Samstag, 7. Juni 2014

Holiday. Sunshine. Children. :)

Vom 25.05 – 02.06.14 gönnen wir uns eine Woche Urlaub. Da wir uns ja schon genug im Norden umgeschaut haben, geht es diesmal in den Süden. Die Reise führt uns nach Iringa.
Sonntag auf Montag übernachten wir in Arusha bei den Jungs, um möglichst den ersten Bus zu erwischen. Um 4:40 Uhr klingelt der Wecker und wir quälen uns aus dem gemeinsamen Bett. Nach einem kurzen Frühstück wartet schon der bestellte Taxifahrer vor der Tür. Es ist noch dunkel. Am Busstand angekommen, finden wir schnell den Bus nach Iringa. Um 6 Uhr soll die Fahrt beginnen. Erst sitzen wir in der vorletzten Reihe, als aber der Busbegleiter merkt, dass der Bus hinten die ganze Zeit hoch und runter wippt und wir wahrscheinlich schon ein bisschen blass um die Nase sind, bietet er uns netter Weise weiter vorne zwei Plätze an. Die Fahrt entpuppt sich am Ende noch als wirkliche Achterbahnfahrt. Bis nach Dodoma verläuft alles ruhig und wir schlafen die meiste Zeit. Kurz vor Dodoma wird so gar ein kleiner Stopp (15 Min.) eingelegt. Jeder sprintet auf die Toilette. Es wird die erste und die letzte Pause gewesen sein. Nach Dodoma werden die Straßenverhältnisse immer schlechter. Unseren Fahrer scheint das aber nicht zu interessieren und er rast weiter mit gefühlten 300 km/h. Zwischendurch schnipsen wir immer wieder in die Höhe, weil wir über kleine Anhäufungen auf der Straße fahren, die eigentliche als Geschwindigkeitsbremse dienen sollen. So langsam beginnen sich alle Fahrgäste aufzuregen über den brutalen Fahrstil, dagegen sind Johanna und ich noch regelrecht entspannt und gut gelaunt. Auf der Strecke nach Iringa liegen nicht viele Städte oder Dörfer, so dass wir hauptsächlich im Nirgendwo fahren und nur reine Natur um uns herum ist. Mitten im Nichts werden wir ein drittes Mal von einem Polizisten angehalten. Er schaut sich nur kurz im Bus um und will uns dann eigentlich weiter fahren lassen, aber die Fahrgäste beschweren sich lautstark über den Fahrer, so dass es zu einer längeren Diskussion kommt. Wir beobachten die Situation gespannt. Ein Mann steigt sogar aus mit all seinen Sachen und sagt: Sitaki kufa kwenye gari! Ich will nicht in diesem Auto sterben! Nachdem alle wieder eingestiegen sind, bis eben auf diesen Mann, geht die Fahrt weiter minimal weniger rasant. So langsam tut mir der Rücken und die Beine vom vielen Sitzen weh. Zum Schluss der Reise müssen wir noch Serpentinen passieren. Die Landschaft in dieser Region ist wirklich wunderschön und die Sonne neigt sich dem Horizont zu. Alles färbt sich gelblich-rot, wäre da nicht immer dieser Abgrund an der rechten Seite, den man lieber nicht runter schaut. Doch dann haben wir es geschafft und die Lichter von Iringa sind in Sicht nach 13 Stunden Busfahrt. Am Busstand werden wir von Anne und Nina abgeholt. Mit dem Taxi fahren wir ins Waisenheim nach Tosamaganga, wo die beiden leben zusammen mit Niklas. Es wird noch Abendbrot gegessen, ein wenig gequatscht, aber dann falle ich müde ins Bett.
Am nächsten Morgen weckt mich die Sonne anstatt des Weckers. Ich habe tief geschlafen und genieße die morgendliche kühle Dusche zum aufwachen. Hier in Iringa besteht keine Betpflicht wie bei uns. Die drei besuchen am Sonntag die Morgenmesse und ansonsten Nina vielleicht ab und zu die Abendmesse im Krankenhaus. Wir haben also eine Woche lang die Möglichkeit bis halb 9 Uhr zu schlafen. Ein Traum. Leider bin ich trotzdem jeden Morgen das erste Mal um 6 Uhr wach. Der Dienstag wird zum entspannten Schlaumeltag. Um 9:30 Uhr essen wir Frühstück. Danach gehen wir zu Anne und den Kindern, die auf dem Hof spielen. Niklas unterrichtet vormittags im Kindergarten gleich gegenüber des Waisenheims und Nina, gelernte Krankenschwester, arbeitet im Krankenhaus und kommt immer erst nachmittags zurück. Die Kinder begrüßen uns schreiend: Wageni, Wageni! Gäste, Gäste! Sie sind an weiße Reisegruppen gewöhnt, die ein paar Stunden vorbei schauen und Süßigkeiten und teilweise Spielzeug verteilen. Wir spielen mit den größeren Kindern Ball, nehmen die kleinsten auf den Arm, füttern und wickeln sie später. Für die Kinder gibt es zu jeder Mahlzeit Uji mit ein wenig Zucker und Ugali. In diesem Kinderheim leben Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren mit sehr unterschiedlichen Hintergründen. Bei den meisten ist die Mutter gestorben und der Vater kann oder will sich nicht um sie kümmern oder es gibt nur noch eine Großmutter, die das Kind erst wieder zu sich nehmen kann, wenn es älter ist. Nach dem Kindergarten verlassen die Kinder das Waisenheim. Um 13 Uhr gehen wir zum gemeinsamen Mittagessen mit den Schwestern. Die Drei aus Iringa leben mit 6 Schwestern zusammen. Gut gestärkt gehen wir zurück zu den Kindern, mittlerweile sind auch Niklas und Nina dabei. Ein kleiner Spaziergang mit den Größeren gibt uns die Möglichkeit die Umgebung genauer anzusehen. Es erinnert ein alles ein bisschen an Toskana. Natürlich ist gleich nach dem ersten Tag mein Rock voller Spuckflecken und mein T-Shirt klebt voller Uji. Aber das spielt gar keine Rolle, weil die Kinder einfach so goldig sind und man am liebsten alle mitnehmen würde. Am Abend lösen wir unsere Rastas endlich aus den Haaren, das dauert und tut weh, und überlegen , ob es sich lohnt noch weiter in den Süden zu reisen nach Mbeya. Da das aber nochmal 7 Stunden Busfahrt bedeuten würde und wir nur eine Woche Urlaub eingeplant haben, beschließen wir einfach hier zu bleiben.
Der Mittwoch beginnt wieder mit einem späten Frühstück. Danach verbringen wir den Vormittag mit den Kindern, die sich sehr freuen. Nachmittags wollen wir in die Stadt Iringa fahren, um ordentlich shoppen zu gehen. Wir bummeln durch alle Straßen und kleinen Märkte. Wir kaufen Stoffe, Armbänder, Mitbringsel für alle Lieben zu Hause und gönnen uns mittags eine leckere Originalsteinofenpizza bei einem echten Italiener. In Iringa gibt es viele Italiener, auch das Kinderheim wird viel von Italiener unterstützt und auch im Krankenhaus, wo Nina arbeitet, wuseln einige italienische Ärzte herum. Später stößt Nina zu uns und wir trinken noch einen Bananenfrapuccino in einem Café namens Neema Craft , darunter liegt der dazugehörige Laden. Neema Craft wurde von Briten ins Leben gerufen. Dort arbeiten nur behinderte Menschen, vor allem Taub-Stumme. Zufrieden mit unseren Einkäufen steigen wir ins volle Dalla Dalla und fahren zurück. Natürlich werden alle Schätze nochmal auf dem Bett ausgebreitet und begutachtet.
Der Donnerstag verläuft vergleichbar wie der Dienstag. Johanna liegt leider etwas erschöpft und kränklich im Bett, so dass wir sie erst mal ausreichend mit Tee und Medikamenten versorgen. Den Großteil des Tages verschläft sie. Schade, dass es nun genau im Urlaub passieren musste, aber vielleicht ist der Körper nun einfach runter gefahren und fordert Ruhe ein. Wir haben ja in der ganzen Tansaniazeit so gut wie nie krank im Bett gelegen. Ich begleite Anne zu den Kindern. Am Donnerstag unterrichtet sie und Niklas Mathe, Englisch und Computer immer zusätzlich noch in der Schneiderinnenschule, die sich mit auf dem Gelände befindet. Ich schaue mir Annes Englischunterricht an. Die Klasse ist rappel voll. Am Dienstag haben wir Anne geholfen einen Englischtest zu korrigieren. Obwohl sie seit Oktober den Inhalt des Tests mit ihnen lernt auf alle möglichen Art und Weisen, liegen nur 5 Leute bei über 70%. Für sie ein erschreckendes Ergebnis. Die Hälfte hat es nicht mal zu 50% geschafft. Die schlechteste Schülerin liegt bei 8%. Das kann einen doch wirklich zur Verzweiflung bringen. Doch als sie in meiner Anwesenheit den Test zurück gibt und alles nochmal genau durch spricht, wissen sie es plötzlich oder tun zumindest so, als hätten sie es verstanden. Ich bewundere Anne für ihre Geduld und Zuversicht. Am Nachmittag helfe ich ihr wieder bei den Kindern und spiele mit meinem absoluten Liebling Leila. Sie ist 2,5 Jahre alt, spricht nicht, brabbelt nur, kann nicht krabbeln oder laufen, ist manchmal aktiv, sitzt teilweise aber auch nur apathisch da, hat große Augen, aber einen winzigen Körper, sieht sehr zerbrechlich aus, hat kaum Muskeln und ist HIV positiv, aber besitzt ein zuckersüße Lächeln und manchmal einen richtig frechen Blick! Danach schaue ich mit Jojo einen Film.
Am Freitag stehe ich gemeinsam früh mit Nina auf und laufe zu Fuß mit ihr ins Krankenhaus. Vor der Arbeit wird gebetet, dann wird sich umgezogen. Wir besuchen eine Morgenbesprechung, die ziemlich lang dauert, dann gehen wir ins OP Gebäude, wo sie zur Zeit arbeitet. Immer in bestimmten Abständen wechselt sie den Arbeitsplatz/die Station. Es ist ihr letzter Tag dort. In der nächsten Woche wird sie auf der Kinderstation anfangen. Wir stellen eine Liste zusammen, was an Material fehlt und bringen diese in den Store. Danach gehen wir in den kleinen OP, wo Abszesse behandelt oder Gipse angelegt werden. Ein Pfleger, der ihr jeden Tag auf dieser Arbeitsstelle, die Arbeit schwer gemacht hat, ist natürlich plötzlich scheiß freundlich. Wir quatschen viel über ihre Arbeit, ihre Aufgaben und wie es so bei uns im Health Centre läuft. Eines ist klar, wir haben ein anderes Verständnis von Hygiene. Unglaublich ist allerdings, dass sie Nina teilweise einfach nicht glauben, dass sie eine richtige Krankenschwester ist, die auch schon in Deutschland gearbeitet hat. Bei vielen Sachen trauen sie ihr einfach nicht zu, dass sie das kann oder lachen nur. So viel zum Thema Respekt. Auf jeden Fall hat sie dort ziemlich zu kämpfen. Zum Mittagessen gehen ich zurück ins Waisenheim. Leider haben wir Wasserausfall, was nach Angaben von Anne noch nie in der ganzen Zeit vorgekommen ist. Also Pech für uns. Nachmittags kommt eine Tourigruppe aus den USA vorbei, verteilen eben Süßigkeiten, Luftballons und Spielzeug. Eine Plastikkröte löst großes Schrecken bei den Kindern aus und ich habe plötzlich fünf, die auf meinen Arm wollen. Ich finde ihre Anwesenheit ehrlich unangenehm, vor allem weil sie die kleinen Babys einfach ohne zu fragen aus ihren Betten zerren, die wir gerade zum schlafen hingelegt haben. Da kommt auch bei den Dadas, Frauen, die im Kinderheim arbeiten, Freude auf. Nina erklärt mir, dass es aber schön für die großen Kinder ist, weil es eine Abwechslung zum normalen Alltag darstellt. Als jeder sein Foto mit einem schwarzen Baby mit Kulleraugen geschossen hat, fahren sie wieder.
Jojo geht es schon ein bisschen besser. Trotzdem fährt sie gemeinsam mit Nina abends nochmal ins Krankenhaus und lässt sich testen und erhält Medikamenten. Am Abend halten die Schwestern noch eine Überraschung für uns bereit, es gibt selbst gemachte Pizza! Da Jojo im Bett liegt, bringe ich ihr einen verdeckten Teller und teile ihr mit, dass es leider nur noch Ugali und ein bisschen Gemüse gab. Sie schaut mich wenig begeistert an und sagt, dass sie eh keinen Hunger hätte und öffnet den Teller. Alle beginnen zu lachen! Tja Pizza ist ein wahres Wunderheilmittel. :)
Der Samstag ist nun der letzte Tag in Iringa. Jojo muss leider im Bett bleiben. Wir drei fahren nochmal in die Stadt, um Besorgungen zu erledigen und lecker beim Griechen essen zu gehen, so dass wir danach schön nach Knoblauch stinken! :)
Anne und Paula aus Mbeya sind auf dem Weg nach Iringa. Sie wollen hier zwischen übernachten und mit uns am Sonntag weiter bis nach Dodoma reisen und dann weiter nach Kondoa, um dann eine Reise im Norden zu starten. Bald kommen sie auch zu uns nach Sanya Juu. Wir holen sie also vom Busstand ab und besorgen gleich ein Ticket für den nächsten Tag. Für Johanna habe ich als Aufmunterung ein Stück Bananen-Schoko-Kuchen gekauft. Abends ist dann die Bude voller Mädels und Niklas ist der Hahn im Korb. :) Es gibt viel zu erzählen. Doch am nächsten Morgen müssen wir alle früh raus, da der Bus um 6 Uhr abfährt. Also löst sich die Quatschrunde doch schnell auf und jeder kuschelt sich in sein Bett. Ich habe in Iringa echt traumhaft gut geschlafen und neue Kraft getankt. In der Dunkelheit des Sonntagmorgens verabschieden wir uns von Anne, Nina und Niklas. Ein Taxi bringt uns zum Bus und schon sitzen wir auf unseren Plätzen. Die Rückfahrt ist noch länger als die Hinfahrt, 14 Stunden, und so fühlt es sich auch an. Ein kleines Highlight sind Giraffen und Zebras, die wir aus dem Busfenster in der Ferne erblicken können. In Arusha schlafen wir wieder bei den Jungs. Und am Montag fahren wir mit Dalla Dalla und fetten Rucksäcken auf dem Rücken zurück nach Hause, wo erst mal ordentlich gewaschen wird und ich ein Mittagsschläfchen mache.
Das war wirklich Urlaub!
Am 14.06-15.06.14 fahren wir für zwei Tage auf Safari, Ngorogoro und Tarangire Nationalpark. Witzigerweise hatten wir auch hier neulich Elefanten im „Garten“, also auf unseren Feldern. 15 Stück, die sich verirrt hatten. Doch leider durften wir nicht näher ran, da sie wohl sehr aggressiv seien, weil ein Kind dabei war. Ich hoffe also auf den Besuch im Nationalpark. :)
Im Moment ist ein deutscher Chirurg aus Frankfurt zu Besuch und wir sind zwei Wochen im OP bei Operationen dabei. Eine sehr spannende Angelegenheit. Und morgen fahren wir nach Rauya, um Pentecoste/Pfingsten zu feiern. Montag ist kein Feiertag bei uns!


Info:
Es besteht die Möglichkeit für ein Kind in Tosamaganga eine Patenschaft zu übernehmen. Falls jemand daran interessiert ist oder genauere Informationen darüber haben möchte, bitte bei mir melden. 

 
Lilli
die suesse Leila
Anne


Baby Elias

Elias und Ich

Johnny
Babys
Leila und Ich
Es gibt Uji mit Zucker :)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen