Freitag, 25. Juli 2014

Sunday I'm coming Home :)



Mein letzter Gruß aus Tansania an euch alle!
Ein kleines Gefühlschaos stürmt gerade in mir, zwischen Traurigkeit und Freude. Ein wundervoller, erlebnisreicher, erfüllender Lebensabschnitt geht zu Ende. Ich vermisse jetzt schon alle tollen Menschen, die ich hier kennen lernen durfte. Wir haben uns Mittwoch von den Schwestern verabschiedet. Jetzt sind wir wieder im Agape Center und fliegen Samstagnacht von Daressalaam los. 
Ich freue mich sehr auf euch alle!

10 Monate Tansania passen nicht in einen Koffer











Donnerstag, 10. Juli 2014

Kwaheri masista, tutawamissi sana! Mungu awabariki!


Sr. Dativa
Sr. Valeria

Sr. Catherine

Sr. Mary

Sr. Restituta und Sr. Laurentia

Sr. Helen

Sr. Yusta

Sr. Juliana und Sr. Marietta
Das ist nur ein kleiner Teil unserer Schwestern :)

Unser toller Mentor Roman Liymo


Wir haben ihn das erste Mal genau vor einem Jahr beim Sprachkurs in Goslar kennen gelernt. Seitdem begleitet er uns durch Hoehen und Tiefen. Er und seine Frau leiten das Agape Centre in Daressalaam. Und er ist nicht nur der Chef von allen und allem in Tansania, sondern vor allem unser Aufpasser und Zuhoerer im Norden. Ich bin ihm unglaublich dankbar fuer alle Gespraeche und fuer seine aufmutigenden Worte jedes Mal. Er kam immer aller zwei Monate bei uns in der Einsatzstelle vorbei und hat mit uns gesprochen und sich aufmerksam versichert, dass es uns auch wirklich gut geht und sich sofort um alle Probleme und Anliegen gekuemmert, falls es welche gab. In wenigen Tagen treffen wir ihn ein letztes Mal in Daressalam. Morgen in zwei Wochen. Und er wird uns bis zur Flugzeugtuer begleiten und sich versichern, dass alle mit Sack und Tueten eingestiegen sind ! :)
Thank you Roman, God bless you!

Abschied von unserer Heimat Kilimanjaro und unserem Ndege-Driver (Pilot) Victor

Wir leben auf dem Land :)

Victor und sein Bajaji, welches wir aus Spass immer "ndege" nennen, Flugzeug und er hat auch immer die coolste Musik auf Lager!!!

Mit Bich und Magda zurueck in unsere Pampa

Der Kilimanjaro jeden Tag wird mir fehlen...

DAY 2 NGOROGORO KRATER










DAY 1 TARANGIRE NATIONALPARK





Sonntag, 6. Juli 2014

Barfuß in Tansania

Ich laufe barfuß auf warmen Sand, auf roter Erde, achte auf die kleinen und großen Steine. Manchmal geht es bergan und manchmal bergab. Ich schlendere, ich laufe, ich renne. Ich bleibe stehen, mache die Augen zu, rieche diesen ewigen Duft von Frühling und spüre den leichten Wind in meinem Gesicht. Die Sonne wärmt mich. Ein ratterndes Dalla fährt an mir vorbei. Frauen in bunten Kleidern mit schweren Eimern auf dem Kopf, einem Kind an der Hand und einem Baby auf dem Rücken grüßen mich mit einem freundlichen Lächeln.
Noch drei Wochen kann ich das alles spüren, erleben. Doch dann muss ich meine Schuhe wieder anziehen und zurück in das Leben in Deutschland kehren. Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Ich kann es gar nicht glauben.
Die letzten Monate haben mir gezeigt, dass ich hier ein neues Zuhause gefunden habe. Dass man mit den Schwestern lachen und weinen kann. Ich glaube, wir sind ihnen wirklich eine große Hilfe und Unterstützung. Sie betonen es immer wieder und sagen immer wieder, was sollen wir bloß ohne euch machen, ihr bringt hier so viel Leben in die Bude. So etwas zu hören macht mich unglaublich glücklich und ich spüre, dass nicht nur ich tausend Dinge in Tansania gelernt habe, über mich und die Welt, sondern dass ich auch etwas zurück geben konnte.
In den letzten Wochen ist nicht mehr so viel spannendes passiert. Der Alltag hält uns auf Trapp. Fronleichnam gab es sonntags eine große Prozession. Zwei Stunden Messe und danach sind wir 3 Stunden Pole Pole durch die Gegend gelaufen in Sabuko bei den Fathers. Die Sonne hat es zu einem schönen Tag gemacht. In der Woche darauf kamen uns Bich und Magda besuchen und wir hatten viel Spaß gemeinsam, gute Gespräche und gemütliche Filmabende. Ein Wochenende haben wir dann noch in Arusha verbracht. Das war das absolute Shopping-Wochenende. Doch jetzt habe ich alle meine Mitbringsel zusammen, die großen und die kleinen und bin nun schwer erleichtert. Spannend wird dann in 22 Tagen das Kofferpacken! :) Auch von der WM bekommen wir einiges mit. Leider meist nur auf portugiesisch, da kein anderer Sender die Spiele überträgt. Noch dazu kommen die blöden Zeiten, entweder 19 Uhr – Essenszeit oder 23 Uhr – Schlafenszeit, da am nächsten Morgen ja meist wieder früh Messe ist. Außerdem ist unser Fernseher eine wahre Schrottkiste, die neulich beim Spiel fast versagt hätte. Manchmal sieht man dann statt Spielfeld nur bunte Vierecke und der Moderator spricht nicht mal mehr verständliches portugiesisch, mal ganz abgesehen davon, dass wir eh kein Wort verstehen. :) Aber dank lieben Menschen zu Hause und dem Internet sind wir am Ende doch immer bestens informiert! Im Moment ist es bei uns hier ziemlich ruhig, da mehrere Schwestern zum beten und schweigen nach Rauya gefahren sind. Ich muss aber sagen, dass mir die familiäre Atmosphäre auch ganz gut gefällt, sonst sind wir ja meistens 17 Personen am Tisch. Heute ist ein wirklich winterlicher Tag. Ich sitze hier in Pulli und Wolldecke eingepackt. Nächste Woche wollen wir ein letztes Mal nach Moshi fahren, der Abschied ist nah. Weiterhin steht eigentlich nicht mehr viel besonderes an. Ein Abendessen zum Abschied bei den Priestern in Sabuko und den letzten Abend bei den Schwestern vorbereiten. Am 24.07 fahren wir dann mit dem Reisebus nach Daressalaam und treffen uns mit der ganzen Gruppe im Agape Centre, um dann gemeinsam am 26.07 ins Flugzeug zu steigen. Ahhh, das ist so ein komisches Gefühl. Ich hoffe, in Deutschland erwartet mich Wärme und Sonne. Ich hätte echt nie gedacht, dass es hier so frisch werden kann! Auch wenn es ein weinendes Auge gibt und ich nur schwerlich an den Abschied denke, gibt es eben auch immer ein lachendes. Ich freue mich unglaublich auf Zuhause, meine Familie und meine Freunde, eine Badewanne, Kühlschrank, Waschmaschine, keine Morgenmesse, essen, was ich möchte und vor allem nie mehr Reis :D, selber kochen, Freunde treffen und mein Bett. Trotzdem werde ich mein geliebtes Tansania vermissen.
Ich melde mich bald nochmal mit Fotos! Und bitte ab jetzt keine Post mehr schicken, die kommt nicht mehr pünktlich an!!!
Ich wünsche euch einen ruhigen und entspannten Sonntag <3

What do you want to know?

Bald ist meine Tätigkeit im Health Centre in Tansania zu Ende. In drei Wochen sitzt unsere gesamte Gruppe im Flieger Richtung Frankfurt und wir müssen dem afrikanischen Kontinent Lebewohl sagen. Aus diesem Grund habe ich versucht ein paar vielleicht ganz interessante Informationen über unser Health Centre zu sammeln und zu ordnen. Die meisten Angaben stammen aus den Reporten, die wir monatlich für das Gouvernement anfertigen müssen.Wer Lust hat sich ein wenig schlau zu machen, für den ist dieser Bericht vielleicht ganz spannend.
Für weitere Fragen stehe ich gern zur Verfügung. Wenn euch noch irgendwas einfällt, was ihr wissen möchtet, schreibt mir!
Fotos zu den verschiedenen Bereichen kommen noch, ich bin fleißig am knipsen. :)


  1. Wie viele Patienten besuchen durchschnittlich pro Monat unser Health Centre?
    Wir unterscheiden Patienten des OPDs und des IPDs.
    Alle Patienten, die im Reportbuch des OPDs vermerkt werden, sind Patienten, die einfach zum Arzt kommen, sich im Labor testen lassen, Medikamente erhalten und danach wieder nach Hause gehen, so ähnlich wie in einer Allgemeinarztpraxis in Deutschland. Allen, denen es so schlecht geht, dass sie stationär aufgenommen werden müssen, zählen zu den IPD-Patienten. Insgesamt sind unsere Patienten in der Mehrzahl weiblich.
    OPD – Patienten gibt es pro Monat ca. 750 – 800.
    IPD – Patienten gibt es pro Monat ca. 100 – 200.

  1. Was sind häufig gestellte Diagnosen?
    - Lungenentzündung
    - Urinary Tract Infections
    - Upper Respiratory Infections
    - Diarrhea
    - Intestinal Worms
    - Skin Infections, fungal and non-fungal
    - Anaemia
    - Diabetes Mellitus
    - Hypertension

  1. Wie viele Malaria Test werden ca. pro Monat durchgeführt und wie viele positive Fälle kommen vor?

    Oft wird man gewarnt vor der gefährlichen Krankheit Malaria, doch wenn man hier in Afrika eine Weile lebt, dann entspannt man sich. Damit meine ich nicht, dass man ohne Moskitonetz schlafen oder sich nicht gründlich und regelmäßig einsprühen sollte. Mich und Johanna hat es zum Glück noch nie erwischt. Unsere Region ist aber auch durch ihre Höhe kein besonders gefährliches Gebiet. In Daressalaam haben wir zu Beginn, als wir angereist sind, Prophylaxe genommen, Johanna – Doxycyclin und ich – Lariam. Bis Weihnachten haben wir noch einen nicht sehr appetitlichen Tee getrunken, Artemisia. Danach war dann Schluss. Fast jeder Patient wird automatisch auf Malaria getestet, so auch wir, wenn es uns mal nicht so gut ging. Die Schwestern sind da sehr genau und sorgfältig und ausreichend Medikamente befinden sich im Health Centre.
    Ein paar Informationen zur Krankheit:
    Einzellige Parasiten der Gattung Plasmodium verursachen die Erkrankung. Die Malaria ist eine in den Tropen sehr häufige Infektionskrankheit. Der Begriff Malaria umfasst vier Krankheiten die von fünf verschiedenen Plasmodien verursacht werden. Die gefährlichste Form ist die Malaria Tropica. Über 40% der Weltbevölkerung leben in malariagefährdeten Gebieten. Die höchsten Risiken bestehen im tropischen Afrika, weiterhin Asien, Mittel- und Südamerika sowie in Ozeanien.Weibliche Anopheles-Mücken übertragen die Malaria. Sie sind ausschließlich nachts aktiv, d. h.nachdem die Dämmerung begonnen hat, bis in die frühen Morgenstunden.“
    (Der medizinische Ratgeber für beruflich Reisende, Wolfgang Weiß und Burkhard Rieke)
    In unserem Health Centre werden im Durchschnitt 474 Patienten pro Monat getestet. Es gab auch schon Monate, in denen es bis zu 650 Patienten waren. Im Jahr 2013 wurden insgesamt 5682 Patienten auf Malaria getestet, teilweise durch Untersuchung unter dem Mikroskop oder dem Schnelltest „mRDT“. Insgesamt gab es 266 positive Fälle im Jahr 2013. Im Moment liegen die Zahlen bei 3-18 positiven Fällen im Monat.


  1. Wie viele Geburten gibt es ca. pro Monat?
    Unsere Geburtenstation wird sehr gut angenommen, auch bei den Masaai. Allerdings ist hier immer noch ein großes Problem, dass viele Frauen zu Hause gebären, daran sterben oder später ins Health Centre kommen, aufgrund einer Infektion. Mittwoch ist Kliniktag der schwangeren Frauen. Die Schwestern sind sehr liebevoll im Umgang mit den Frauen und stehen ihnen auch immer mit Rat und Tat zur Seite. Sie rechnen ihnen vor, wann der Geburtstermin höchstwahrscheinlich ist und wann sie sich im Health Centre einfinden sollen, damit es dann nicht zu spät ist. Kaiserschnitte können im Moment noch nicht vorgenommen werden, was das Hauptziel und Anliegen des Operationshauses sein soll. Noch fehlt qualifiziertes Personal. In den Monaten April bis Juni 2014 hatten wir insgesamt 76 Frauen, die das Angebot der Betreuung während ihrer Schwangerschaft angenommen haben. Die meisten Schwangeren sind im Alter von 17 bis 24 Jahren. Viele haben auch schon mit 22 Jahren ihre zweite oder dritte Schwangerschaft. Doch es gibt auch viele schwangere Frauen, die schon älter sind, Altersgruppe 25 bis 34 Jahren. Allerdings haben die meisten Frauen in ihrem Leben, 5-10 Schwangerschaften hinter sich, deswegen wundert es nicht, dass auch einige noch im Alter von 47 bis sogar 50 schwanger sind. Durchschnittlich gibt es pro Monat 15 Geburten.

  1. Wie viele HIV-positive Patienten besuchen unsere Klinik einmal im Monat montags?
    Wie viele neu-positiv getestete Personen haben wir pro Monat? Wer wird getestet?
    In unserem Health Centre werden alle schwangeren Frauen, jeder, der freiwillig möchte und natürlich alle, die vom Arzt bestimmt werden, getestet. In den Monaten April bis Juni wurden insgesamt 423 Personen getestet, davon 76 schwangere Frauen, 29 Freiwillige und 318 vom Arzt bestimmte Personen. Insgesamt gab es 5 Fälle von neu-positiv getesteten Personen. Im Durchschnitt gibt es ca. 1-2 neu-positiv getestete Personen pro Monat.
    Jeden Montag ist Kliniktag für alle HIV-Infizierten Patienten. Doch meist gibt es ein bestimmtes Datum im Monat, einen Termin, an dem sie kommen sollen. Bei uns ist alles dabei, vom Baby bis zum Mzee (alter Mensch). Insgesamt nehmen ca. 30 Personen das Angebot regelmäßig war. Andere kommen unregelmäßig. Jeder hat eine eigene Karteikarte, die bei jedem Besuch wieder ausführlich ausgefüllt wird. Jeder Patient wird untersucht, erhält bei Bedarf seine Medikamente. Und eine Frau, die selber infiziert ist, kommt regelmäßig vorbei und spricht mit den Patienten, versucht ihnen Mut zu machen und ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen.


  1. Wie viele Menschen testen wir im Monat auf Tuberkulose und wie viele sind positiv?
    Ein paar Information zur Krankheit:
    Sie ist eine bakterielle Erkrankung. Die Tuberkulose ist in Industrieländern selten geworden, in Osteuropa und den Entwicklungsländern ist sie jedoch noch weit verbreitet. Nach Schätzungen der WHO erkranken weltweit jährlich immer noch 8-9 Millionen Menschen neu an Tuberkulose. Längst nicht jeder Kranke ist infektiös, sondern nur diejenigen, bei denen die Infektion in der Lunge sitzt und die zudem „offen“ sind, also den Keim ausscheiden. Die Erreger übertragen sich meist mit Tröpfchen von Mensch zu Mensch. Gewöhnlich erfordert es längeren Kontakt mit einem Kranken, um sich zu infizieren. Etwa 5-10% der Infizierten erkranken im Laufe ihres Lebens tatsählich an einer aktiven Tuberkulose. Menschen im höheren Lebensalter mit Abwehrschwächen wie AIDS oder mit schlechter Ernährungsanlage haben ein vielfach höheres Risiko. Chronisch Hustende zur Untersuchung auffordern.“
    (Der medizinische Ratgeber für beruflich Reisende, Wolfgang Weiß und Burkhard Rieke)
    Im Jahr 2013 wurden insgesamt 76 Personen getestet, davon gab es zwei positive Fälle in unserem Health Centre.

  1. Wie viele gehen zum Zahnarzt?
    Unsere Zahnarztpraxis, Dental Unit, ist hoch modern, wie ich bereits in meinen ersten Berichten erwähnte, aufgebaut bzw. renoviert von einem deutschen Zahnarzt. Trotzdem werden meist die Zähne nur gezogen, da einfach nichts mehr zu machen ist, wenigstens mit Betäubung. :) Im Monat nehmen ca. 80 Patienten das Angebot an zum Zahnarzt zu gehen.


Mittwoch, 25. Juni 2014

Von Weißen, Asiaten und anderen Homos Voluntierus


Dieser Bericht wurde verfasst von einer Freiwilligen aus meiner Gruppe, die in der Nähe von Karatu, also im Norden, arbeitet.Sie lebt zusammen mit ihrer Partnerin Magda auf einer sehr abseits gelegenen Kaffeeplantage zusammen mit Ordensbrüdern. Ihre Einsatzstellen ist ein Kindergarten auf der Farm. Bich ist Vietnamesin und kommt aus Berlin. Ich fand ihr Rundbriefthema sehr interessant, aufgrund dessen habe ich mir gedacht, ich enthalte es euch nicht vor, vielleicht enthält der Bericht ja auch ein paar neue Informationen für euch.

„Als Gott die Welt erschuf, hat er drei verschiedene Menschentypen geschaffen: Mzungu (Weiße), Mchina (Chinesen) und Mwafrika (Afrikaner). Einige von den ersteren beiden Menschentypen konnte man als Homos Voluntierus identifiezieren. Diese Homo Voluntierus haben sich von Europa aus in der ganzen Welt ausgebreitet und lassen sich in Afrika, Asien und Südamerika finden, wo sie von dem verbleibenden Menschentyp „Mwafrika“ wie Tiere im Zoo bestaunt werden. Trotz aller Bemühungen dieser Spezies unentdeckt von den Mwafrika zu bleiben, fallen sie immer wieder auf Grund von Haut und Haar auf.“

So ähnlich könnte die Schöpfungsgeschichte von uns „Homos Voluntierus“ in Tansania lauten, denn im Ernst - ich fühle mich oftmals wie ein exotisches Zootier. Besonders deutlich wurde mir das auf unserer Reise zu Afrikas grösstem Süsswassersee Lake Victoria.
Zu Hause auf der Kaffeeplantage haben sich die Menschen an das ungleiche asiatisch-deutsche Zwillingspaar gewöhnt. Keine lauten „Mzungu-mzungu“-Rufe weit und breit. Umso mehr fiel es mir auf, als wir nach langer Zeit mal wieder aus der Farm herauskamen.
Unsere erste Station war Kondoa, wo unsere Freiwilligenfreunde Ina & Nine in einem Waisenhaus arbeiten. Während meine Einsatzstellenpartnerin Magda sich vor Begeisterung für den dortigen Chor fast nicht mehr halten konnte, kämpfte ich mit meiner Vorstellung gegenüber den Leuten.
Für viele Tansanier gibt es scheinbar - wie oben schon erwähnt - nur drei Typen von Menschen: Weiße, Chinesen/Koreaner und Afrikaner. Ich falle natürlich unter die Kategorie „Chinese“. Durch die Wirtschaftsbeziehungen von China & Tansania gibt es viele Chinesen im Land, die bei den Tansaniern durch ihre Art schon in Ungnade gefallen sind. Daher kommt es häufig vor, dass ich „Chinesin“ neben meiner „Weißen“- Freundin wie Luft behandelt werde. Einmal wurde ich sogar als Lügnerin bezeichnet, als ich zu erklären versuchte, dass ich auch deutsche Staatsbürgerin bin. Umgekehrt gibt es einige wenige Tansanier, die Asiaten klar vor Weißen vorziehen. Ich meine, dass das an meinen langen, schwarzen, glatten Haaren liegt. Unser Fahrer wurde schon in meiner Anwesenheit von einem alten Massai gefragt, ob er mich heiraten kann. Natürlich würde er es sich einiges an Kühen kosten lassen! Ich konnte mich vor Lachen nicht mehr halten (Bei dem Massai-Stamm ist es üblich für eine Frau 50 Kühe als Brautpreis bei ihrer Familie zu bezahlen.)
Gott sei Dank sind unsere deutschen Freunde Ina und Nine nicht so „Mzungu.Mchina“ fixiert, so dass ich mich bei den beiden äusserst wohl gefühlt habe. Nach einer Weile konnte ich mir beim besten Willen nicht mehr vorstellen, dass es tatsächlich Tansanier gibt, die Magda und mich gleichberechtigt bei der ersten Begegnung behandeln - sprich mich nicht gleich als blöde Mchina abstempeln. (Natürlich von unseren Mentoren etc. abgesehen.)
Doch ich sollte im Laufe dieser Reise Menschen kennenlernen, die genau das getan haben. Aber wie sagt man so schön? Ausnahmen bestätigen die Regel.

Tansanier können sehr spontan Freundschaften schliessen. Ehe du dich versiehst, sitzt du mit einem neuen Freund in Richtung Hauptstadt und machst mit ihm eine Taxibesichtigungsrundfahrt. Total ungeplant wohlgemerkt. Eigentlich wollten wir über eine andere Stadt zum Lake Victoria (Mwanza) fahren, aber die Schwester in Kondoa redete uns das aus, weil das gefährlich ist. Glauben wir ihr mal lieber. Den Abend liessen wir noch schön bei einer Portion Chipsmayai (Pommes mit Ei) mit unserem neuen Freund Didas ausklingen…. Ein GROSSER Fehler!!!
Denn wisst ihr, wer am nächsten Tag mehr als 10 Stunden im Bus nach Mwanza saß mit Durchfall? Richtig erraten, das war ich. Der Horrortrip meines Lebens. Nie wieder Eigerichte vor einer tansanischen Busfahrt. Nie wieder. Der Bus musste wegen mir außerplanmäßig anhalten, weil tansanische Busse auf einer 10-stündigen Busfahrt so ca. 1 offizielle Toilettenpausen machen. Ein paar Mal zu wenig für eine Person, die an Durchfall leidet. Es war kein Geheimnis, dass es mir so schlecht ging. Bevor der Bus losfuhr, fragte mich eine wildfremde Frau, ob es mir nicht so gut ginge. Sie wolle für mich beten, weil sie an Christus glaubt. Ich erlaubte es ihr und sie hielt ihre Hand an meinen Bauch und fing tatsächlich an zu beten. Eine Erfahrung für sich… Da werden wohl die ersten Leute bemerkt haben, dass mit mir etwas nicht stimmt, aber spätestens als wir mitten in der Pampa hielten, wussten es alle im Bus. Die Weiße da vorne hat Durchfall. Ich musste bei irgendwelchen sehr verwunderten Bewohnern auf ihre „traditionelle Toilette“ (also Toilettenhäuschen aus Maisblättern und Stöckern gebaut, Plumpsklo) gehen. Der Busfahrer war ziemlich angekotzt, die meisten Businsassen hatten Mitleid. Irgendwann riss den Leuten vom Busunternehmen der Geduldsfaden und sie hielten, um mir Medikamente zu kaufen. Ich weiss nicht wie, aber ich kam tatsächlich in Mwanza an. Wir hatten uns noch nicht überlegt, wo wir eigentlich in Mwanza schlafen würden, aber glücklicherweise hatte unser neuer Freund Didas einen Cousin in Mwanza. Dieser schickte wiederum seinen Sohn los, um uns eine  Unterkunft zu besorgen. Didas kannten wir seit zwei Tagen, seinen Cousin Msoso noch gar nicht und mit dessen Sohn hatten wir eigentlich auch nichts zu tun, doch irgendwie wurde der Urlaub am Lake Victoria dank ihnen doch noch zum Erfolg. Wir gingen Didas Cousin Msoso besuchen und stellten fest, dass er einer der wenigen Tansanier ist, der mich und Magda gleich bei der ersten Begegnung gleichberechtigt wie normale Menschen behandelt hat. Kein „Die da ist eine Mchina, also rede ich nur mit der Mzungu.“ Er (und Didas) waren die Ausnahme der Regel und das hat mich sehr gefreut! Wie es der Zufall so will, war Msoso zu DDR Zeiten für drei Jahre bei der Volksarmee und sprach daher Deutsch.
Der Rest unserer Reise verlief dann ohne grössere Zwischenfälle. Wir genossen die Aussicht von der Insel Ukerewe auf den grössten Süsswassersees Afrikas, folgten Msosos Einladung zum Abendessen mit seiner Familie und machten uns auf den Rückweg. Unglücklicherweise bekam Magda kurz bevor wir Zuhause ankamen sehr hohes Fieber, so dass wir Angst bekamen, dass es sich evtl. um Malaria handelt. Keine Sorge, es war kein Malaria.

Trotzdem sollte sie sich in Ruhe auskurieren, während ich wieder anfing im Kindergarten zu arbeiten. Wir haben inzwischen übrigens einen Morgenkreis für die Kleinen eingeführt und bei den Grossen einige Spiele vorgestellt. Bingo ist der absolute Renner bei den Älteren, während die Kleinen sich sehr über ihre eigenen Namensschilder freuen. Es gibt sogar einige Kinder, die die 26 Bildchen zu jedem einzelnem Kind zuordnen und sowohl auf Kiswahili, als auch auf Englisch benennen können. Vorletzte Woche gab es wieder Tests und ich habe zusammen mit einer der Erzieherinnen Zeugnisse ausgestellt. Versucht mal für 26 Kinder im Alter von 3-5 Jahren Zeugnisse mit Noten zu schreiben. Ihr werdet jetzt denken, dass das doch unnötig und unangemessen ist, Kleinkindern Zeugnisse auszustellen. Zu Anfang habe ich das auch gedacht, aber nach dem Elternabend neulich, verstand ich die ganze Testschreibe- und Zeugnisausstellerrei ein bisschen besser. Da kamen tatsächlich Eltern, die gefragt haben, warum ihr Kind denn kaum etwas im Heft stehen habe. Übe es in der „Schule“ denn nicht Lesen und schreiben? Ich persönlich bin immer sehr froh, wenn die Kinder ab und zu nicht stur etwas ins Heft abschreiben müssen, was sie meistens noch gar nicht verstehen. Aber das sehen die Erziehungsberechtigten anders. Den Eltern fällt es ebenso schwer zu akzeptieren, dass man bei den ersten Schreibübungen doch lieber mit Kreide und Tafel anfangen sollte, weil die Kinder noch keinen Stift richtig halten können. Wie sollen sie denn da einen vernünftigen Buchstaben schreiben? Es scheint, dass die Erwachsenen schnell Ergebnisse schwarz auf weiss auf dem Papier sehen wollen. Nichts da mit viel spielen. Daher versuchen Magda und ich auch innerhalb ihres Systems zu arbeiten. Spiele und Morgenkreis kommen wirklich gut an, aber man kann hier nicht einfach so einen „deutschen“ Kindergarten daraus machen. Der Kindergarten ist in Tansania auch dazu da, den Kindern Gehorsam, Respekt, Disziplin u. Ä. beizubringen. Wie sonst sollen sie Klassengrößen von 40+ in der Grund- und Oberschule überstehen? Ein großes Problem ist auch die mangelnde Anwesenheit von einigen Kindern. In der Regenzeit müssen sie zum Teil von benachbarten Plantagen durch den Matsch kommen-durchnässt, barfuss und erschöpft. Nach einer Stunde Fussmarsch können sich manche Kinder nicht mehr so gut konzentrieren und kommen erst gar nicht…
Die Probleme eines Kindergartens auf einer Kaffeeplantage in Ostafrika sind nun mal anders als die Probleme eines Kindergartens in Deutschland. Jetzt sind sowieso Ferien. Der Kindergarten startet erst wieder im Juli.


Mittwoch, 11. Juni 2014

Pentecoste - Pfingsten in Rauya :)

Alle Schwestern tanzen

Wir schenken unserer tansanischen Mama den Jubilaeums Ketenge. 50 Jahre Holy Spirit Sisters in Tansania

Wilhelmina (Nichte einer Schwester, lebt gerade bei uns bis Juli) und ich

Sr. Magreth und die Wazungus ;)



Interessante Zeit im OP

das OP-Gebaude

Dr. Rainer Boettge aus Frankfurt (gerade zu Besuch) und Oberschwester Sr. Josepha

Samstag, 7. Juni 2014

Holiday. Sunshine. Children. :)

Vom 25.05 – 02.06.14 gönnen wir uns eine Woche Urlaub. Da wir uns ja schon genug im Norden umgeschaut haben, geht es diesmal in den Süden. Die Reise führt uns nach Iringa.
Sonntag auf Montag übernachten wir in Arusha bei den Jungs, um möglichst den ersten Bus zu erwischen. Um 4:40 Uhr klingelt der Wecker und wir quälen uns aus dem gemeinsamen Bett. Nach einem kurzen Frühstück wartet schon der bestellte Taxifahrer vor der Tür. Es ist noch dunkel. Am Busstand angekommen, finden wir schnell den Bus nach Iringa. Um 6 Uhr soll die Fahrt beginnen. Erst sitzen wir in der vorletzten Reihe, als aber der Busbegleiter merkt, dass der Bus hinten die ganze Zeit hoch und runter wippt und wir wahrscheinlich schon ein bisschen blass um die Nase sind, bietet er uns netter Weise weiter vorne zwei Plätze an. Die Fahrt entpuppt sich am Ende noch als wirkliche Achterbahnfahrt. Bis nach Dodoma verläuft alles ruhig und wir schlafen die meiste Zeit. Kurz vor Dodoma wird so gar ein kleiner Stopp (15 Min.) eingelegt. Jeder sprintet auf die Toilette. Es wird die erste und die letzte Pause gewesen sein. Nach Dodoma werden die Straßenverhältnisse immer schlechter. Unseren Fahrer scheint das aber nicht zu interessieren und er rast weiter mit gefühlten 300 km/h. Zwischendurch schnipsen wir immer wieder in die Höhe, weil wir über kleine Anhäufungen auf der Straße fahren, die eigentliche als Geschwindigkeitsbremse dienen sollen. So langsam beginnen sich alle Fahrgäste aufzuregen über den brutalen Fahrstil, dagegen sind Johanna und ich noch regelrecht entspannt und gut gelaunt. Auf der Strecke nach Iringa liegen nicht viele Städte oder Dörfer, so dass wir hauptsächlich im Nirgendwo fahren und nur reine Natur um uns herum ist. Mitten im Nichts werden wir ein drittes Mal von einem Polizisten angehalten. Er schaut sich nur kurz im Bus um und will uns dann eigentlich weiter fahren lassen, aber die Fahrgäste beschweren sich lautstark über den Fahrer, so dass es zu einer längeren Diskussion kommt. Wir beobachten die Situation gespannt. Ein Mann steigt sogar aus mit all seinen Sachen und sagt: Sitaki kufa kwenye gari! Ich will nicht in diesem Auto sterben! Nachdem alle wieder eingestiegen sind, bis eben auf diesen Mann, geht die Fahrt weiter minimal weniger rasant. So langsam tut mir der Rücken und die Beine vom vielen Sitzen weh. Zum Schluss der Reise müssen wir noch Serpentinen passieren. Die Landschaft in dieser Region ist wirklich wunderschön und die Sonne neigt sich dem Horizont zu. Alles färbt sich gelblich-rot, wäre da nicht immer dieser Abgrund an der rechten Seite, den man lieber nicht runter schaut. Doch dann haben wir es geschafft und die Lichter von Iringa sind in Sicht nach 13 Stunden Busfahrt. Am Busstand werden wir von Anne und Nina abgeholt. Mit dem Taxi fahren wir ins Waisenheim nach Tosamaganga, wo die beiden leben zusammen mit Niklas. Es wird noch Abendbrot gegessen, ein wenig gequatscht, aber dann falle ich müde ins Bett.
Am nächsten Morgen weckt mich die Sonne anstatt des Weckers. Ich habe tief geschlafen und genieße die morgendliche kühle Dusche zum aufwachen. Hier in Iringa besteht keine Betpflicht wie bei uns. Die drei besuchen am Sonntag die Morgenmesse und ansonsten Nina vielleicht ab und zu die Abendmesse im Krankenhaus. Wir haben also eine Woche lang die Möglichkeit bis halb 9 Uhr zu schlafen. Ein Traum. Leider bin ich trotzdem jeden Morgen das erste Mal um 6 Uhr wach. Der Dienstag wird zum entspannten Schlaumeltag. Um 9:30 Uhr essen wir Frühstück. Danach gehen wir zu Anne und den Kindern, die auf dem Hof spielen. Niklas unterrichtet vormittags im Kindergarten gleich gegenüber des Waisenheims und Nina, gelernte Krankenschwester, arbeitet im Krankenhaus und kommt immer erst nachmittags zurück. Die Kinder begrüßen uns schreiend: Wageni, Wageni! Gäste, Gäste! Sie sind an weiße Reisegruppen gewöhnt, die ein paar Stunden vorbei schauen und Süßigkeiten und teilweise Spielzeug verteilen. Wir spielen mit den größeren Kindern Ball, nehmen die kleinsten auf den Arm, füttern und wickeln sie später. Für die Kinder gibt es zu jeder Mahlzeit Uji mit ein wenig Zucker und Ugali. In diesem Kinderheim leben Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren mit sehr unterschiedlichen Hintergründen. Bei den meisten ist die Mutter gestorben und der Vater kann oder will sich nicht um sie kümmern oder es gibt nur noch eine Großmutter, die das Kind erst wieder zu sich nehmen kann, wenn es älter ist. Nach dem Kindergarten verlassen die Kinder das Waisenheim. Um 13 Uhr gehen wir zum gemeinsamen Mittagessen mit den Schwestern. Die Drei aus Iringa leben mit 6 Schwestern zusammen. Gut gestärkt gehen wir zurück zu den Kindern, mittlerweile sind auch Niklas und Nina dabei. Ein kleiner Spaziergang mit den Größeren gibt uns die Möglichkeit die Umgebung genauer anzusehen. Es erinnert ein alles ein bisschen an Toskana. Natürlich ist gleich nach dem ersten Tag mein Rock voller Spuckflecken und mein T-Shirt klebt voller Uji. Aber das spielt gar keine Rolle, weil die Kinder einfach so goldig sind und man am liebsten alle mitnehmen würde. Am Abend lösen wir unsere Rastas endlich aus den Haaren, das dauert und tut weh, und überlegen , ob es sich lohnt noch weiter in den Süden zu reisen nach Mbeya. Da das aber nochmal 7 Stunden Busfahrt bedeuten würde und wir nur eine Woche Urlaub eingeplant haben, beschließen wir einfach hier zu bleiben.
Der Mittwoch beginnt wieder mit einem späten Frühstück. Danach verbringen wir den Vormittag mit den Kindern, die sich sehr freuen. Nachmittags wollen wir in die Stadt Iringa fahren, um ordentlich shoppen zu gehen. Wir bummeln durch alle Straßen und kleinen Märkte. Wir kaufen Stoffe, Armbänder, Mitbringsel für alle Lieben zu Hause und gönnen uns mittags eine leckere Originalsteinofenpizza bei einem echten Italiener. In Iringa gibt es viele Italiener, auch das Kinderheim wird viel von Italiener unterstützt und auch im Krankenhaus, wo Nina arbeitet, wuseln einige italienische Ärzte herum. Später stößt Nina zu uns und wir trinken noch einen Bananenfrapuccino in einem Café namens Neema Craft , darunter liegt der dazugehörige Laden. Neema Craft wurde von Briten ins Leben gerufen. Dort arbeiten nur behinderte Menschen, vor allem Taub-Stumme. Zufrieden mit unseren Einkäufen steigen wir ins volle Dalla Dalla und fahren zurück. Natürlich werden alle Schätze nochmal auf dem Bett ausgebreitet und begutachtet.
Der Donnerstag verläuft vergleichbar wie der Dienstag. Johanna liegt leider etwas erschöpft und kränklich im Bett, so dass wir sie erst mal ausreichend mit Tee und Medikamenten versorgen. Den Großteil des Tages verschläft sie. Schade, dass es nun genau im Urlaub passieren musste, aber vielleicht ist der Körper nun einfach runter gefahren und fordert Ruhe ein. Wir haben ja in der ganzen Tansaniazeit so gut wie nie krank im Bett gelegen. Ich begleite Anne zu den Kindern. Am Donnerstag unterrichtet sie und Niklas Mathe, Englisch und Computer immer zusätzlich noch in der Schneiderinnenschule, die sich mit auf dem Gelände befindet. Ich schaue mir Annes Englischunterricht an. Die Klasse ist rappel voll. Am Dienstag haben wir Anne geholfen einen Englischtest zu korrigieren. Obwohl sie seit Oktober den Inhalt des Tests mit ihnen lernt auf alle möglichen Art und Weisen, liegen nur 5 Leute bei über 70%. Für sie ein erschreckendes Ergebnis. Die Hälfte hat es nicht mal zu 50% geschafft. Die schlechteste Schülerin liegt bei 8%. Das kann einen doch wirklich zur Verzweiflung bringen. Doch als sie in meiner Anwesenheit den Test zurück gibt und alles nochmal genau durch spricht, wissen sie es plötzlich oder tun zumindest so, als hätten sie es verstanden. Ich bewundere Anne für ihre Geduld und Zuversicht. Am Nachmittag helfe ich ihr wieder bei den Kindern und spiele mit meinem absoluten Liebling Leila. Sie ist 2,5 Jahre alt, spricht nicht, brabbelt nur, kann nicht krabbeln oder laufen, ist manchmal aktiv, sitzt teilweise aber auch nur apathisch da, hat große Augen, aber einen winzigen Körper, sieht sehr zerbrechlich aus, hat kaum Muskeln und ist HIV positiv, aber besitzt ein zuckersüße Lächeln und manchmal einen richtig frechen Blick! Danach schaue ich mit Jojo einen Film.
Am Freitag stehe ich gemeinsam früh mit Nina auf und laufe zu Fuß mit ihr ins Krankenhaus. Vor der Arbeit wird gebetet, dann wird sich umgezogen. Wir besuchen eine Morgenbesprechung, die ziemlich lang dauert, dann gehen wir ins OP Gebäude, wo sie zur Zeit arbeitet. Immer in bestimmten Abständen wechselt sie den Arbeitsplatz/die Station. Es ist ihr letzter Tag dort. In der nächsten Woche wird sie auf der Kinderstation anfangen. Wir stellen eine Liste zusammen, was an Material fehlt und bringen diese in den Store. Danach gehen wir in den kleinen OP, wo Abszesse behandelt oder Gipse angelegt werden. Ein Pfleger, der ihr jeden Tag auf dieser Arbeitsstelle, die Arbeit schwer gemacht hat, ist natürlich plötzlich scheiß freundlich. Wir quatschen viel über ihre Arbeit, ihre Aufgaben und wie es so bei uns im Health Centre läuft. Eines ist klar, wir haben ein anderes Verständnis von Hygiene. Unglaublich ist allerdings, dass sie Nina teilweise einfach nicht glauben, dass sie eine richtige Krankenschwester ist, die auch schon in Deutschland gearbeitet hat. Bei vielen Sachen trauen sie ihr einfach nicht zu, dass sie das kann oder lachen nur. So viel zum Thema Respekt. Auf jeden Fall hat sie dort ziemlich zu kämpfen. Zum Mittagessen gehen ich zurück ins Waisenheim. Leider haben wir Wasserausfall, was nach Angaben von Anne noch nie in der ganzen Zeit vorgekommen ist. Also Pech für uns. Nachmittags kommt eine Tourigruppe aus den USA vorbei, verteilen eben Süßigkeiten, Luftballons und Spielzeug. Eine Plastikkröte löst großes Schrecken bei den Kindern aus und ich habe plötzlich fünf, die auf meinen Arm wollen. Ich finde ihre Anwesenheit ehrlich unangenehm, vor allem weil sie die kleinen Babys einfach ohne zu fragen aus ihren Betten zerren, die wir gerade zum schlafen hingelegt haben. Da kommt auch bei den Dadas, Frauen, die im Kinderheim arbeiten, Freude auf. Nina erklärt mir, dass es aber schön für die großen Kinder ist, weil es eine Abwechslung zum normalen Alltag darstellt. Als jeder sein Foto mit einem schwarzen Baby mit Kulleraugen geschossen hat, fahren sie wieder.
Jojo geht es schon ein bisschen besser. Trotzdem fährt sie gemeinsam mit Nina abends nochmal ins Krankenhaus und lässt sich testen und erhält Medikamenten. Am Abend halten die Schwestern noch eine Überraschung für uns bereit, es gibt selbst gemachte Pizza! Da Jojo im Bett liegt, bringe ich ihr einen verdeckten Teller und teile ihr mit, dass es leider nur noch Ugali und ein bisschen Gemüse gab. Sie schaut mich wenig begeistert an und sagt, dass sie eh keinen Hunger hätte und öffnet den Teller. Alle beginnen zu lachen! Tja Pizza ist ein wahres Wunderheilmittel. :)
Der Samstag ist nun der letzte Tag in Iringa. Jojo muss leider im Bett bleiben. Wir drei fahren nochmal in die Stadt, um Besorgungen zu erledigen und lecker beim Griechen essen zu gehen, so dass wir danach schön nach Knoblauch stinken! :)
Anne und Paula aus Mbeya sind auf dem Weg nach Iringa. Sie wollen hier zwischen übernachten und mit uns am Sonntag weiter bis nach Dodoma reisen und dann weiter nach Kondoa, um dann eine Reise im Norden zu starten. Bald kommen sie auch zu uns nach Sanya Juu. Wir holen sie also vom Busstand ab und besorgen gleich ein Ticket für den nächsten Tag. Für Johanna habe ich als Aufmunterung ein Stück Bananen-Schoko-Kuchen gekauft. Abends ist dann die Bude voller Mädels und Niklas ist der Hahn im Korb. :) Es gibt viel zu erzählen. Doch am nächsten Morgen müssen wir alle früh raus, da der Bus um 6 Uhr abfährt. Also löst sich die Quatschrunde doch schnell auf und jeder kuschelt sich in sein Bett. Ich habe in Iringa echt traumhaft gut geschlafen und neue Kraft getankt. In der Dunkelheit des Sonntagmorgens verabschieden wir uns von Anne, Nina und Niklas. Ein Taxi bringt uns zum Bus und schon sitzen wir auf unseren Plätzen. Die Rückfahrt ist noch länger als die Hinfahrt, 14 Stunden, und so fühlt es sich auch an. Ein kleines Highlight sind Giraffen und Zebras, die wir aus dem Busfenster in der Ferne erblicken können. In Arusha schlafen wir wieder bei den Jungs. Und am Montag fahren wir mit Dalla Dalla und fetten Rucksäcken auf dem Rücken zurück nach Hause, wo erst mal ordentlich gewaschen wird und ich ein Mittagsschläfchen mache.
Das war wirklich Urlaub!
Am 14.06-15.06.14 fahren wir für zwei Tage auf Safari, Ngorogoro und Tarangire Nationalpark. Witzigerweise hatten wir auch hier neulich Elefanten im „Garten“, also auf unseren Feldern. 15 Stück, die sich verirrt hatten. Doch leider durften wir nicht näher ran, da sie wohl sehr aggressiv seien, weil ein Kind dabei war. Ich hoffe also auf den Besuch im Nationalpark. :)
Im Moment ist ein deutscher Chirurg aus Frankfurt zu Besuch und wir sind zwei Wochen im OP bei Operationen dabei. Eine sehr spannende Angelegenheit. Und morgen fahren wir nach Rauya, um Pentecoste/Pfingsten zu feiern. Montag ist kein Feiertag bei uns!


Info:
Es besteht die Möglichkeit für ein Kind in Tosamaganga eine Patenschaft zu übernehmen. Falls jemand daran interessiert ist oder genauere Informationen darüber haben möchte, bitte bei mir melden. 

 
Lilli
die suesse Leila
Anne


Baby Elias

Elias und Ich

Johnny
Babys
Leila und Ich
Es gibt Uji mit Zucker :)