Unsere
Tage in Tansania sind gezählt und so langsam müssen wir uns an den
Gedanken gewöhnen, dass wir in 7 Wochen im Flieger sitzen, Afrika
ein letztes Mal zu winken und ins sommerliche Deutschland zurück
kehren. Irgendwie ein komischer Gedanke, denn nach so langer Zeit in
einem fremden Land fühlt man sich doch als Teil und auch hier bei
den Schwestern als Teil der Gemeinschaft, auch wenn ich wirklich
darauf verzichten könnte, jeden Tag morgens und abends in die Kirche
zu gehen. Mittlerweile sind unsere Aufgaben klar, wir tragen
Verantwortung, wir machen Scherze in Kiswahili und werden jedes Mal herzlich
umarmt, wenn wir von einer Reise heil und gesund zurück kehren. Es
ist Alltag eingekehrt. Manchmal denke ich, nicht schon wieder der
gleiche Tagesablauf, aber wenn ich länger darüber nachdenke, dann
bin ich froh darüber. Die ganzen ersten Monate war an einen normalen
Alltag nicht zu denken. Jeder Tag war neu, brachte Unsicherheit,
verlangte viel Kraft. Doch jetzt weiß ich, wo mein Platz ist und
fühle mich zu Hause. Dieses Gefühl ist ein großer Gewinn und macht
mich glücklich. Es ist mehr als nur angekommen zu sein. Ich würde
behaupten, dass war ich auch schon im Dezember/Januar. Jetzt habe ich
den Eindruck wirklich dazu zu gehören und vor allem das Wissen, ich
werde vermisst, wenn ich weggehe. Ich glaube, die Schwestern sind
sehr zufrieden mit unserer Arbeit und froh über unsere Anwesenheit.
Und Johanna und ich werden sie schrecklich vermissen, die eine oder
andere mehr oder weniger.
Wie
sieht ein normaler Wochentag im Health Centre aus? (Montag
Laborarbeit)
5:40
: Mein Wecker klingelt. Ich drücke auf den Lichtschalter, nichts tut
sich. Stromausfall.
Ich
knipse meine Taschenlampe an und suche meine Sachen zusammen.
5:55
: Es ist nicht mehr viel Zeit und ich muss ziemlich fix Zähne
putzen.
6:00
: Wir laufen in der absoluten Dunkelheit mit den Nonnen zur Kirche
auf der Farm.
6:15:
Alle Schüler der Magnificat Secondary School und alle Nonnen sitzen
auf ihren Plätzen. Die Messe beginnt.
7:00
: Ende der Messe. Wir laufen gemütlich unseren Trampelpfad zurück
zum Health Centre. Es ist kühl.
7:12
: Johanna und ich gehen in unsere Zimmer und warten bis es Frühstück
gibt. Ich lese mein Buch weiter.
7:50
: Wir gehen gemeinsam zum Frühstück. Es gibt Uji (Brei) mit
Dickmilch und Zucker, dazu trinke ich heute Kaffee zum wach werden.
Zur Ausnahme essen wir nicht nur frische Milchbrötchen mit
Marmelade, sondern es gibt noch süße Mandazi (Schmalzgebäck).
8:15
: Das Geschirr muss gespült werden. Danach gehen wir Zähne putzen.
8:30
: Ich ziehe mir meinen weißen schicken Kittel über und trenne mich
auf halben Weg von Johanna und laufe Richtung Labor, wo ich heute mit
Sr. Laura arbeiten werde.
8:35
: Ich bin dabei alles vorzubereiten, das heißt alle Türen und
Schränke aufzuschließen, das Mikroskop und die Zentrifuge an ihren
Platz zu stellen, das Wasser für die BS zu tauschen, neue Urinbecher
aus dem Spülraum zu bringen und die HB-Maschine auszupacken.
8:50
: Sr. Laura kommt ins Labor.
11:00
: Sehr viele Patienten kommen auf einmal. Montag gibt es immer viel
zu tun! Ich mache Tests, schreibe alle Ergebnisse in das Buch.
13.30
: Langsam ist ein Ende in Sicht. Sr. Laura wirkt schon ganz müde.
Sie kann aber immer noch Scherze machen. Ich lege jetzt eine
Mittagspause ein und esse lecker Ugali (Maisbrei) mit Mboga
(Krautgemüse) und manchmal Bohnen. Johanna stößt dazu.
14:10
: Es gibt einen Personalwechsel. Sr. Teddy übernimmt die
Nachmittagsschicht. Wir testen noch einzelne Patienten. Einige
Patienten, die HIV freiwillig testen möchten, kommen meist erst
nachmittags.
14:45
: Zwei tansanische Ärtze kommen und prüfen Reporte, die wir in den
letzten Monaten erstellt haben. Sie sind zufrieden.
15:15
: Keine Patienten mehr in Sicht. Ich räume alles auf und helfe Sr.
Teddy beim abwaschen.
15:15:
Ich gehe zum OPD (Office) und schaue, was Johanna so treibt. Dort
treffe ich auch auf Sr. Lucila und Sr. Josepha.
16:00:
Arbeitsschluss – Jojo und ich schauen im Wodini vorbei bei einer
sehr süßen kleinen Patientin, die jedem das Herz zum schmelzen
bringt. Mary hat Durchfall und Erbrechen. Mama Mary schickt uns zum
Orangensaft pressen. Gemeinsam mit Hosiana, die im Laden vom H/C
arbeitet, bereiten wir den Saft und bringen ihn zu Mary. Danach
wollen wir eigentlich nach Hause, werden aber in der Dispensary von
Sr. Dativa abgefangen, die gern möchte, dass wir ein paar Fotos
machen. Am Ende wird es ein Fotoshooting mit Sr. Dativa, Sr. Lucila,
unserem Driver Kenedy und einem unserer netten Handwerker Harmony.
(Meist gehen wir aber um diese Zeit schon ins Haus und haben
Freizeit, die wir selber gestalten.)
17:00
: Wir sind zurück im Haus. Nun wird fleißig Wäsche mit der Hand
gewaschen.
17:14
: Ich hänge die Wäsche draußen auf der Leine auf und schaffe noch
unseren Müll runter in den Verbrennungsofen.
17:45
: Ich liege im Bett und höre Musik und mache einfach für ein paar
Minuten meine Augen zu. Dann lese ich noch mein Buch weiter.
18:30
: Gründlich mit Antimückenspray eingesprüht gehen Johanna und ich
zum Evening Prayer in die Kapelle im Schwesternhaus. (Mittlerweile
müssen wir nicht mehr jeden Abend hingehen.)
19:55
: Wir sind fertig mit beten und gehen in unseren Essensraum zum
Abendbrot. Wir essen Bohnenbrei und extra für uns gibt es noch
Nudeln und Chilisauce. Wir schauen ITV Nachrichten im Fernsehen, der
dröhnend laut gestellt ist.
20:25
: Wir spülen wie jeden Abend gemeinsam mit den Schwestern ab.
20:45
: Die Nachrichten werden ausgemacht. Wir beten und es werden wichtige
Ansagen mitgeteilt.
21:00
: Wir gehen doch ziemlich erschöpft ins Haus. Ich springe noch
schnell unter die kalte Dusche. Johanna und ich quatschen noch ein
wenig bis jeder sich in sein Bett unter das beschützende Moskitonetz
kuschelt.
22:15:
Ich mache das Licht aus. Gute Nacht!
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