Juhu,
wir machen unseren ersten großen Ausflug!
Am
Montag, den 28.10.2013, fuhren wir freudig nach Moshi.
Aber
ich will ganz vom Anfang beginnen.
Es
ist Wochenende und es haben sich in der letzten Zeit immer mehr Dinge
angehäuft, die wir eigentlich gern erledigen würden, doch dafür
müssten wir in eine größere Stadt fahren. Also fragen wir an, ob
es möglich wäre in der nächsten Woche nach Moshi zu fahren. Wie
immer wird keine klare Ansage gemacht und wir hoffen einfach, dass es
in den nächsten Wochen klappt. Doch Sonntagabend kommt Sr. Josepha
auf uns zu und meint, dass es kein Problem wäre und wir auf jeden
Fall in der nächsten Woche fahren könnten. Welcher Tag genau wird
mit vier weiteren Schwestern im Dunkeln vor dem Schwesternhaus
beraten, natürlich auf Kiswahili. Und ganz plötzlich heißt es, ihr
fahrt morgen.
Früh
laufen wir zur Messe in die Kirche der Kilari Farm. Das Wetter ist
eher drückend, schwül und viele Wolken sammeln sich am Himmel. Nach
der doch relativ angenehmen kurzen Messe frühstücken wir ausgiebig,
da die Brötchen am Wochenende frisch gebacken wurden und deswegen
ganz weich sind. Nachdem wir in Ruhe gefrühstückt haben und der
Abwasch getan ist, fragen wir uns doch langsam, wann wir denn nun
losfahren, mit was wir fahren, beziehungsweise wer uns überhaupt
begleitet. Keiner der Schwestern am Frühstückstisch machte
Anstalten auf eine Reise zu gehen bis Sr. Teddy sagt, kommt, holt
eure Sachen, wir müssen los. Aus war es mit der Ruhe! Plötzlich
sollte alles möglichst schnell gehen. Wir putzen noch schnell Zähne,
schnallen unseren Geldgürtel mit Reisepass und tansanischen
Schillingen um und ich schnappe meinen Rucksack. Auf dem Weg aus dem
Health Centre heraus erklärt Sr. Teddy uns, dass wir den Bus nehmen.
Wir laufen bis zu einer Kreuzung. An dieser steht eine Steinbank
einsam in der Pampa, die Haltestelle. Nach kurzem Warten biegt auch
schon ein Mini-Van (kleiner als ein VW-Bus) um die Ecke. Der „Bus“,
der mir doch leicht schrottreif erscheint, aber ja noch fährt, hat
im Innenraum in einer Reihe jeweils einen Platz auf der linken Seite
und zwei Plätze auf der rechten. Insgesamt gibt es vier kaum
erkennbare Reihen. Die Sitzplatzgröße ist, meiner Meinung nach,
knapp bemessen für die doch häufig vorkommenden großen
Hinterteile. Im Bus befinden sich mindestens doppelt so viele
Menschen wie es Sitzplätze gibt. Er ist voll und wir quetschen uns
irgendwie zwischen die Leute. Wir müssen stehen, sind jedoch
eindeutig zu groß und stoßen andauernd an die zum Glück
gepolsterte Decke des Busses. Die Schiebetür geht gerade noch zu.
Nach kurzer Fahrt entspannt sich die Lage, als mehrere Leute in Sanya
Juu aussteigen. Ein Mann, der zum Busteam gehört, wirbt Leute an mit
zu fahren. Er sammelt auch während der Fahrt das Geld ein. Tickets
gibt es nicht. Jeder sagt, wohin er möchte und danach wird der Preis
bestimmt. Bis nach Moshi kostet die Fahrt 3000 Tsh pro Person,
umgerechnet ca. 1,50 Euro. Wahnsinn. Die Fahrt ist sehr
erlebnisreich. Ich schaue aus dem Fenster und sehe den Kilimanjaro
das erste Mal von ganz Nahem. Zwischendurch unterhalten wir uns mit
einem älteren Mann. Mit Afrikanern kommt man wirklich leicht ins
Gespräch und es fällt ihnen nicht schwer sich einfach über Dies
und Das zu unterhalten. Der Herr erzählt uns, er sei in den
Niederlanden gewesen und interessiere sich sehr für den Grund
unseres Aufenthaltes in Tansania. In Moshi nach ca. anderthalb
Stunden Fahrt angekommen, werden wir von einer Hitzewelle begrüßt.
Gleich zum Anfang führt uns Sr. Teddy zum Post Office. Wir legen
unsere Briefe in die speziellen AirMail-Umschläge und werfen sie in
die blaue Box für internationale Post. Danach geht es weiter zum
Vodacom-Shop. Eigentlich möchten wir unser Handy- bzw.
Internetstickguthaben aufladen, doch Sr. Teddy erklärt uns, dass wir
dazu einfach nur in den nächst besten Laden gehen müssen. Weiter
geht es zum Schwesternhaus der Holy Spirit Sisters in Moshi. Dort
dürfen wir kurz eine saubere Toilette benutzen. Auf dem Weg dorthin
kommen wir an einem italienischen Restaurant vorbei, welches
ebenfalls in einer deutschen Großstadt so zu finden sein könnte. Es
ist zu sehen, dass in Moshi viele internationale Menschen verkehren.
Moshi ist auch deutlich sauberer als Daressalaam. Kurz darauf bummeln
wir durch die vollen Straßen. Ich kaufe ein Shampoo in dem einen
Laden, in einem anderen erwerben wir Kekse und Erdnüsse in Honig als
Snack. Auf der Suche nach einem Rock für Johanna machen wir in einer
Nebenstraße halt. Fünf Schneiderinnen unterschiedlichen Alters
sitzen in einer Reihe hinter ihren Nähmaschinen auf dem Bürgersteig.
Hinter ihnen hängen schöne Stoffe, Röcke und Schlabberhosen. Vor
ihnen sind Ständer mit Stofftaschen aufgebaut. Eine von diesen ist
nun mein Eigentum für umgerechnet 2,50 Euro. Ein nerviger Typ hat
sich an unsere Fersen geheftet und meint Johanna beraten zu müssen.
Aber nach ein paar klaren Worten von Sr. Teddy zieht er maulend ab.
Johanna sucht sich ein Stoff mit Zebramotiv aus. Die Näherin beginnt
einen Rock anzufertigen und meint, dass wir ihn in zwei Stunden
abholen können. In dieser Zeit kaufen wir Guthabenaufladekarten,
schlendern durch einen kleinen Supermarkt, in dem es viele
europäische Sachen zu kaufen gibt, wie Nutella, Gewürzgurken im
Glas oder Cornflakes von Kellogs. Als wir zurückkommen, ist der Rock
natürlich nicht abholbereit. Also setzen wir uns auf eine Holzbank
neben die Schneiderin und schauen ihr bei der Arbeit zu. Für 20.000
Tsh (ca.10 Euro) wird Johanna ihr Rock übergeben und sie steckt ihn
glücklich ein. Es ist mittlerweile wirklich heiß und wir haben zum
ersten Mal seit Wochen ein Hungergefühl. Wir steigen an der
Bushaltestelle in den gleichen Mini-Van wie am Morgen. Ich sitze
genau vorne links neben der Tür und kann staunend zu sehen, wie der
Mann vom Busteam den Leuten zuruft, neben dem Auto her rennt und dann
in der letzten Sekunde aufspringt und sich aus dem Fenster hängt,
weil kaum noch Platz für ihn übrig ist. Zwischendurch steigt eine
richtige Mama Afrika ein. Ein kleines Mädchen, welches hinter mir
sitzt, legt seinen Kopf vor Müdigkeit auf meiner Sitzlehne bzw.
Schulter ab. Irgendwann sind mir sogar fast selber die Augen zu
gefallen vor Erschöpfung. In Sanya Juu steigt eine Frau mit zwei
Bananenstauden ein. Diese werden zwischen die Menschen in den Gang
gequetscht. Besonders ist mir aufgefallen, wie hilfsbereit die
Afrikaner untereinander sind. Auf dem Schoß einer Frau ist aufgrund
von einer sehr großen Einkaufstasche kein Platz mehr für ihr
kleines Kind, also nimmt einfach die fremde Sitznachbarin es an sich.
Natürlich entsteht dadurch gleich ein angeregtes Gespräch. Gehalten
wird teilweise in der absoluten Pampa, einfach am Straßenrand, wo
ein einzelnes Häuslein steht. Zum Schluss sammelt der Bus noch eine
Schwester ein. Wieder im Health Centre, fallen wir ziemlich müde ins
Bett. Um zum Evening-Prayer zu gehen ist es nun zu spät. Nach dem
Abendbrot kühlen wir uns noch mit einer wohltuenden Dusche ab, um
den ganzen Staub und Schweiß abzuspülen. Und schon versinken wir
unter unserem Moskitonetz im Land der Träume.
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