Dieser Bericht wurde verfasst von einer
Freiwilligen aus meiner Gruppe, die in der Nähe von Karatu, also im Norden,
arbeitet.Sie lebt zusammen mit ihrer Partnerin Magda auf einer sehr abseits
gelegenen Kaffeeplantage zusammen mit Ordensbrüdern. Ihre Einsatzstellen ist
ein Kindergarten auf der Farm. Bich ist Vietnamesin und kommt aus Berlin. Ich
fand ihr Rundbriefthema sehr interessant, aufgrund dessen habe ich mir gedacht,
ich enthalte es euch nicht vor, vielleicht enthält der Bericht ja auch ein paar
neue Informationen für euch.
„Als Gott die Welt erschuf, hat er drei
verschiedene Menschentypen geschaffen: Mzungu (Weiße), Mchina (Chinesen) und
Mwafrika (Afrikaner). Einige von den ersteren beiden Menschentypen konnte man
als Homos Voluntierus
identifiezieren. Diese Homo Voluntierus haben sich von Europa aus in der ganzen
Welt ausgebreitet und lassen sich in Afrika, Asien und Südamerika finden, wo
sie von dem verbleibenden Menschentyp „Mwafrika“ wie Tiere im Zoo bestaunt
werden. Trotz aller Bemühungen dieser Spezies unentdeckt von den Mwafrika zu
bleiben, fallen sie immer wieder auf Grund von Haut und Haar auf.“
So ähnlich könnte die
Schöpfungsgeschichte von uns „Homos Voluntierus“ in Tansania lauten, denn im
Ernst - ich fühle mich oftmals wie ein exotisches Zootier. Besonders deutlich
wurde mir das auf unserer Reise zu Afrikas grösstem Süsswassersee Lake
Victoria.
Zu Hause auf der Kaffeeplantage haben
sich die Menschen an das ungleiche asiatisch-deutsche Zwillingspaar gewöhnt.
Keine lauten „Mzungu-mzungu“-Rufe weit und breit. Umso mehr fiel es mir auf,
als wir nach langer Zeit mal wieder aus der Farm herauskamen.
Unsere erste Station war Kondoa, wo
unsere Freiwilligenfreunde Ina & Nine in einem Waisenhaus arbeiten. Während
meine Einsatzstellenpartnerin Magda sich vor Begeisterung für den dortigen Chor
fast nicht mehr halten konnte, kämpfte ich mit meiner Vorstellung gegenüber den
Leuten.
Für viele Tansanier gibt es scheinbar -
wie oben schon erwähnt - nur drei Typen von Menschen: Weiße, Chinesen/Koreaner
und Afrikaner. Ich falle natürlich unter die Kategorie „Chinese“. Durch die
Wirtschaftsbeziehungen von China & Tansania gibt es viele Chinesen im Land,
die bei den Tansaniern durch ihre Art schon in Ungnade gefallen sind. Daher
kommt es häufig vor, dass ich „Chinesin“ neben meiner „Weißen“- Freundin wie
Luft behandelt werde. Einmal wurde ich sogar als Lügnerin bezeichnet, als ich
zu erklären versuchte, dass ich auch deutsche Staatsbürgerin bin. Umgekehrt
gibt es einige wenige Tansanier, die Asiaten klar vor Weißen vorziehen. Ich
meine, dass das an meinen langen, schwarzen, glatten Haaren liegt. Unser Fahrer
wurde schon in meiner Anwesenheit von einem alten Massai gefragt, ob er mich
heiraten kann. Natürlich würde er es sich einiges an Kühen kosten lassen! Ich
konnte mich vor Lachen nicht mehr halten (Bei dem Massai-Stamm ist es üblich
für eine Frau 50 Kühe als Brautpreis bei ihrer Familie zu bezahlen.)
Gott sei Dank sind unsere deutschen
Freunde Ina und Nine nicht so „Mzungu.Mchina“ fixiert, so dass ich mich bei den
beiden äusserst wohl gefühlt habe. Nach einer Weile konnte ich mir beim besten
Willen nicht mehr vorstellen, dass es tatsächlich Tansanier gibt, die Magda und
mich gleichberechtigt bei der ersten Begegnung behandeln - sprich mich nicht
gleich als blöde Mchina abstempeln. (Natürlich von unseren Mentoren etc.
abgesehen.)
Doch ich sollte im Laufe dieser Reise
Menschen kennenlernen, die genau das getan haben. Aber wie sagt man so schön?
Ausnahmen bestätigen die Regel.
Tansanier können sehr spontan
Freundschaften schliessen. Ehe du dich versiehst, sitzt du mit einem neuen
Freund in Richtung Hauptstadt und machst mit ihm eine
Taxibesichtigungsrundfahrt. Total ungeplant wohlgemerkt. Eigentlich wollten wir
über eine andere Stadt zum Lake Victoria (Mwanza) fahren, aber die Schwester in
Kondoa redete uns das aus, weil das gefährlich ist. Glauben wir ihr mal lieber.
Den Abend liessen wir noch schön bei einer Portion Chipsmayai (Pommes mit Ei)
mit unserem neuen Freund Didas ausklingen…. Ein GROSSER Fehler!!!
Denn wisst ihr, wer am nächsten Tag mehr als 10 Stunden im Bus nach Mwanza saß mit Durchfall? Richtig erraten, das war ich. Der Horrortrip meines Lebens. Nie wieder Eigerichte vor einer tansanischen Busfahrt. Nie wieder. Der Bus musste wegen mir außerplanmäßig anhalten, weil tansanische Busse auf einer 10-stündigen Busfahrt so ca. 1 offizielle Toilettenpausen machen. Ein paar Mal zu wenig für eine Person, die an Durchfall leidet. Es war kein Geheimnis, dass es mir so schlecht ging. Bevor der Bus losfuhr, fragte mich eine wildfremde Frau, ob es mir nicht so gut ginge. Sie wolle für mich beten, weil sie an Christus glaubt. Ich erlaubte es ihr und sie hielt ihre Hand an meinen Bauch und fing tatsächlich an zu beten. Eine Erfahrung für sich… Da werden wohl die ersten Leute bemerkt haben, dass mit mir etwas nicht stimmt, aber spätestens als wir mitten in der Pampa hielten, wussten es alle im Bus. Die Weiße da vorne hat Durchfall. Ich musste bei irgendwelchen sehr verwunderten Bewohnern auf ihre „traditionelle Toilette“ (also Toilettenhäuschen aus Maisblättern und Stöckern gebaut, Plumpsklo) gehen. Der Busfahrer war ziemlich angekotzt, die meisten Businsassen hatten Mitleid. Irgendwann riss den Leuten vom Busunternehmen der Geduldsfaden und sie hielten, um mir Medikamente zu kaufen. Ich weiss nicht wie, aber ich kam tatsächlich in Mwanza an. Wir hatten uns noch nicht überlegt, wo wir eigentlich in Mwanza schlafen würden, aber glücklicherweise hatte unser neuer Freund Didas einen Cousin in Mwanza. Dieser schickte wiederum seinen Sohn los, um uns eine Unterkunft zu besorgen. Didas kannten wir seit zwei Tagen, seinen Cousin Msoso noch gar nicht und mit dessen Sohn hatten wir eigentlich auch nichts zu tun, doch irgendwie wurde der Urlaub am Lake Victoria dank ihnen doch noch zum Erfolg. Wir gingen Didas Cousin Msoso besuchen und stellten fest, dass er einer der wenigen Tansanier ist, der mich und Magda gleich bei der ersten Begegnung gleichberechtigt wie normale Menschen behandelt hat. Kein „Die da ist eine Mchina, also rede ich nur mit der Mzungu.“ Er (und Didas) waren die Ausnahme der Regel und das hat mich sehr gefreut! Wie es der Zufall so will, war Msoso zu DDR Zeiten für drei Jahre bei der Volksarmee und sprach daher Deutsch.
Denn wisst ihr, wer am nächsten Tag mehr als 10 Stunden im Bus nach Mwanza saß mit Durchfall? Richtig erraten, das war ich. Der Horrortrip meines Lebens. Nie wieder Eigerichte vor einer tansanischen Busfahrt. Nie wieder. Der Bus musste wegen mir außerplanmäßig anhalten, weil tansanische Busse auf einer 10-stündigen Busfahrt so ca. 1 offizielle Toilettenpausen machen. Ein paar Mal zu wenig für eine Person, die an Durchfall leidet. Es war kein Geheimnis, dass es mir so schlecht ging. Bevor der Bus losfuhr, fragte mich eine wildfremde Frau, ob es mir nicht so gut ginge. Sie wolle für mich beten, weil sie an Christus glaubt. Ich erlaubte es ihr und sie hielt ihre Hand an meinen Bauch und fing tatsächlich an zu beten. Eine Erfahrung für sich… Da werden wohl die ersten Leute bemerkt haben, dass mit mir etwas nicht stimmt, aber spätestens als wir mitten in der Pampa hielten, wussten es alle im Bus. Die Weiße da vorne hat Durchfall. Ich musste bei irgendwelchen sehr verwunderten Bewohnern auf ihre „traditionelle Toilette“ (also Toilettenhäuschen aus Maisblättern und Stöckern gebaut, Plumpsklo) gehen. Der Busfahrer war ziemlich angekotzt, die meisten Businsassen hatten Mitleid. Irgendwann riss den Leuten vom Busunternehmen der Geduldsfaden und sie hielten, um mir Medikamente zu kaufen. Ich weiss nicht wie, aber ich kam tatsächlich in Mwanza an. Wir hatten uns noch nicht überlegt, wo wir eigentlich in Mwanza schlafen würden, aber glücklicherweise hatte unser neuer Freund Didas einen Cousin in Mwanza. Dieser schickte wiederum seinen Sohn los, um uns eine Unterkunft zu besorgen. Didas kannten wir seit zwei Tagen, seinen Cousin Msoso noch gar nicht und mit dessen Sohn hatten wir eigentlich auch nichts zu tun, doch irgendwie wurde der Urlaub am Lake Victoria dank ihnen doch noch zum Erfolg. Wir gingen Didas Cousin Msoso besuchen und stellten fest, dass er einer der wenigen Tansanier ist, der mich und Magda gleich bei der ersten Begegnung gleichberechtigt wie normale Menschen behandelt hat. Kein „Die da ist eine Mchina, also rede ich nur mit der Mzungu.“ Er (und Didas) waren die Ausnahme der Regel und das hat mich sehr gefreut! Wie es der Zufall so will, war Msoso zu DDR Zeiten für drei Jahre bei der Volksarmee und sprach daher Deutsch.
Der Rest unserer Reise verlief dann
ohne grössere Zwischenfälle. Wir genossen die Aussicht von der Insel Ukerewe
auf den grössten Süsswassersees Afrikas, folgten Msosos Einladung zum
Abendessen mit seiner Familie und machten uns auf den Rückweg. Unglücklicherweise
bekam Magda kurz bevor wir Zuhause ankamen sehr hohes Fieber, so dass wir Angst
bekamen, dass es sich evtl. um Malaria handelt. Keine Sorge, es war kein
Malaria.
Trotzdem sollte sie sich in Ruhe
auskurieren, während ich wieder anfing im Kindergarten zu arbeiten. Wir haben
inzwischen übrigens einen Morgenkreis für die Kleinen eingeführt und bei den
Grossen einige Spiele vorgestellt. Bingo ist der absolute Renner bei den
Älteren, während die Kleinen sich sehr über ihre eigenen Namensschilder freuen.
Es gibt sogar einige Kinder, die die 26 Bildchen zu jedem einzelnem Kind
zuordnen und sowohl auf Kiswahili, als auch auf Englisch benennen können.
Vorletzte Woche gab es wieder Tests und ich habe zusammen mit einer der
Erzieherinnen Zeugnisse ausgestellt. Versucht mal für 26 Kinder im Alter von
3-5 Jahren Zeugnisse mit Noten zu schreiben. Ihr werdet jetzt denken, dass das
doch unnötig und unangemessen ist, Kleinkindern Zeugnisse auszustellen. Zu
Anfang habe ich das auch gedacht, aber nach dem Elternabend neulich, verstand
ich die ganze Testschreibe- und Zeugnisausstellerrei ein bisschen besser. Da
kamen tatsächlich Eltern, die gefragt haben, warum ihr Kind denn kaum etwas im
Heft stehen habe. Übe es in der „Schule“ denn nicht Lesen und schreiben? Ich persönlich
bin immer sehr froh, wenn die Kinder ab und zu nicht stur etwas ins Heft
abschreiben müssen, was sie meistens noch gar nicht verstehen. Aber das sehen
die Erziehungsberechtigten anders. Den Eltern fällt es ebenso schwer zu
akzeptieren, dass man bei den ersten Schreibübungen doch lieber mit Kreide und
Tafel anfangen sollte, weil die Kinder noch keinen Stift richtig halten können.
Wie sollen sie denn da einen vernünftigen Buchstaben schreiben? Es scheint,
dass die Erwachsenen schnell Ergebnisse schwarz auf weiss auf dem Papier sehen
wollen. Nichts da mit viel spielen. Daher versuchen Magda und ich auch
innerhalb ihres Systems zu arbeiten. Spiele und Morgenkreis kommen wirklich gut
an, aber man kann hier nicht einfach so einen „deutschen“ Kindergarten daraus
machen. Der Kindergarten ist in Tansania auch dazu da, den Kindern Gehorsam,
Respekt, Disziplin u. Ä. beizubringen. Wie sonst sollen sie Klassengrößen von
40+ in der Grund- und Oberschule überstehen? Ein großes Problem ist auch die
mangelnde Anwesenheit von einigen Kindern. In der Regenzeit müssen sie zum Teil
von benachbarten Plantagen durch den Matsch kommen-durchnässt, barfuss und
erschöpft. Nach einer Stunde Fussmarsch können sich manche Kinder nicht mehr so
gut konzentrieren und kommen erst gar nicht…
Die Probleme eines Kindergartens auf
einer Kaffeeplantage in Ostafrika sind nun mal anders als die Probleme eines
Kindergartens in Deutschland. Jetzt sind sowieso Ferien. Der Kindergarten
startet erst wieder im Juli.