Ein
bisschen Spaß muss sein. (:
Johanna
und ich habe mit einem besonderen Gast seit nun mehr als zwei Wochen
unseren Spaß, allerdings kippt es langsam ins Genervt sein über und
wir hoffen, dass er sich diese Woche nun doch entscheidet nach Hause
zu gehen. Er meint zwar, er dürfte nicht, aber von den Schwestern
aus, wäre es eigentlich kein Problem.
Es
handelt sich um Father Henry. Er ist ein Holy Spirit Father und lebt
eigentlich in Sabuko, wenn er nicht gerade Indien oder Europa
bereist. Sabuko ist nicht weit von uns entfernt. Die Kilari Farm
gehört praktisch den Holy Spirit Fathers und den Holy Spirit Sisters
zu gleichen Teilen. Wir leben in dem Teil, der Bethania genannt wird
und die Fathers leben in Sabuko. Zu Fuß braucht man ungefähr eine
halbe Stunde durch das Nirgendwo, um dorthin zu gelangen. Father
Henry ist beziehungsweise war krank. Aus diesem Grund lebt er gerade
bei uns und als Father hat man nun mal das Privileg nicht auf der
normalen Station zu schlafen, sondern im Gästehaus. Durch seine
viele Arbeit und seine ganzen Projekte hatte er sehr an Energie
verloren, war dauerschlapp, oft kränklich und nicht gut drauf. Noch
dazu kam das Wasser in seinen Beinen und sein starker Husten. Hier
im Health Centre soll er Ruhe, Medikamente und gutes Essen bekommen.
Am 23.12 saß er einfach bei uns im Wohnzimmer, als wir vom
Plätzchenbacken kamen. Eigentlich war geplant, dass er nach circa
2-3 Tagen wieder nach Hause geht, aber im Moment ist er noch hier.
Warum ich schreibe hat den Grund, dass dieser Mann uns in den letzten
Wochen sehr viel über die Politik in Tansania, die Welt, das Leben
und dem Glauben erzählt und beigebracht hat. Dieser Mann beeindruckt
mich durch sein Wissen, seine Logik, bringt mich aber auch sehr oft
zum schmunzeln. Reden ist wirklich seine absolute Leidenschaft.
Schnell wird der Dialog zum Monolog, oft sehr spannend, doch auf
Englisch und teilweise Kiswahili ist es nicht ganz leicht lange zu
folgen. Also immer aufgepasst, ob eine Frage gestellt wird. Sein
Mitteilungsbedürfnis endet sogar nicht mal im Schlaf. Dabei trägt
er immer seine berühmte blaue Wollmütze. Zur Weihnachtszeit ist er
nicht aus dem Haus gegangen, weil ihm einfach die Kraft dazu fehlte.
Also haben wir versucht die Weihnacht in unser kitschig geschmücktes
Häuslein zu holen. Am 25.12 haben wir abends mit ihm gemeinsam
deutsche Weihnachtslieder gesungen im Lichterkettenschein. Ich habe
teilweise Flöte gespielt und Johanna Keyboard. Zu dritt klang es
zwar etwas schief, aber er sang voller Inbrunst und ich werde einfach
nicht sein zufriedenes und glückliches Lächeln vergessen. An diesem
Abend dachte ich, es ist wirklich Weihnachten. Die Tage darauf haben
wir oft zusammen gesessen und haben über Politik geredet. Er liebt
Nyerere und spricht immer über den Mwalimu, den Lehrer, und den
Genie. Für ihn ist Kikwete, der aktuelle Präsident, der
unbrauchbarste Präsident aller Zeiten. Damit vertritt er die Meinung
vieler Tansanier. Übrigens hat Obama aus seiner Sicht definitiv
asiatische Wurzeln und keine afrikanischen.
Pater
Henry liebt Schach. Zu Weihnachten hat er ein Spiel geschenkt
bekommen. Gut, dass er zwei Mädchen hat, die nie Nein zu einem Spiel
sagen können. Ich würde sagen, dass ich mich nach dem täglichen
Training in den letzten zwei Wochen wirklich stark verbessert habe.
Trotzdem gewinnt eigentlich immer er. Der Witz an der Sache ist nur,
dass wenn du im Prinzip schon offensichtlich verloren hast und
denkst, jetzt könnte ich langsam ins Bett gehen, findet er einen
Trick, damit das Spiel ja noch zehn Minuten länger dauert. Aber wir
haben während des harten Matches immer viel Spaß.
Weiterhin
gibt es noch eine Minigeschichte. Eines Tages musste er unbedingt
ganz schnell nach Sabuko, um sein großen fetten Pickup abzuholen,
der jetzt bei uns in der Einfahrt steht, weil dieser schon seit einer
Woche nicht mehr gefahren wurde und dadurch wahrscheinlich die
Batterie schon fast leer ist.
Aber
die beste Story von allen ist die Zimtstangengeschichte. Zwei Tage
nach seiner Ankunft, Weihnachtszeit, sitzen wir in unserem Wohnzimmer
und unterhalten uns. Auf dem Tisch liegt eine Zimtstange als
Dekoration, die mir meine Mama geschickt hatte. Plötzlich fragt er,
kann man die rauchen? Wir denken natürlich, dass er nur Scherze
macht. Doch er erklärt uns, dass er Medizin wirklich hasst,
eigentlich keine Medikamente nehmen möchte, viel mehr auf natürliche
Medizin zählt und dass eben seine Medikamente eine große Lust zum
Rauchen in ihm wecken. Aber die Ärztin , Sr. Josepha, hat ihm
jeglichen Tabak weg genommen. Wir lächeln nur. Am nächsten Tag
liegt die Zimtstange nicht mehr auf dem Tisch. Als eine Schwester
kommt, fragt er sie, ob sie ihm Streichhölzer bringen könnte. Wir
vermuten für unsere Kerzen. Doch dann zieht er aus seiner
Jacketttasche die Zimtstange und steckt sie an. Es qualmt und der
gesamte Raum riecht sehr intensiv nach Zimt. Er erklärt uns, dass
Zimt den Appetit aufs Rauchen stillen könnte. Wir wissen gar nicht,
was wir sagen sollen und sind kurz vor einem Lachanfall. Das Bild,
was sich uns bietet, ist einfach zu herrlich. Zu seinem Leidwesen
nehmen ihm die Schwestern die Zimtstange weg und versprechen ihm Chai
ya Mdalasini, Zimttee, zu kochen und es hilft.
Richtig schön war die Messe am Sonntag. Er hat für uns beide und eine kranke Schwester extra Messe gemacht, wahrscheinlich weil er es auch einfach vermisst hat.
Wir
sind gespannt, wann er uns nun verlässt. Im Prinzip gibt es ja
keinen Grund. Die Versorgung ist toll und sympathische Gesellschaft,
würde ich jetzt mal sagen, hat er ja auch. Also warum sollte er auch
so schnell gehen? (: Trotzdem freuen wir uns schon ein wenig, wenn
wir das Häuslein wieder ganz für uns haben, bis der nächste Gast
kommt...
Wir
werden ihn definitiv in Sabuko besuchen kommen, wenn es soweit ist!!!
Sein
Lieblingsspruch: I really wondered!
Zimt rauchen... muss ich auch mal probieren :DD
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