In
den letzten zwei Monaten haben Johanna und ich schon mehrere
groteske, lustige bis befremdliche Situationen erlebt. Ich habe zwei
Heiratsanträge erhalten und für Johanna wurde schon eine weiße
Nonnenkutte gebügelt.
Der
ersten Heiratsantrag wurde mir von einem Boss aus unserem Distrikt in
unserem Labor offenbart. Er war gekommen, um bestimmte
Laborergebnisse unter dem Mikroskop ein weiteres Mal zu untersuchen,
da diese als Test vom Gouvernement, um die Qualität des Labors zu
prüfen, geschickt wurden. Allerdings muss ich sagen, dass dieser
Heiratsantrag keine Frage beinhaltete, sondern eine reine
Feststellung war. Er begrüßte mich freundlich, nahm mich bei der
Hand, zog ein Stuhl heran und setzte sich mir gegenüber. Dann wurde
ich gefragt, wie alt ich sei, ob ich verheiratet sei oder Kinder
habe, ob ich die Schule abgeschlossen hätte, woher ich komme und wie
lange ich in Tanzania bleibe. Ich versuchte zu argumentieren, dass er
mich ja gar nicht kenne. Ach, das wäre kein Problem. In zehn Monaten
könnte man sich schon kennen lernen und er würde mir außerdem sehr
gutes Kiswahili beibringen. Ich habe dann nett gelächelt, etwas
schockiert, und bin zu Johanna ins OPD geflüchtet. Als ich dort
ankam, hat es zum Glück angefangen in Strömen zu regnen. Ich konnte
also leider nicht wieder zurück! Die Frau hat hier wirklich kaum
etwas mit zu entscheiden. Die zu dem Zeitpunkt arbeitende Nonne im
Labor hat auch nur etwas unsicher gelächelt und nichts gesagt.
Später meinte sie aber „He is a good man.“.
Eine
zweite etwas besondere Begebenheit hatte ich einige Zeit später in
der Dispensary. An dem Tag kamen Männer aus dem KCMC (großes
Krankenhaus in Moshi) und dem Medical Store Departement Moshi. Diese
kontrollierten die Medikamente in OPD, Klinik und Dispensary, ob sie
schon abgelaufen sind oder ob es eine strukturierte Ordnung gibt.
Ganz plötzlich sollte ich in der Dispensary noch einige Medikamente
hinten im Store beschriften. So unauffällig wie es ging, beschrieb
ich Zettel, schnitt sie aus und klebte sie an die Regale an die
richtige Stelle. Mittlerweile kleben überall Beschriftungen.
Natürlich kam genau in dieser Sekunde einer der Männer zu mir und
fing ein Gespräch an. Ich tat natürlich so, als würde ich etwas
total unwichtiges machen. Er fragte mich, ob ich Lahm und Özil
kennen würde und auch so ein Fußballfan wäre wie er. Dieser suchte
wenigstens vorher nach Gemeinsamkeiten. (: Und natürlich wollte er
auch wissen, ob ich verheiratet sei. Daraufhin wollte er meine
Mailadresse haben. Ich sagte vielleicht später, da mich genau in
diesem Moment eine Schwester ins OPD schickte und mir zuflüsterte,
gib sie ihm nicht. Meine Zuflucht war also mal wieder das OPD, in dem
Johanna weilte. Und witzigerweise fing es auch wieder heftig zu
regnen an. Doch dann kam eine Schwester und meinte, schreib bitte
kurz deine Mailadresse auf einen Zettel, der eine Mann möchte sie
haben. Ich war etwas verunsichert, aber die Schwester lies keine
Zweifel aufkommen, dass sie es ernst meinte. Ich schrieb sie also auf
und gleich am selben Tag bekam ich eine Mail, allerdings nur in
meinen Spamordner. Nun hat er es aber aufgegeben mir zu schreiben.
Nun
kurz zu Johannas Aussicht als Nonne. Ich stehe in diesem Punkt nicht
zur Debatte, weil ich evangelisch und nicht katholisch bin. Aber
Johanna wurde schon zur Seite genommen und gefragt, ob sie denn nicht
Nonne werden wollen würde und am besten doch gleich hier in Kilari.
Johanna hat freundlich gelächelt und geschickt gesagt, if God
wishes. Die Nonnen haben ihr geraten dafür zu beten, dass sie Gott
auf diesen Weg führe. Trotzdem glaube ich in unserer beider Namen zu
sprechen, wenn ich sage, wir respektieren das Nonnenleben sehr,
wünschen uns aber eher eine Familie.
Ich
muss sagen, dass waren sehr spezielle Erfahrungen.
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