Samstag, 30. November 2013

Charlotte Health Centre

Nun lebe ich schon fast zwei Monate in Tansania und ihr wisst noch gar nichts darüber, was ich den ganzen Tag so treibe!
Also werde ich euch heute meine Arbeit in der Einsatzstelle näher vorstellen, damit ihr ja nicht denkt, ich liege hier bloß auf der faulen Haut!

Zuerst möchte ich sagen, dass das Charlotte Health Centre kein Krankenhausstatus besitzt. Allerdings arbeitet es darauf hin. Das Health Centre wird von circa 15 Schwestern betrieben, mit denen wir gemeinsam leben. Jeder hat sein eigenes Arbeitsfeld. Die Aufgabe des Health Centres ist es, vor allem die ländliche Bevölkerung hier medizinisch zu versorgen. Bei schweren Fällen werden die Patienten allerdings ins KCMC, ein großes Krankenhaus in Moshi, überwiesen.
Das Health Centre besteht aus einem Office oder OPD genannt, einer Dispensary, einem Labor, einer Klinik, einer Zahnarztpraxis (Dental Unit), den „Wodinis“ (Krankenstationen) und einem kleinen Laden. Das Gelände ist eingezäunt und wunderschön bepflanzt.
Im Office bzw. OPD werden die Patienten aufgenommen und erhalten einen File. Der File ist eine Pappkarte A4, auf die alle Daten des Patienten geschrieben werden und ebenfalls das Datum, die aktuelle Diagnose und die verschriebene Medizin, alles auf Englisch. Die Patientendaten aufzunehmen ist gar nicht so leicht. Meistens reden die Patienten sehr leise oder undeutlich, wissen nicht wann sie geboren wurden oder lassen ein anderes Familienmitglied für sie sprechen, da sie kein Kiswahili können.

Wichtige Fragen sind:
Jina lako ni nani? - Wie ist dein Name?
Umezaliwa tarehe ngapi? - An welchem Datum bist du geboren?
Umetoka wapi? - Woher kommst du?
Wewe ni dini gani? - Welcher Religion gehörst du an?
Wewe ni kabila gani? - Zu welchem Stamm gehörst du?
Unafanya kazi gani? - Was arbeitest du?
Die häufigste Antwort ist dann „mkulima“, Bauer.

Auch bei den Namen haben Johanna und ich so unsere Schwierigkeiten. An jeden Namen kann beliebig ein „i“ angehängt werden. Dieses „i“ sollte dann aber nicht immer aufgeschrieben werden. Der Familienname Moleli ist hier so häufig, wie bei uns Müller oder Schmidt. Viele interessante Vornamen gibt es zu entdecken, beispielsweise Heavenlight, Goodluck, Ladislaus, Gift, Omega, Inocent oder Brightness.
Aber die Tanzanier verwenden auch viele Namen, die bei uns in Deutschland zu finden sind, schreiben sie aber so, wie sie gesprochen werden, beispielsweise
Robat (Robert), Sabastian (Sebastian), Jenipha (Jenipher), Samwel (Samuel).
Außerdem ordnen wir die Files nach dem Tag wieder ein. Jeder File hat eine Nummer, die automatisch zur Patientennummer wird. Nach diesen Nummern werden die Files geordnet. Bei jedem weiteren Kommen muss der Patient seine Nummer wissen.
Weiterhin tragen wir die Patientennummer plus Namen in einen Computer ein oder übersetzten deutsche Medikamente ins Englische. Im gleichen Haus arbeiten auch die Ärztinnen. Wenn wir Glück haben, dürfen wir bei den Patienten Blutdruck und Temperatur messen, ihre Größe und Gewicht bestimmten oder auf Visite in die Wodinis mitgehen. Die Wodinis sind Krankenstationen für Männer, Frauen und Kinder, die stationär aufgenommen werden müssen. Allerdings putzt hier keine Krankenschwester Betten oder bringt den Patienten Essen und Trinken. Um das Patientenbett sitzt die gesamte Großfamilie und übernimmt die Pflege ihres kranken Familienmitgliedes. Außerdem gibt es noch ein Wodini wa Wazazi. Dies ist ein kleines Gebäude, welches aus einem Schlafraum für die schwangeren Frauen besteht und einem angrenzenden Entbindungszimmer. Bald dürfen wir auch selber bei einer Geburt dabei sein. Als kleine Information, für alle die, die sich über ein Dreibettzimmer in einem deutschen Krankenhaus beschweren, hier stehen 12 Betten in einem Schlafsaal.
In der Dispensary werden Medikamente gesucht, gezählt und dann ausgegeben. Zusätzlich werden Spritzen gegeben, Wunden versorgt und Patienten, die stationär aufgenommen werden, erst versorgt und ihnen werden meist Flexülen gestochen. In diesem Bereich ist es oft hektisch, weil gefühlt alle Patienten zur gleichen Zeit ihre Medikamente abholen wollen.
Im angrenzenden Gebäude befindet sich die Klinik, ein Vorsorgezentrum. Jeder Tag ist für eine spezielle Zielgruppe bestimmt. Montags kommen HIV-infizierte Menschen, dienstags Babys, mittwochs schwangere Frauen, donnerstags Kinder und der Freitag ist für niemand speziellen reserviert. In der Klinik werden Impfungen gegeben, es wird gewogen und gemessen und die Frauen werden während ihrer Schwangerschaft medizinisch begleitet. Immer mehr Menschen nehmen das Angebot dieser Vorsorgemöglichkeit an. Allerdings bekommen manche Mütter ganz schön was zu hören, wenn ihr Kind nicht mehr im grünen Bereich mit dem Gewicht ist. Die Schwestern sind da sehr genau, was auch wirklich wichtig ist und klären die Mütter immer wieder auf, wie sie ihre Kinder ernähren müssen.
Im Labor werden Urin, Stuhl, Sputum und Blut unter dem Mikroskop untersucht. Es werden HIV-Tests, Schwangerschaftstest und verschiedene weitere Tests durchgeführt. Alle Ergebnisse werden in Büchern notiert. In den Finger piksen, wie beim Blutzuckermessen, oder Blut abnehmen gehört auch zu unserem Aufgabenbereich. Und bitte das Pole nach dem Blut abnehmen nicht vergessen! Anstatt Handschuhe anzuziehen, werden sie bevorzugt zum Arm abbinden verwendet. Von Hygiene ist hier nur wenig zu spüren, vor allem nach unseren Erfahrungen mit den Hygienestandards in einem deutschem Krankenhaus.
Laborarbeit ist wirklich spannend und macht auch großen Spaß!
Die Dental Unit gibt es schon länger, allerdings sieht sie erst seit 2010 wie eine deutsche Zahnarztpraxis aus. Ein deutscher Zahnarzt aus Kronberg hat hier ein Projekt gestartet, um den Patienten zu ermöglichen, dass ihre Zähne nicht einfach nur ohne Narkose gezogen werden. Er kommt mehrere Male im Jahr her, um mit den Schwestern gemeinsam zu arbeiten und alles weiter auszubauen. Wir haben ihn kennen gelernt, als er vor kurzem zwei Wochen hier verbracht hat. In dieser Zeit konnten wir ein wenig Zahnarztluft schnuppern und ihm über die Schulter schauen.
Johanna und ich arbeiten getrennt jeden Tag in einem anderen Bereich. Am Ende jeden Monats setzten wir uns immer zusammen und erarbeiten Reporte und Statistiken, was für die Schwestern eine große Hilfe ist.

Nun habt ihr einen Einblick in meine Einsatzstelle erhalten und könnt euch selbst ein Bild machen. Vielleicht klingt die Arbeit sehr interessant und spaßig, aber oft hat man das Gefühl im Weg rumzustehen und muss sich ganz schön durchbeißen, vor allem weil hier kaum eine Schwester mit Stress umgehen kann.

Ganz liebe Grüße aus Tanzania!
Johanna und ich wünsche euch eine gemütliche, schöne und besinnliche Adventszeit!

1 Kommentar:

  1. Clara hongera sana. Ninakupongeza kwa juhudi zako pamoja na Jahanna za kupenda kufanya mazoezi Tanzania. Naona umefurahia sana kazi katika kituo cha afya Cha Charlotte.
    Mini kimekupendeza katika kufanya Nazi katika sehemu tofauti za kituo hiki? Na ni changamoto gani umekutana nazo katika katika kazi unapolinganisha hapa ujerumani na nchi zinazoendelea?
    Mazingira ya Tanzania, watu, tamaduni, na uchumi jinsi watu wanatoka mbali zimekupa mtazamo gani katika kuwapa watanzania mawazo zaidi ili waweze kutatua matatizo au kupunguza kwa asilimia kadhaa? Asante Mimi ni mtanzania niliyefurahia taarifa yako hii. Ufanikiwe sana. Basi upon Tanzania au umesharudi ujerumani!

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