Montag, 3. Februar 2014

Christmas Time


Ich schreibe diesen Bericht viel später, als ich sollte, aber irgendwie habe ich es immer heraus gezögert.. Trotzdem interessiert es euch bestimmt, wie wir Weihnachten in Afrika verbracht haben, also habe ich mich jetzt doch mal aufgerafft. :)

Am 23.12 haben Johanna und ich in der Küche gestanden, fleißig Plätzchenteig geknetet, Engel ausgestochen, kleine Mount Merus geformt und in den Ofen geschoben und danach verziert. Alles gar nicht so leicht, wenn man das Gefühl hat den Schwestern nur im Weg herum zu stehen. Alle waren nur am rumwuseln und schwer beschäftigt. General Cleaning war mal wieder angesagt. Die Hitze drückte auf unser Gemüt und keiner war mehr entspannt. Die Schwestern hatten einen genauen Plan, wer welche Aufgabe übernehmen muss. Am Abend war alles blitzblank geputzt, jede Pflanze mit viel Liebe gegossen, unsere Hühner und Schweine versorgt und die Kapelle plus Essensraum fertig kitschig dekoriert.
Am nächsten Morgen war dann unser Haus dran. Sr. Yusta, eine Schwester, die wir wirklich sehr mögen, wurde uns glücklicherweise zur Seite gestellt. Wir befreiten alle Ecken von Spinnweben und sonstigen Tieren und hängten Plastikblumen, Glitzergirlanden und eine Lichterkette von unseren Vorgängern auf. Alles eher unweihnachtlich.
Nachdem alles fertig war und wir uns noch etwas ausgeruht hatten, ging es am 24.12 um 22.00 Uhr in die Christmette. Ein paar Abende im voraus hatten wir mit den Novizinnen deutsche Weihnachtslieder geprobt. Wir hätten eigentlich nochmal mit ihnen den Ablauf absprechen sollen, aber ein Container aus Deutschland hat unsere Nonnen so in Stress versetzt, dass sie sich viel zu spät auf den Weg in die Kirche gemacht haben und diesen erst mal ausräumen mussten. Auch wenn die Kirche nur ein paar hundert Meter entfernt ist, scheint es zu gefährlich, sich alleine nachts ohne „Watchman“ im Freien zu bewegen. Wir mussten also zu unserem Ärger auf unsere Schwestern warten. Davor hatten wir alleine Abendbrot gegessen, da ja alle beschäftigt waren.
Ohne einen wirklichen Ablaufplan, sind wir in die Kirche geschlichen, haben uns zu den Novizinnen gesetzt und Johanna hat leise während der Messe das Keyboard  angeschlossen. Nach der Kommunion wollte sie Stille Nacht anstimmen, allerdings waren die Novizinnen viel schneller als das Vorspiel und auch noch eine Quarte höher als das Keyboard. Super! Oh du fröhliche, sollte eigentlich abschließend gesungen werden, was sie aber kurzerhand zu unserer Überraschung in ein Kiswahili Weihnachtslied ausgetauscht haben. Nach der Messe haben wir uns bei den Farmschwestern die Bäuche mit kleinen afrikanischen Snacks, wie Muffins, Popcorn (tusutusu), Erdnüssen (karanga) und Sambusas (Teigtaschen mit Fleisch), vollgeschlagen. Zurück in unserem Haus, haben Johanna und ich die Lichterkette angeknipst und im gemütlichen Licht noch ein paar Kleinigkeiten ausgepackt. Erst um 2 Uhr nachts sind wir eingeschlafen.
Am nächsten Morgen – unser wirklicher Weihnachtsmorgen, denn hier wird erst am 25. Dezember Heiligabend gefeiert – sollten wir die Messe besuchen. Um 5:30 Uhr standen ich und Johanna fertig vor der Tür des Schwesternhauses. Doch keiner rührte sich und alles war dunkel. Nach langem Warten sind wir wieder in unsere Betten geschlüpft. Um kurz vor halb 8 wurden wir geweckt. Wir hatten statt „saa moja na nusu“ (halb 8) „saa kumi na moja“ (halb 6) verstanden.
Nach der Kirche sind wir völlig verschlafen frühstücken gegangen. Den ganzen restlichen Tag über ist nichts besonderes mehr passiert. Keiner hat irgendwem etwas geschenkt und nicht einmal das Essen war besonders. Es gab verschiedenen Reis, Erbsen-Möhren-Gemisch und trockenes Hühnchen. Ausruhen konnten wir uns allerdings auch nicht ganz so gut, da wir einen Gast namens Father Hendry in unserem Haus hatten, der eigentlich nur für ein, zwei Tage bleiben wollte (Letztendlich blieb er fast ein Monat). Er war mehr als nur gesprächig! Vielleicht habt ihr von ihm weiter unten auf meinem Blog schon gelesen. Nach dem Abendessen haben wir mit ihm noch ein bisschen Weihnachtslieder gesungen, um wenigstens ein bisschen Weihnachtsgefühle aufkommen zu lassen. Voller Inbrunst und mit geschlossen Augen hat er völlig schief mitgeträllert. Aber er war definitiv mehr als glücklich! Irgendwie hatte ich genau zu dem Zeitpunkt die Eingebung, jetzt ist Weihnachten.
Die beiden Weihnachtsfeiertage verliefen nicht spektakulärer. Nur haben wir am 26. morgens eine Plastiktüte, während des Frühstücks in die Hand gedrückt bekommen. Ich habe erst gar nicht verstanden, worum es sich handelt. Unser Weihnachtsgeschenk. Ein Rock, ein wenig omimäßig, cremefarben mit Blümchen und ein giftgrünes T-Shirt mit einer pinken Glitzergitarre darauf. Trifft nicht ganz unseren Geschmack, aber wir haben uns trotzdem riesig gefreut. Am Abend haben wir ihnen unser Geschenk – zwei medizinische Plakate – überreicht. Sie konnten gar nicht lange genug die tollen Plakate anschauen und gleich am nächsten Morgen hingen sie schon im Health Centre. Außerdem hatten wir noch zwei schicke Seifen ausgesucht. Wahrscheinlich wollen sie die sparen, da sie bis heute unangetastet in einer Abstellkammer stehen und wir nach wie vor mit verdünnter Wasserseife statt richtiger Seife unsere Hände waschen.
So schnell konnten wir gar nicht schauen, war das große Fest des Jahres auch schon vorbei. Weihnachten ist eher eine Zeit des Betens. Das Fest an sich ist nicht sehr spektakulär. Auch der Advent ist nicht so präsent wie bei uns. Dafür haben wir dann zu Silvester richtig gefeiert! :)




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