Samstag, 30. November 2013

Charlotte Health Centre

Nun lebe ich schon fast zwei Monate in Tansania und ihr wisst noch gar nichts darüber, was ich den ganzen Tag so treibe!
Also werde ich euch heute meine Arbeit in der Einsatzstelle näher vorstellen, damit ihr ja nicht denkt, ich liege hier bloß auf der faulen Haut!

Zuerst möchte ich sagen, dass das Charlotte Health Centre kein Krankenhausstatus besitzt. Allerdings arbeitet es darauf hin. Das Health Centre wird von circa 15 Schwestern betrieben, mit denen wir gemeinsam leben. Jeder hat sein eigenes Arbeitsfeld. Die Aufgabe des Health Centres ist es, vor allem die ländliche Bevölkerung hier medizinisch zu versorgen. Bei schweren Fällen werden die Patienten allerdings ins KCMC, ein großes Krankenhaus in Moshi, überwiesen.
Das Health Centre besteht aus einem Office oder OPD genannt, einer Dispensary, einem Labor, einer Klinik, einer Zahnarztpraxis (Dental Unit), den „Wodinis“ (Krankenstationen) und einem kleinen Laden. Das Gelände ist eingezäunt und wunderschön bepflanzt.
Im Office bzw. OPD werden die Patienten aufgenommen und erhalten einen File. Der File ist eine Pappkarte A4, auf die alle Daten des Patienten geschrieben werden und ebenfalls das Datum, die aktuelle Diagnose und die verschriebene Medizin, alles auf Englisch. Die Patientendaten aufzunehmen ist gar nicht so leicht. Meistens reden die Patienten sehr leise oder undeutlich, wissen nicht wann sie geboren wurden oder lassen ein anderes Familienmitglied für sie sprechen, da sie kein Kiswahili können.

Wichtige Fragen sind:
Jina lako ni nani? - Wie ist dein Name?
Umezaliwa tarehe ngapi? - An welchem Datum bist du geboren?
Umetoka wapi? - Woher kommst du?
Wewe ni dini gani? - Welcher Religion gehörst du an?
Wewe ni kabila gani? - Zu welchem Stamm gehörst du?
Unafanya kazi gani? - Was arbeitest du?
Die häufigste Antwort ist dann „mkulima“, Bauer.

Auch bei den Namen haben Johanna und ich so unsere Schwierigkeiten. An jeden Namen kann beliebig ein „i“ angehängt werden. Dieses „i“ sollte dann aber nicht immer aufgeschrieben werden. Der Familienname Moleli ist hier so häufig, wie bei uns Müller oder Schmidt. Viele interessante Vornamen gibt es zu entdecken, beispielsweise Heavenlight, Goodluck, Ladislaus, Gift, Omega, Inocent oder Brightness.
Aber die Tanzanier verwenden auch viele Namen, die bei uns in Deutschland zu finden sind, schreiben sie aber so, wie sie gesprochen werden, beispielsweise
Robat (Robert), Sabastian (Sebastian), Jenipha (Jenipher), Samwel (Samuel).
Außerdem ordnen wir die Files nach dem Tag wieder ein. Jeder File hat eine Nummer, die automatisch zur Patientennummer wird. Nach diesen Nummern werden die Files geordnet. Bei jedem weiteren Kommen muss der Patient seine Nummer wissen.
Weiterhin tragen wir die Patientennummer plus Namen in einen Computer ein oder übersetzten deutsche Medikamente ins Englische. Im gleichen Haus arbeiten auch die Ärztinnen. Wenn wir Glück haben, dürfen wir bei den Patienten Blutdruck und Temperatur messen, ihre Größe und Gewicht bestimmten oder auf Visite in die Wodinis mitgehen. Die Wodinis sind Krankenstationen für Männer, Frauen und Kinder, die stationär aufgenommen werden müssen. Allerdings putzt hier keine Krankenschwester Betten oder bringt den Patienten Essen und Trinken. Um das Patientenbett sitzt die gesamte Großfamilie und übernimmt die Pflege ihres kranken Familienmitgliedes. Außerdem gibt es noch ein Wodini wa Wazazi. Dies ist ein kleines Gebäude, welches aus einem Schlafraum für die schwangeren Frauen besteht und einem angrenzenden Entbindungszimmer. Bald dürfen wir auch selber bei einer Geburt dabei sein. Als kleine Information, für alle die, die sich über ein Dreibettzimmer in einem deutschen Krankenhaus beschweren, hier stehen 12 Betten in einem Schlafsaal.
In der Dispensary werden Medikamente gesucht, gezählt und dann ausgegeben. Zusätzlich werden Spritzen gegeben, Wunden versorgt und Patienten, die stationär aufgenommen werden, erst versorgt und ihnen werden meist Flexülen gestochen. In diesem Bereich ist es oft hektisch, weil gefühlt alle Patienten zur gleichen Zeit ihre Medikamente abholen wollen.
Im angrenzenden Gebäude befindet sich die Klinik, ein Vorsorgezentrum. Jeder Tag ist für eine spezielle Zielgruppe bestimmt. Montags kommen HIV-infizierte Menschen, dienstags Babys, mittwochs schwangere Frauen, donnerstags Kinder und der Freitag ist für niemand speziellen reserviert. In der Klinik werden Impfungen gegeben, es wird gewogen und gemessen und die Frauen werden während ihrer Schwangerschaft medizinisch begleitet. Immer mehr Menschen nehmen das Angebot dieser Vorsorgemöglichkeit an. Allerdings bekommen manche Mütter ganz schön was zu hören, wenn ihr Kind nicht mehr im grünen Bereich mit dem Gewicht ist. Die Schwestern sind da sehr genau, was auch wirklich wichtig ist und klären die Mütter immer wieder auf, wie sie ihre Kinder ernähren müssen.
Im Labor werden Urin, Stuhl, Sputum und Blut unter dem Mikroskop untersucht. Es werden HIV-Tests, Schwangerschaftstest und verschiedene weitere Tests durchgeführt. Alle Ergebnisse werden in Büchern notiert. In den Finger piksen, wie beim Blutzuckermessen, oder Blut abnehmen gehört auch zu unserem Aufgabenbereich. Und bitte das Pole nach dem Blut abnehmen nicht vergessen! Anstatt Handschuhe anzuziehen, werden sie bevorzugt zum Arm abbinden verwendet. Von Hygiene ist hier nur wenig zu spüren, vor allem nach unseren Erfahrungen mit den Hygienestandards in einem deutschem Krankenhaus.
Laborarbeit ist wirklich spannend und macht auch großen Spaß!
Die Dental Unit gibt es schon länger, allerdings sieht sie erst seit 2010 wie eine deutsche Zahnarztpraxis aus. Ein deutscher Zahnarzt aus Kronberg hat hier ein Projekt gestartet, um den Patienten zu ermöglichen, dass ihre Zähne nicht einfach nur ohne Narkose gezogen werden. Er kommt mehrere Male im Jahr her, um mit den Schwestern gemeinsam zu arbeiten und alles weiter auszubauen. Wir haben ihn kennen gelernt, als er vor kurzem zwei Wochen hier verbracht hat. In dieser Zeit konnten wir ein wenig Zahnarztluft schnuppern und ihm über die Schulter schauen.
Johanna und ich arbeiten getrennt jeden Tag in einem anderen Bereich. Am Ende jeden Monats setzten wir uns immer zusammen und erarbeiten Reporte und Statistiken, was für die Schwestern eine große Hilfe ist.

Nun habt ihr einen Einblick in meine Einsatzstelle erhalten und könnt euch selbst ein Bild machen. Vielleicht klingt die Arbeit sehr interessant und spaßig, aber oft hat man das Gefühl im Weg rumzustehen und muss sich ganz schön durchbeißen, vor allem weil hier kaum eine Schwester mit Stress umgehen kann.

Ganz liebe Grüße aus Tanzania!
Johanna und ich wünsche euch eine gemütliche, schöne und besinnliche Adventszeit!

Sonntag, 10. November 2013

First Trip to Moshi

Juhu, wir machen unseren ersten großen Ausflug!

Am Montag, den 28.10.2013, fuhren wir freudig nach Moshi.
Aber ich will ganz vom Anfang beginnen.

Es ist Wochenende und es haben sich in der letzten Zeit immer mehr Dinge angehäuft, die wir eigentlich gern erledigen würden, doch dafür müssten wir in eine größere Stadt fahren. Also fragen wir an, ob es möglich wäre in der nächsten Woche nach Moshi zu fahren. Wie immer wird keine klare Ansage gemacht und wir hoffen einfach, dass es in den nächsten Wochen klappt. Doch Sonntagabend kommt Sr. Josepha auf uns zu und meint, dass es kein Problem wäre und wir auf jeden Fall in der nächsten Woche fahren könnten. Welcher Tag genau wird mit vier weiteren Schwestern im Dunkeln vor dem Schwesternhaus beraten, natürlich auf Kiswahili. Und ganz plötzlich heißt es, ihr fahrt morgen.
Früh laufen wir zur Messe in die Kirche der Kilari Farm. Das Wetter ist eher drückend, schwül und viele Wolken sammeln sich am Himmel. Nach der doch relativ angenehmen kurzen Messe frühstücken wir ausgiebig, da die Brötchen am Wochenende frisch gebacken wurden und deswegen ganz weich sind. Nachdem wir in Ruhe gefrühstückt haben und der Abwasch getan ist, fragen wir uns doch langsam, wann wir denn nun losfahren, mit was wir fahren, beziehungsweise wer uns überhaupt begleitet. Keiner der Schwestern am Frühstückstisch machte Anstalten auf eine Reise zu gehen bis Sr. Teddy sagt, kommt, holt eure Sachen, wir müssen los. Aus war es mit der Ruhe! Plötzlich sollte alles möglichst schnell gehen. Wir putzen noch schnell Zähne, schnallen unseren Geldgürtel mit Reisepass und tansanischen Schillingen um und ich schnappe meinen Rucksack. Auf dem Weg aus dem Health Centre heraus erklärt Sr. Teddy uns, dass wir den Bus nehmen. Wir laufen bis zu einer Kreuzung. An dieser steht eine Steinbank einsam in der Pampa, die Haltestelle. Nach kurzem Warten biegt auch schon ein Mini-Van (kleiner als ein VW-Bus) um die Ecke. Der „Bus“, der mir doch leicht schrottreif erscheint, aber ja noch fährt, hat im Innenraum in einer Reihe jeweils einen Platz auf der linken Seite und zwei Plätze auf der rechten. Insgesamt gibt es vier kaum erkennbare Reihen. Die Sitzplatzgröße ist, meiner Meinung nach, knapp bemessen für die doch häufig vorkommenden großen Hinterteile. Im Bus befinden sich mindestens doppelt so viele Menschen wie es Sitzplätze gibt. Er ist voll und wir quetschen uns irgendwie zwischen die Leute. Wir müssen stehen, sind jedoch eindeutig zu groß und stoßen andauernd an die zum Glück gepolsterte Decke des Busses. Die Schiebetür geht gerade noch zu. Nach kurzer Fahrt entspannt sich die Lage, als mehrere Leute in Sanya Juu aussteigen. Ein Mann, der zum Busteam gehört, wirbt Leute an mit zu fahren. Er sammelt auch während der Fahrt das Geld ein. Tickets gibt es nicht. Jeder sagt, wohin er möchte und danach wird der Preis bestimmt. Bis nach Moshi kostet die Fahrt 3000 Tsh pro Person, umgerechnet ca. 1,50 Euro. Wahnsinn. Die Fahrt ist sehr erlebnisreich. Ich schaue aus dem Fenster und sehe den Kilimanjaro das erste Mal von ganz Nahem. Zwischendurch unterhalten wir uns mit einem älteren Mann. Mit Afrikanern kommt man wirklich leicht ins Gespräch und es fällt ihnen nicht schwer sich einfach über Dies und Das zu unterhalten. Der Herr erzählt uns, er sei in den Niederlanden gewesen und interessiere sich sehr für den Grund unseres Aufenthaltes in Tansania. In Moshi nach ca. anderthalb Stunden Fahrt angekommen, werden wir von einer Hitzewelle begrüßt. Gleich zum Anfang führt uns Sr. Teddy zum Post Office. Wir legen unsere Briefe in die speziellen AirMail-Umschläge und werfen sie in die blaue Box für internationale Post. Danach geht es weiter zum Vodacom-Shop. Eigentlich möchten wir unser Handy- bzw. Internetstickguthaben aufladen, doch Sr. Teddy erklärt uns, dass wir dazu einfach nur in den nächst besten Laden gehen müssen. Weiter geht es zum Schwesternhaus der Holy Spirit Sisters in Moshi. Dort dürfen wir kurz eine saubere Toilette benutzen. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem italienischen Restaurant vorbei, welches ebenfalls in einer deutschen Großstadt so zu finden sein könnte. Es ist zu sehen, dass in Moshi viele internationale Menschen verkehren. Moshi ist auch deutlich sauberer als Daressalaam. Kurz darauf bummeln wir durch die vollen Straßen. Ich kaufe ein Shampoo in dem einen Laden, in einem anderen erwerben wir Kekse und Erdnüsse in Honig als Snack. Auf der Suche nach einem Rock für Johanna machen wir in einer Nebenstraße halt. Fünf Schneiderinnen unterschiedlichen Alters sitzen in einer Reihe hinter ihren Nähmaschinen auf dem Bürgersteig. Hinter ihnen hängen schöne Stoffe, Röcke und Schlabberhosen. Vor ihnen sind Ständer mit Stofftaschen aufgebaut. Eine von diesen ist nun mein Eigentum für umgerechnet 2,50 Euro. Ein nerviger Typ hat sich an unsere Fersen geheftet und meint Johanna beraten zu müssen. Aber nach ein paar klaren Worten von Sr. Teddy zieht er maulend ab. Johanna sucht sich ein Stoff mit Zebramotiv aus. Die Näherin beginnt einen Rock anzufertigen und meint, dass wir ihn in zwei Stunden abholen können. In dieser Zeit kaufen wir Guthabenaufladekarten, schlendern durch einen kleinen Supermarkt, in dem es viele europäische Sachen zu kaufen gibt, wie Nutella, Gewürzgurken im Glas oder Cornflakes von Kellogs. Als wir zurückkommen, ist der Rock natürlich nicht abholbereit. Also setzen wir uns auf eine Holzbank neben die Schneiderin und schauen ihr bei der Arbeit zu. Für 20.000 Tsh (ca.10 Euro) wird Johanna ihr Rock übergeben und sie steckt ihn glücklich ein. Es ist mittlerweile wirklich heiß und wir haben zum ersten Mal seit Wochen ein Hungergefühl. Wir steigen an der Bushaltestelle in den gleichen Mini-Van wie am Morgen. Ich sitze genau vorne links neben der Tür und kann staunend zu sehen, wie der Mann vom Busteam den Leuten zuruft, neben dem Auto her rennt und dann in der letzten Sekunde aufspringt und sich aus dem Fenster hängt, weil kaum noch Platz für ihn übrig ist. Zwischendurch steigt eine richtige Mama Afrika ein. Ein kleines Mädchen, welches hinter mir sitzt, legt seinen Kopf vor Müdigkeit auf meiner Sitzlehne bzw. Schulter ab. Irgendwann sind mir sogar fast selber die Augen zu gefallen vor Erschöpfung. In Sanya Juu steigt eine Frau mit zwei Bananenstauden ein. Diese werden zwischen die Menschen in den Gang gequetscht. Besonders ist mir aufgefallen, wie hilfsbereit die Afrikaner untereinander sind. Auf dem Schoß einer Frau ist aufgrund von einer sehr großen Einkaufstasche kein Platz mehr für ihr kleines Kind, also nimmt einfach die fremde Sitznachbarin es an sich. Natürlich entsteht dadurch gleich ein angeregtes Gespräch. Gehalten wird teilweise in der absoluten Pampa, einfach am Straßenrand, wo ein einzelnes Häuslein steht. Zum Schluss sammelt der Bus noch eine Schwester ein. Wieder im Health Centre, fallen wir ziemlich müde ins Bett. Um zum Evening-Prayer zu gehen ist es nun zu spät. Nach dem Abendbrot kühlen wir uns noch mit einer wohltuenden Dusche ab, um den ganzen Staub und Schweiß abzuspülen. Und schon versinken wir unter unserem Moskitonetz im Land der Träume.

Auf dem Weg nach Sanya Juu



Freitag, 8. November 2013

Safari in mein tansanisches Leben

Am Montag den 14.10.2013 brechen 32 Freiwillige in das große, weite Tansania auf.
Ich bin eine von ihnen. Um 4:30 Uhr klingelt mein Wecker. Es ist noch dunkel und der Hahn hat wunderlicherweise noch keinen Ton gekräht, als ich aufstehe, mich anziehe und alle restlichen Kleinigkeiten einpacke. Um 5:15 Uhr gibt es Frühstück. Wie jeden Morgen im Agape Centre gibt es Toast mit Erdnussbutter oder Marmelade und dazu schwarzen Tee. Getrunken wird ab diesem Zeitpunkt nur noch im Notfall, da wir mit einem öffentlichen Überlandbus fahren werden und dieser nur selten anhält oder einfach teilweise Strecke entlang fährt, wo er gar keine Haltemöglichkeit hat. So langsam sind wir alle aufgeregt und wollen, dass es endlich losgeht. Nach dem Frühstück schnappen wir unsere Koffer und laufen alle zum Kleinbus, der uns zur Bushaltestelle „Mbezi“ bringen soll. Für unser Gepäck ist ein Kleintransporter verantwortlich. Ein Packsystem gibt es nicht, so werden unsere Koffer einfach der Reihe nach auf die Ladefläche geworfen. Allerdings ist die Ladefläche nach kurzer Zeit voll. Mein Koffer wird noch ganz oben auf den Berg gelegt. Dann wird der Berg aus Gepäck mit zwei roten Seilen festgezurrt. Schweren Herzens steige ich in den Kleinbus. Gitarren und Rucksäcke finden zwischen unseren Beinen und im Gang Platz. Nach wenigen Minuten kommen wir an der Bushaltestelle an. Es herrscht reges Treiben. Ich bin erleichtert, als ich sehe, dass mein Koffer gerade vom Kleintransporter gehoben wird und sich nicht irgendwo in einem Straßengraben von Daressalaam befindet. Nachdem alle ihr Gepäck wieder bei sich haben, suchen die Mentoren ihre Gruppen und verteilen die Busfahrkarten. Als der Kleinbus vom Agape Centre davon fährt, hören wir das letzte Mal die Melodie „Für Elise“, die immer dann ertönt, wenn der Bus den Rückwärtsgang einlegt.
Nun geht es wirklich los. Unser Bus Richtung Moshi-Arusha (Nordtansania) kommt zuerst. Zwölf Freiwillige nehmen ihre Koffer, verabschieden sich vom Rest und stapfen zum Dar-Expressbus. Die Koffer werden nur mit Mühe verstaut, denn der Bus hat nur relativ wenig Raum für große Koffer. Irgendwie wird dann doch für jeden Koffer ein Platz gefunden und wir können beruhigt einsteigen. Ich sitze neben Nele, einem Mädchen, die in Himo ihren Freiwilligendienst leisten wird. Johanna, Nele und ich haben uns auch schon in Agape ein Zimmer geteilt. Am Anfang der Fahrt versuche ich noch ein wenig zu schlafen. Später quatsche ich mit Nele und teile mir mit ihr Erdnüsse und Kekse. Der Bus ist ein richtiger Reisebus, allerdings wäre er wahrscheinlich in Deutschland nicht durch den TÜV gekommen. Die Sitze sind so weich, dass ich richtig einsinke, aber soweit bequem. An der Decke hängt vorne ein kleiner Fernseher. Zu Beginn dudeln religiöse Musikvideos vor sich hin, später laufen sogar zwei Filme auf Kiswahili. Die Sitzplätze sind alle belegt. Am Vormittag kommt ein Mann vom Busteam durch die Reihen und verteilt Kekse und Soda. Ich entscheide mich für eine Fanta, die gefühlt unglaublich viel mehr Zucker enthält als in Deutschland. Gegen Mittag wird eine kurze 15 Minuten-Rastpause eingelegt. Es gibt ein Häuschen mit Stehklos, das soweit in Ordnung ist. Ein paar Obststände stehen davor. Für uns geht es allerdings schnell weiter. Ich sitze nun am Fenster und kann die unterschiedlichen Landschaften beobachten. Die Erde ist nun richtig rot. Wir fahren an kleinen Dörfern mir Lehmhütten vorbei. Die Menschen winken. Riesen Berge tauchen auf und als ich frage, ob dies die Usambara Berge sind, wird meine Frage bejaht. Also wird erst mal die Kamera gezückt. Der Bus fährt gefühlt irgendwo im Nirgendwo. Zwei Stunden sehen wir abwechselnd die berühmten Baobab-Bäume oder einfach nur Kakteen, anderes Gewächs oder nur Sand, Stein und ab und zu ein kleines Häuslein in der Pampa. Die Straße, auf der wir fahren, ist die einzige befestigte Straße in der gesamten Umgebung. Um ca. 13:30 Uhr erreichen wir den ersten Stopp der ersten Einsatzstelle. Jasmin und Hannah verlassen den Bus als erste. Nun verstehen wir anderen so langsam, dass auch wir bald an dem Ort ankommen werden, wo unser zehnmonatiges tansanisches Leben beginnt. Der Kilimanjaro taucht am Horizont auf. Es folgen Anna, Rebekka und Laura. Kurz danach steigt auch Nele aus. Ich sitze allein auf meinem Platz und schaue es dem Fenster. Es ist mittlerweile wirklich heiß. In Moshi steigt eine Frau mit Kind zu. Das Kind setzt sich mit einem skeptischen Blick zur Mutter neben mich. Um ca.15:30 Uhr erreicht der Bus unsere Haltestelle. Wir steigen aus und eine Hitzewelle kommt uns entgegen. Um uns herum wuseln Menschen mit Körben auf dem Kopf und in den Händen voller Obst und Gemüse. Wir schnappen unsere Koffer, Roman verabschiedet sich kurz und gibt uns in die Hände von Sister Josepha und Sister Mary. Sie begrüßen uns herzlich und gehen zu dem weißen Transporter der Holy Spirit Sisters. Unsere Koffer werden in den hinteren Teil gepackt, wir dürfen vorne Platz nehmen. Schon geht es los. Wir machen mehrere Zwischenstopps, damit die Schwestern noch Obst und andere Dinge kaufen können. Ich schmelze in der Zeit, da die Sonne genau auf meine Seite scheint. Müde und durchgeschwitzt kommen wir auf der Kilari Farm im Charlotte Health Centre an. Die beiden Schwestern führen uns zum Gästehäuschen, welches auf einem kleinen Hügel gleich neben dem Schwesternhaus liegt. Wir essen eine Kleinigkeit mit ihnen und beziehen dann unsere Zimmer.
Ich habe hier ein Einzelzimmer mit Blick auf das Health Centre und teilweise auf den Kilimanjaro. In meinem Zimmer befindet sich ein kleiner Schreibtisch, ein Stuhl, ein Bett (für mich leider etwas kurz) mit Moskitonetz, eine Schrankvorrichtung mit Fächern, die von einem Vorhang verdeckt werden, ein Waschbecken mit Spiegel und neben dran, in einem kleinen Raum, eine Sitztoilette. Die Dusche, aus der nur selten Wasser kommt, befindet sich außerhalb unserer Zimmer im hinteren Teil des Hauses. Der vordere Teil ist ein Raum, separiert in ein kleines Wohnzimmer, nicht zu vergleichen mit dem, was wir uns unter Wohnzimmer vorstellen, und ein Essbereich mit Abwaschbecken. Es gibt ein paar Sessel mit kitschiger Häkeldecke darüber, ein kleiner Tisch mit Kunstblumen darauf und gegenüber befindet sich ein bis jetzt nicht genutzter Fernseher. Einen kleinen Schrank mit Geschirr, Tee und Essutensilien befindet sich in der Ecke des Essbereiches, in dessen Mitte ein großer Tisch steht. Alles in allem ein wirklich luxuriöses Heim.
Nach dem Auspacken genehmigen wir uns eine kalte Dusche. Danach gibt es schon bald Abendbrot. Die Schwestern singen, als wir den Essraum betreten. Es gibt Reis, Nudeln, Kartoffeln, irgendein Kraut und dazu Hähnchen. Als wir wirklich schon satt sind, wird vor uns noch eine große Schüssel Obstkompott abgestellt. Vollgestopft bis obenhin stellen wir uns auf Kiswahili vor. Danach übergeben wir unsere Gastgeschenke. Eine Karte, kleine Christbaumkugeln, Glitzersticker, einen Engel im Schüttelglas, zwei bunte Kerzen, eine Eieruhr, die nun neben der Madonna als Dekortation steht, und Hühnchentütensuppe von Knorr. Ich hoffe, ich habe jetzt nichts vergessen. Sie freuen sich unglaublich und klatschen. Nach dem Essen geht es für uns ab ins Bett. Endlich ausruhen. Nachts um 3 Uhr wache ich leider auf, weil mich eine Mücke gestochen hat. Also krame ich im Halbschlaf das Fenistil-Gel aus meiner Reiseapotheke.
Der nächste Tag ist für uns ein Ausruhtag. Ich quäle mich aus dem warmen Bett und bin die ganze Zeit am Niesen. Wahrscheinlich eine Folge des Fahrtwindes bei offenem Busfenster. Zum Frühstück gibt es Brötchen mit Butter, wir würden sagen Margarine, und süßer Marmelade, die ich nun jeden Morgen seit über 4 Wochen genieße. Nach dem Frühstück werden wir „Pumziken“ (Ausruhen) geschickt. Wir suchen unsere Schmutzwäsche zusammen und gehen in den Waschraum der Schwestern, weil es in unserem Haus kein Wasser gibt. Unser erstes Mal Handwäsche, mittlerweile schon Gewohnheit. Immer ein guter Zeitpunkt zum Quatschen. Nach dem reichlichen Mittagessen, Kochbananen, zeigt uns Sr. Josepha das Health Centre. Es ist wirklich eine schöne Anlage mit vielen verschiedenen bunten Blumen und Pflanzen. Die Farben sind hier wahnsinnig intensiv. Nachmittags lesen wir und probieren das Internet aus, was eher mies funktioniert. Abends gehen wir zum ersten Mal in den Evening-Prayer. Meine Nase läuft die ganze Zeit vor sich hin und ich fühle mich wie ein wandelndes Bakterium. Nach dem Essen will ich nur noch ins Bett. Das Heimweh drängt sich langsam auf. Heldenhaft jagen wir noch Monsterspinnen und Riesengrillen aus dem Haus. Erschöpft schlafe ich ein, während meine Ohren versuchen, all die verschiedene Geräusche in der Nacht zu filtern. Am nächsten Morgen klingelt mein Wecker um 5:45 Uhr. Morgenmesse. Ich schlüpfe in ein T-Shirt und Rock. Es ist erstaunlich kalt draußen. Schlaftrunkend schlurfen wir in die Kapelle. Nach der Messe rüttelt mich eine kalte Dusche wach. Der warme Tee zum Frühstück wärmt wieder auf und so langsam kriecht auch die Sonne hervor. Als der letzte Schluck ausgetrunken ist, gehen Sr. Josepha und wir in unser Haus und suchen weiße Kittel heraus. Diese müssen nur noch gebügelt werden und los geht es zum ersten Arbeitstag!
Willkommen in Sanya Juu!

Nun habt ihr einen kleinen Einblick über meine Reise und Ankunft in meiner Einsatzstelle erhalten. Weitere Berichte über meinen Arbeitsalltag und das Health Centre kommen bald.
Ich vermisse euch!

Sonntag, 3. November 2013

Erste Bilder aus Tansania!!!

Sonnenuntergang in Daressalaam

Johanna & Ich am indischen Ozean

Es tut mir leid, dass ich bis jetzt keine Bilder gepostet habe. Zum Hochladen eines Bildes braucht der Computer schon mind. eine halbe Stunde. Das bedeutet, Bilder kommen nur ab und zu, wenn die Zeit es zulässt! Trotzdem werde ich mein Bestes geben, dass ihr euch auch bildlich vorstellen könnt, wie meine Welt hier in Afrika aussieht. Nun zwei erste Bilder !!!

Meine tansanische Adresse

Volunteer
-Name-

Charlotte Health Centre
Sanya Juu
P.O. BOX 903
Moshi/Tansania
Tanzania

Dies ist nun also meine neue Adresse bis zum 27.Juli.2014! Ich würde mich sehr über Post von euch freuen und werde auch immer schnellstmöglich antworten. Hier weiß man nur nie, wie lange der Brief wohl an Zeit brauchen wird. Alles eine Frage der Geduld!
Leider funktioniert das Internet hier nun sehr langsam bis gar nicht. Ich bemühe trotzdem regelmäßig Berichte zu veröffentlichen. Im Moment ist auch schon der nächste Blogeintrag in Arbeit. Die kleine Regenzeit hat nun eingesetzt und es ist spürbar wie Erde, Mensch, Tier und Pflanzen aufatmen. Für uns bedeutet das, endlich mal mit fließend Wasser duschen können. Herrlich, auch wenn das Wasser wirklich kalt ist. (:
Ich sende ganz liebe Grüße aus Afrika an euch!!