten verlassen die Kinder das Waisenheim. Um 13 Uhr gehen wir zum gemeinsamen Mittagessen mit den Schwestern. Die Drei aus Iringa leben mit 6 Schwestern zusammen. Gut gestärkt gehen wir zurück zu den Kindern, mittlerweile sind auch Niklas und Nina dabei. Ein kleiner Spaziergang mit den Größeren gibt uns die Möglichkeit die Umgebung genauer anzusehen. Es erinnert ein alles ein bisschen an Toskana. Natürlich ist gleich nach dem ersten Tag mein Rock voller Spuckflecken und mein T-Shirt klebt voller Uji. Aber das spielt gar keine Rolle, weil die Kinder einfach so goldig sind und man am liebsten alle mitnehmen würde. Am Abend lösen wir unsere Rastas endlich aus den Haaren, das dauert und tut weh, und überlegen , ob es sich lohnt noch weiter in den Süden zu reisen nach Mbeya. Da das aber nochmal 7 Stunden Busfahrt bedeuten würde und wir nur eine Woche Urlaub eingeplant haben, beschließen wir einfach hier zu bleiben.
Der Mittwoch beginnt wieder mit einem späten Frühstück. Danach verbringen wir den Vormittag mit den Kindern, die sich sehr freuen. Nachmittags wollen wir in die Stadt Iringa fahren, um ordentlich shoppen zu gehen. Wir bummeln durch alle Straßen und kleinen Märkte. Wir kaufen Stoffe, Armbänder, Mitbringsel für alle Lieben zu Hause und gönnen uns mittags eine leckere Originalsteinofenpizza bei einem echten Italiener. In Iringa gibt es viele Italiener, auch das Kinderheim wird viel von Italiener unterstützt und auch im Krankenhaus, wo Nina arbeitet, wuseln einige italienische Ärzte herum. Später stößt Nina zu uns und wir trinken noch einen Bananenfrapuccino in einem Café namens Neema Craft , darunter liegt der dazugehörige Laden. Neema Craft wurde von Briten ins Leben gerufen. Dort arbeiten nur behinderte Menschen, vor allem Taub-Stumme. Zufrieden mit unseren Einkäufen steigen wir ins volle Dalla Dalla und fahren zurück. Natürlich werden alle Schätze nochmal auf dem Bett ausgebreitet und begutachtet.
Der Donnerstag verläuft vergleichbar wie der Dienstag. Johanna liegt leider etwas erschöpft und kränklich im Bett, so dass wir sie erst mal ausreichend mit Tee und Medikamenten versorgen. Den Großteil des Tages verschläft sie. Schade, dass es nun genau im Urlaub passieren musste, aber vielleicht ist der Körper nun einfach runter gefahren und fordert Ruhe ein. Wir haben ja in der ganzen Tansaniazeit so gut wie nie krank im Bett gelegen. Ich begleite Anne zu den Kindern. Am Donnerstag unterrichtet sie und Niklas Mathe, Englisch und Computer immer zusätzlich noch in der Schneiderinnenschule, die sich mit auf dem Gelände befindet. Ich schaue mir Annes Englischunterricht an. Die Klasse ist rappel voll. Am Dienstag haben wir Anne geholfen einen Englischtest zu korrigieren. Obwohl sie seit Oktober den Inhalt des Tests mit ihnen lernt auf alle möglichen Art und Weisen, liegen nur 5 Leute bei über 70%. Für sie ein erschreckendes Ergebnis. Die Hälfte hat es nicht mal zu 50% geschafft. Die schlechteste Schülerin liegt bei 8%. Das kann einen doch wirklich zur Verzweiflung bringen. Doch als sie in meiner Anwesenheit den Test zurück gibt und alles nochmal genau durch spricht, wissen sie es plötzlich oder tun zumindest so, als hätten sie es verstanden. Ich bewundere Anne für ihre Geduld und Zuversicht. Am Nachmittag helfe ich ihr wieder bei den Kindern und spiele mit meinem absoluten Liebling Leila. Sie ist 2,5 Jahre alt, spricht nicht, brabbelt nur, kann nicht krabbeln oder laufen, ist manchmal aktiv, sitzt teilweise aber auch nur apathisch da, hat große Augen, aber einen winzigen Körper, sieht sehr zerbrechlich aus, hat kaum Muskeln und ist HIV positiv, aber besitzt ein zuckersüße Lächeln und manchmal einen richtig frechen Blick! Danach schaue ich mit Jojo einen Film.
Am Freitag stehe ich gemeinsam früh mit Nina auf und laufe zu Fuß mit ihr ins Krankenhaus. Vor der Arbeit wird gebetet, dann wird sich umgezogen. Wir besuchen eine Morgenbesprechung, die ziemlich lang dauert, dann gehen wir ins OP Gebäude, wo sie zur Zeit arbeitet. Immer in bestimmten Abständen wechselt sie den Arbeitsplatz/die Station. Es ist ihr letzter Tag dort. In der nächsten Woche wird sie auf der Kinderstation anfangen. Wir stellen eine Liste zusammen, was an Material fehlt und bringen diese in den Store. Danach gehen wir in den kleinen OP, wo Abszesse behandelt oder Gipse angelegt werden. Ein Pfleger, der ihr jeden Tag auf dieser Arbeitsstelle, die Arbeit schwer gemacht hat, ist natürlich plötzlich scheiß freundlich. Wir quatschen viel über ihre Arbeit, ihre Aufgaben und wie es so bei uns im Health Centre läuft. Eines ist klar, wir haben ein anderes Verständnis von Hygiene. Unglaublich ist allerdings, dass sie Nina teilweise einfach nicht glauben, dass sie eine richtige Krankenschwester ist, die auch schon in Deutschland gearbeitet hat. Bei vielen Sachen trauen sie ihr einfach nicht zu, dass sie das kann oder lachen nur. So viel zum Thema Respekt. Auf jeden Fall hat sie dort ziemlich zu kämpfen. Zum Mittagessen gehen ich zurück ins Waisenheim. Leider haben wir Wasserausfall, was nach Angaben von Anne noch nie in der ganzen Zeit vorgekommen ist. Also Pech für uns. Nachmittags kommt eine Tourigruppe aus den USA vorbei, verteilen eben Süßigkeiten, Luftballons und Spielzeug. Eine Plastikkröte löst großes Schrecken bei den Kindern aus und ich habe plötzlich fünf, die auf meinen Arm wollen. Ich finde ihre Anwesenheit ehrlich unangenehm, vor allem weil sie die kleinen Babys einfach ohne zu fragen aus ihren Betten zerren, die wir gerade zum schlafen hingelegt haben. Da kommt auch bei den Dadas, Frauen, die im Kinderheim arbeiten, Freude auf. Nina erklärt mir, dass es aber schön für die großen Kinder ist, weil es eine Abwechslung zum normalen Alltag darstellt. Als jeder sein Foto mit einem schwarzen Baby mit Kulleraugen geschossen hat, fahren sie wieder.
Jojo geht es schon ein bisschen besser. Trotzdem fährt sie gemeinsam mit Nina abends nochmal ins Krankenhaus und lässt sich testen und erhält Medikamenten. Am Abend halten die Schwestern noch eine Überraschung für uns bereit, es gibt selbst gemachte Pizza! Da Jojo im Bett liegt, bringe ich ihr einen verdeckten Teller und teile ihr mit, dass es leider nur noch Ugali und ein bisschen Gemüse gab. Sie schaut mich wenig begeistert an und sagt, dass sie eh keinen Hunger hätte und öffnet den Teller. Alle beginnen zu lachen! Tja Pizza ist ein wahres Wunderheilmittel. :)
Der Samstag ist nun der letzte Tag in Iringa. Jojo muss leider im Bett bleiben. Wir drei fahren nochmal in die Stadt, um Besorgungen zu erledigen und lecker beim Griechen essen zu gehen, so dass wir danach schön nach Knoblauch stinken! :)
Anne und Paula aus Mbeya sind auf dem Weg nach Iringa. Sie wollen hier zwischen übernachten und mit uns am Sonntag weiter bis nach Dodoma reisen und dann weiter nach Kondoa, um dann eine Reise im Norden zu starten. Bald kommen sie auch zu uns nach Sanya Juu. Wir holen sie also vom Busstand ab und besorgen gleich ein Ticket für den nächsten Tag. Für Johanna habe ich als Aufmunterung ein Stück Bananen-Schoko-Kuchen gekauft. Abends ist dann die Bude voller Mädels und Niklas ist der Hahn im Korb. :) Es gibt viel zu erzählen. Doch am nächsten Morgen müssen wir alle früh raus, da der Bus um 6 Uhr abfährt. Also löst sich die Quatschrunde doch schnell auf und jeder kuschelt sich in sein Bett. Ich habe in Iringa echt traumhaft gut geschlafen und neue Kraft getankt. In der Dunkelheit des Sonntagmorgens verabschieden wir uns von Anne, Nina und Niklas. Ein Taxi bringt uns zum Bus und schon sitzen wir auf unseren Plätzen. Die Rückfahrt ist noch länger als die Hinfahrt, 14 Stunden, und so fühlt es sich auch an. Ein kleines Highlight sind Giraffen und Zebras, die wir aus dem Busfenster in der Ferne erblicken können. In Arusha schlafen wir wieder bei den Jungs. Und am Montag fahren wir mit Dalla Dalla und fetten Rucksäcken auf dem Rücken zurück nach Hause, wo erst mal ordentlich gewaschen wird und ich ein Mittagsschläfchen mache.
Das war wirklich Urlaub!
Am 14.06-15.06.14 fahren wir für zwei Tage auf Safari, Ngorogoro und Tarangire Nationalpark. Witzigerweise hatten wir auch hier neulich Elefanten im „Garten“, also auf unseren Feldern. 15 Stück, die sich verirrt hatten. Doch leider durften wir nicht näher ran, da sie wohl sehr aggressiv seien, weil ein Kind dabei war. Ich hoffe also auf den Besuch im Nationalpark. :)
Im Moment ist ein deutscher Chirurg aus Frankfurt zu Besuch und wir sind zwei Wochen im OP bei Operationen dabei. Eine sehr spannende Angelegenheit. Und morgen fahren wir nach Rauya, um Pentecoste/Pfingsten zu feiern. Montag ist kein Feiertag bei uns!


Info:
Es besteht die Möglichkeit für ein Kind in Tosamaganga eine Patenschaft zu übernehmen. Falls jemand daran interessiert ist oder genauere Informationen darüber haben möchte, bitte bei mir melden. 

 
Lilli
die suesse Leila
Anne


Baby Elias

Elias und Ich

Johnny
Babys
Leila und Ich
Es gibt Uji mit Zucker :)

Mein Tagesablauf

Unsere Tage in Tansania sind gezählt und so langsam müssen wir uns an den Gedanken gewöhnen, dass wir in 7 Wochen im Flieger sitzen, Afrika ein letztes Mal zu winken und ins sommerliche Deutschland zurück kehren. Irgendwie ein komischer Gedanke, denn nach so langer Zeit in einem fremden Land fühlt man sich doch als Teil und auch hier bei den Schwestern als Teil der Gemeinschaft, auch wenn ich wirklich darauf verzichten könnte, jeden Tag morgens und abends in die Kirche zu gehen. Mittlerweile sind unsere Aufgaben klar, wir tragen Verantwortung, wir machen Scherze in Kiswahili und werden jedes Mal herzlich umarmt, wenn wir von einer Reise heil und gesund zurück kehren. Es ist Alltag eingekehrt. Manchmal denke ich, nicht schon wieder der gleiche Tagesablauf, aber wenn ich länger darüber nachdenke, dann bin ich froh darüber. Die ganzen ersten Monate war an einen normalen Alltag nicht zu denken. Jeder Tag war neu, brachte Unsicherheit, verlangte viel Kraft. Doch jetzt weiß ich, wo mein Platz ist und fühle mich zu Hause. Dieses Gefühl ist ein großer Gewinn und macht mich glücklich. Es ist mehr als nur angekommen zu sein. Ich würde behaupten, dass war ich auch schon im Dezember/Januar. Jetzt habe ich den Eindruck wirklich dazu zu gehören und vor allem das Wissen, ich werde vermisst, wenn ich weggehe. Ich glaube, die Schwestern sind sehr zufrieden mit unserer Arbeit und froh über unsere Anwesenheit. Und Johanna und ich werden sie schrecklich vermissen, die eine oder andere mehr oder weniger.

Wie sieht ein normaler Wochentag im Health Centre aus? (Montag Laborarbeit)

5:40 : Mein Wecker klingelt. Ich drücke auf den Lichtschalter, nichts tut sich. Stromausfall.
Ich knipse meine Taschenlampe an und suche meine Sachen zusammen.
5:55 : Es ist nicht mehr viel Zeit und ich muss ziemlich fix Zähne putzen.
6:00 : Wir laufen in der absoluten Dunkelheit mit den Nonnen zur Kirche auf der Farm.
6:15: Alle Schüler der Magnificat Secondary School und alle Nonnen sitzen auf ihren Plätzen. Die Messe beginnt.
7:00 : Ende der Messe. Wir laufen gemütlich unseren Trampelpfad zurück zum Health Centre. Es ist kühl.
7:12 : Johanna und ich gehen in unsere Zimmer und warten bis es Frühstück gibt. Ich lese mein Buch weiter.
7:50 : Wir gehen gemeinsam zum Frühstück. Es gibt Uji (Brei) mit Dickmilch und Zucker, dazu trinke ich heute Kaffee zum wach werden. Zur Ausnahme essen wir nicht nur frische Milchbrötchen mit Marmelade, sondern es gibt noch süße Mandazi (Schmalzgebäck).
8:15 : Das Geschirr muss gespült werden. Danach gehen wir Zähne putzen.
8:30 : Ich ziehe mir meinen weißen schicken Kittel über und trenne mich auf halben Weg von Johanna und laufe Richtung Labor, wo ich heute mit Sr. Laura arbeiten werde.
8:35 : Ich bin dabei alles vorzubereiten, das heißt alle Türen und Schränke aufzuschließen, das Mikroskop und die Zentrifuge an ihren Platz zu stellen, das Wasser für die BS zu tauschen, neue Urinbecher aus dem Spülraum zu bringen und die HB-Maschine auszupacken.
8:50 : Sr. Laura kommt ins Labor.
11:00 : Sehr viele Patienten kommen auf einmal. Montag gibt es immer viel zu tun! Ich mache Tests, schreibe alle Ergebnisse in das Buch.
13.30 : Langsam ist ein Ende in Sicht. Sr. Laura wirkt schon ganz müde. Sie kann aber immer noch Scherze machen. Ich lege jetzt eine Mittagspause ein und esse lecker Ugali (Maisbrei) mit Mboga (Krautgemüse) und manchmal Bohnen. Johanna stößt dazu.
14:10 : Es gibt einen Personalwechsel. Sr. Teddy übernimmt die Nachmittagsschicht. Wir testen noch einzelne Patienten. Einige Patienten, die HIV freiwillig testen möchten, kommen meist erst nachmittags.
14:45 : Zwei tansanische Ärtze kommen und prüfen Reporte, die wir in den letzten Monaten erstellt haben. Sie sind zufrieden.
15:15 : Keine Patienten mehr in Sicht. Ich räume alles auf und helfe Sr. Teddy beim abwaschen.
15:15: Ich gehe zum OPD (Office) und schaue, was Johanna so treibt. Dort treffe ich auch auf Sr. Lucila und Sr. Josepha.
16:00: Arbeitsschluss – Jojo und ich schauen im Wodini vorbei bei einer sehr süßen kleinen Patientin, die jedem das Herz zum schmelzen bringt. Mary hat Durchfall und Erbrechen. Mama Mary schickt uns zum Orangensaft pressen. Gemeinsam mit Hosiana, die im Laden vom H/C arbeitet, bereiten wir den Saft und bringen ihn zu Mary. Danach wollen wir eigentlich nach Hause, werden aber in der Dispensary von Sr. Dativa abgefangen, die gern möchte, dass wir ein paar Fotos machen. Am Ende wird es ein Fotoshooting mit Sr. Dativa, Sr. Lucila, unserem Driver Kenedy und einem unserer netten Handwerker Harmony. (Meist gehen wir aber um diese Zeit schon ins Haus und haben Freizeit, die wir selber gestalten.)
17:00 : Wir sind zurück im Haus. Nun wird fleißig Wäsche mit der Hand gewaschen.
17:14 : Ich hänge die Wäsche draußen auf der Leine auf und schaffe noch unseren Müll runter in den Verbrennungsofen.
17:45 : Ich liege im Bett und höre Musik und mache einfach für ein paar Minuten meine Augen zu. Dann lese ich noch mein Buch weiter.
18:30 : Gründlich mit Antimückenspray eingesprüht gehen Johanna und ich zum Evening Prayer in die Kapelle im Schwesternhaus. (Mittlerweile müssen wir nicht mehr jeden Abend hingehen.)
19:55 : Wir sind fertig mit beten und gehen in unseren Essensraum zum Abendbrot. Wir essen Bohnenbrei und extra für uns gibt es noch Nudeln und Chilisauce. Wir schauen ITV Nachrichten im Fernsehen, der dröhnend laut gestellt ist.
20:25 : Wir spülen wie jeden Abend gemeinsam mit den Schwestern ab.
20:45 : Die Nachrichten werden ausgemacht. Wir beten und es werden wichtige Ansagen mitgeteilt.
21:00 : Wir gehen doch ziemlich erschöpft ins Haus. Ich springe noch schnell unter die kalte Dusche. Johanna und ich quatschen noch ein wenig bis jeder sich in sein Bett unter das beschützende Moskitonetz kuschelt.
22:15: Ich mache das Licht aus. Gute Nacht!