Freitag, 8. November 2013

Safari in mein tansanisches Leben

Am Montag den 14.10.2013 brechen 32 Freiwillige in das große, weite Tansania auf.
Ich bin eine von ihnen. Um 4:30 Uhr klingelt mein Wecker. Es ist noch dunkel und der Hahn hat wunderlicherweise noch keinen Ton gekräht, als ich aufstehe, mich anziehe und alle restlichen Kleinigkeiten einpacke. Um 5:15 Uhr gibt es Frühstück. Wie jeden Morgen im Agape Centre gibt es Toast mit Erdnussbutter oder Marmelade und dazu schwarzen Tee. Getrunken wird ab diesem Zeitpunkt nur noch im Notfall, da wir mit einem öffentlichen Überlandbus fahren werden und dieser nur selten anhält oder einfach teilweise Strecke entlang fährt, wo er gar keine Haltemöglichkeit hat. So langsam sind wir alle aufgeregt und wollen, dass es endlich losgeht. Nach dem Frühstück schnappen wir unsere Koffer und laufen alle zum Kleinbus, der uns zur Bushaltestelle „Mbezi“ bringen soll. Für unser Gepäck ist ein Kleintransporter verantwortlich. Ein Packsystem gibt es nicht, so werden unsere Koffer einfach der Reihe nach auf die Ladefläche geworfen. Allerdings ist die Ladefläche nach kurzer Zeit voll. Mein Koffer wird noch ganz oben auf den Berg gelegt. Dann wird der Berg aus Gepäck mit zwei roten Seilen festgezurrt. Schweren Herzens steige ich in den Kleinbus. Gitarren und Rucksäcke finden zwischen unseren Beinen und im Gang Platz. Nach wenigen Minuten kommen wir an der Bushaltestelle an. Es herrscht reges Treiben. Ich bin erleichtert, als ich sehe, dass mein Koffer gerade vom Kleintransporter gehoben wird und sich nicht irgendwo in einem Straßengraben von Daressalaam befindet. Nachdem alle ihr Gepäck wieder bei sich haben, suchen die Mentoren ihre Gruppen und verteilen die Busfahrkarten. Als der Kleinbus vom Agape Centre davon fährt, hören wir das letzte Mal die Melodie „Für Elise“, die immer dann ertönt, wenn der Bus den Rückwärtsgang einlegt.
Nun geht es wirklich los. Unser Bus Richtung Moshi-Arusha (Nordtansania) kommt zuerst. Zwölf Freiwillige nehmen ihre Koffer, verabschieden sich vom Rest und stapfen zum Dar-Expressbus. Die Koffer werden nur mit Mühe verstaut, denn der Bus hat nur relativ wenig Raum für große Koffer. Irgendwie wird dann doch für jeden Koffer ein Platz gefunden und wir können beruhigt einsteigen. Ich sitze neben Nele, einem Mädchen, die in Himo ihren Freiwilligendienst leisten wird. Johanna, Nele und ich haben uns auch schon in Agape ein Zimmer geteilt. Am Anfang der Fahrt versuche ich noch ein wenig zu schlafen. Später quatsche ich mit Nele und teile mir mit ihr Erdnüsse und Kekse. Der Bus ist ein richtiger Reisebus, allerdings wäre er wahrscheinlich in Deutschland nicht durch den TÜV gekommen. Die Sitze sind so weich, dass ich richtig einsinke, aber soweit bequem. An der Decke hängt vorne ein kleiner Fernseher. Zu Beginn dudeln religiöse Musikvideos vor sich hin, später laufen sogar zwei Filme auf Kiswahili. Die Sitzplätze sind alle belegt. Am Vormittag kommt ein Mann vom Busteam durch die Reihen und verteilt Kekse und Soda. Ich entscheide mich für eine Fanta, die gefühlt unglaublich viel mehr Zucker enthält als in Deutschland. Gegen Mittag wird eine kurze 15 Minuten-Rastpause eingelegt. Es gibt ein Häuschen mit Stehklos, das soweit in Ordnung ist. Ein paar Obststände stehen davor. Für uns geht es allerdings schnell weiter. Ich sitze nun am Fenster und kann die unterschiedlichen Landschaften beobachten. Die Erde ist nun richtig rot. Wir fahren an kleinen Dörfern mir Lehmhütten vorbei. Die Menschen winken. Riesen Berge tauchen auf und als ich frage, ob dies die Usambara Berge sind, wird meine Frage bejaht. Also wird erst mal die Kamera gezückt. Der Bus fährt gefühlt irgendwo im Nirgendwo. Zwei Stunden sehen wir abwechselnd die berühmten Baobab-Bäume oder einfach nur Kakteen, anderes Gewächs oder nur Sand, Stein und ab und zu ein kleines Häuslein in der Pampa. Die Straße, auf der wir fahren, ist die einzige befestigte Straße in der gesamten Umgebung. Um ca. 13:30 Uhr erreichen wir den ersten Stopp der ersten Einsatzstelle. Jasmin und Hannah verlassen den Bus als erste. Nun verstehen wir anderen so langsam, dass auch wir bald an dem Ort ankommen werden, wo unser zehnmonatiges tansanisches Leben beginnt. Der Kilimanjaro taucht am Horizont auf. Es folgen Anna, Rebekka und Laura. Kurz danach steigt auch Nele aus. Ich sitze allein auf meinem Platz und schaue es dem Fenster. Es ist mittlerweile wirklich heiß. In Moshi steigt eine Frau mit Kind zu. Das Kind setzt sich mit einem skeptischen Blick zur Mutter neben mich. Um ca.15:30 Uhr erreicht der Bus unsere Haltestelle. Wir steigen aus und eine Hitzewelle kommt uns entgegen. Um uns herum wuseln Menschen mit Körben auf dem Kopf und in den Händen voller Obst und Gemüse. Wir schnappen unsere Koffer, Roman verabschiedet sich kurz und gibt uns in die Hände von Sister Josepha und Sister Mary. Sie begrüßen uns herzlich und gehen zu dem weißen Transporter der Holy Spirit Sisters. Unsere Koffer werden in den hinteren Teil gepackt, wir dürfen vorne Platz nehmen. Schon geht es los. Wir machen mehrere Zwischenstopps, damit die Schwestern noch Obst und andere Dinge kaufen können. Ich schmelze in der Zeit, da die Sonne genau auf meine Seite scheint. Müde und durchgeschwitzt kommen wir auf der Kilari Farm im Charlotte Health Centre an. Die beiden Schwestern führen uns zum Gästehäuschen, welches auf einem kleinen Hügel gleich neben dem Schwesternhaus liegt. Wir essen eine Kleinigkeit mit ihnen und beziehen dann unsere Zimmer.
Ich habe hier ein Einzelzimmer mit Blick auf das Health Centre und teilweise auf den Kilimanjaro. In meinem Zimmer befindet sich ein kleiner Schreibtisch, ein Stuhl, ein Bett (für mich leider etwas kurz) mit Moskitonetz, eine Schrankvorrichtung mit Fächern, die von einem Vorhang verdeckt werden, ein Waschbecken mit Spiegel und neben dran, in einem kleinen Raum, eine Sitztoilette. Die Dusche, aus der nur selten Wasser kommt, befindet sich außerhalb unserer Zimmer im hinteren Teil des Hauses. Der vordere Teil ist ein Raum, separiert in ein kleines Wohnzimmer, nicht zu vergleichen mit dem, was wir uns unter Wohnzimmer vorstellen, und ein Essbereich mit Abwaschbecken. Es gibt ein paar Sessel mit kitschiger Häkeldecke darüber, ein kleiner Tisch mit Kunstblumen darauf und gegenüber befindet sich ein bis jetzt nicht genutzter Fernseher. Einen kleinen Schrank mit Geschirr, Tee und Essutensilien befindet sich in der Ecke des Essbereiches, in dessen Mitte ein großer Tisch steht. Alles in allem ein wirklich luxuriöses Heim.
Nach dem Auspacken genehmigen wir uns eine kalte Dusche. Danach gibt es schon bald Abendbrot. Die Schwestern singen, als wir den Essraum betreten. Es gibt Reis, Nudeln, Kartoffeln, irgendein Kraut und dazu Hähnchen. Als wir wirklich schon satt sind, wird vor uns noch eine große Schüssel Obstkompott abgestellt. Vollgestopft bis obenhin stellen wir uns auf Kiswahili vor. Danach übergeben wir unsere Gastgeschenke. Eine Karte, kleine Christbaumkugeln, Glitzersticker, einen Engel im Schüttelglas, zwei bunte Kerzen, eine Eieruhr, die nun neben der Madonna als Dekortation steht, und Hühnchentütensuppe von Knorr. Ich hoffe, ich habe jetzt nichts vergessen. Sie freuen sich unglaublich und klatschen. Nach dem Essen geht es für uns ab ins Bett. Endlich ausruhen. Nachts um 3 Uhr wache ich leider auf, weil mich eine Mücke gestochen hat. Also krame ich im Halbschlaf das Fenistil-Gel aus meiner Reiseapotheke.
Der nächste Tag ist für uns ein Ausruhtag. Ich quäle mich aus dem warmen Bett und bin die ganze Zeit am Niesen. Wahrscheinlich eine Folge des Fahrtwindes bei offenem Busfenster. Zum Frühstück gibt es Brötchen mit Butter, wir würden sagen Margarine, und süßer Marmelade, die ich nun jeden Morgen seit über 4 Wochen genieße. Nach dem Frühstück werden wir „Pumziken“ (Ausruhen) geschickt. Wir suchen unsere Schmutzwäsche zusammen und gehen in den Waschraum der Schwestern, weil es in unserem Haus kein Wasser gibt. Unser erstes Mal Handwäsche, mittlerweile schon Gewohnheit. Immer ein guter Zeitpunkt zum Quatschen. Nach dem reichlichen Mittagessen, Kochbananen, zeigt uns Sr. Josepha das Health Centre. Es ist wirklich eine schöne Anlage mit vielen verschiedenen bunten Blumen und Pflanzen. Die Farben sind hier wahnsinnig intensiv. Nachmittags lesen wir und probieren das Internet aus, was eher mies funktioniert. Abends gehen wir zum ersten Mal in den Evening-Prayer. Meine Nase läuft die ganze Zeit vor sich hin und ich fühle mich wie ein wandelndes Bakterium. Nach dem Essen will ich nur noch ins Bett. Das Heimweh drängt sich langsam auf. Heldenhaft jagen wir noch Monsterspinnen und Riesengrillen aus dem Haus. Erschöpft schlafe ich ein, während meine Ohren versuchen, all die verschiedene Geräusche in der Nacht zu filtern. Am nächsten Morgen klingelt mein Wecker um 5:45 Uhr. Morgenmesse. Ich schlüpfe in ein T-Shirt und Rock. Es ist erstaunlich kalt draußen. Schlaftrunkend schlurfen wir in die Kapelle. Nach der Messe rüttelt mich eine kalte Dusche wach. Der warme Tee zum Frühstück wärmt wieder auf und so langsam kriecht auch die Sonne hervor. Als der letzte Schluck ausgetrunken ist, gehen Sr. Josepha und wir in unser Haus und suchen weiße Kittel heraus. Diese müssen nur noch gebügelt werden und los geht es zum ersten Arbeitstag!
Willkommen in Sanya Juu!

Nun habt ihr einen kleinen Einblick über meine Reise und Ankunft in meiner Einsatzstelle erhalten. Weitere Berichte über meinen Arbeitsalltag und das Health Centre kommen bald.
Ich vermisse euch!

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