Sonntag, 22. Dezember 2013

Heiratsanträge & Nonnenwünsche

In den letzten zwei Monaten haben Johanna und ich schon mehrere groteske, lustige bis befremdliche Situationen erlebt. Ich habe zwei Heiratsanträge erhalten und für Johanna wurde schon eine weiße Nonnenkutte gebügelt.
Der ersten Heiratsantrag wurde mir von einem Boss aus unserem Distrikt in unserem Labor offenbart. Er war gekommen, um bestimmte Laborergebnisse unter dem Mikroskop ein weiteres Mal zu untersuchen, da diese als Test vom Gouvernement, um die Qualität des Labors zu prüfen, geschickt wurden. Allerdings muss ich sagen, dass dieser Heiratsantrag keine Frage beinhaltete, sondern eine reine Feststellung war. Er begrüßte mich freundlich, nahm mich bei der Hand, zog ein Stuhl heran und setzte sich mir gegenüber. Dann wurde ich gefragt, wie alt ich sei, ob ich verheiratet sei oder Kinder habe, ob ich die Schule abgeschlossen hätte, woher ich komme und wie lange ich in Tanzania bleibe. Ich versuchte zu argumentieren, dass er mich ja gar nicht kenne. Ach, das wäre kein Problem. In zehn Monaten könnte man sich schon kennen lernen und er würde mir außerdem sehr gutes Kiswahili beibringen. Ich habe dann nett gelächelt, etwas schockiert, und bin zu Johanna ins OPD geflüchtet. Als ich dort ankam, hat es zum Glück angefangen in Strömen zu regnen. Ich konnte also leider nicht wieder zurück! Die Frau hat hier wirklich kaum etwas mit zu entscheiden. Die zu dem Zeitpunkt arbeitende Nonne im Labor hat auch nur etwas unsicher gelächelt und nichts gesagt. Später meinte sie aber „He is a good man.“.
Eine zweite etwas besondere Begebenheit hatte ich einige Zeit später in der Dispensary. An dem Tag kamen Männer aus dem KCMC (großes Krankenhaus in Moshi) und dem Medical Store Departement Moshi. Diese kontrollierten die Medikamente in OPD, Klinik und Dispensary, ob sie schon abgelaufen sind oder ob es eine strukturierte Ordnung gibt. Ganz plötzlich sollte ich in der Dispensary noch einige Medikamente hinten im Store beschriften. So unauffällig wie es ging, beschrieb ich Zettel, schnitt sie aus und klebte sie an die Regale an die richtige Stelle. Mittlerweile kleben überall Beschriftungen. Natürlich kam genau in dieser Sekunde einer der Männer zu mir und fing ein Gespräch an. Ich tat natürlich so, als würde ich etwas total unwichtiges machen. Er fragte mich, ob ich Lahm und Özil kennen würde und auch so ein Fußballfan wäre wie er. Dieser suchte wenigstens vorher nach Gemeinsamkeiten. (: Und natürlich wollte er auch wissen, ob ich verheiratet sei. Daraufhin wollte er meine Mailadresse haben. Ich sagte vielleicht später, da mich genau in diesem Moment eine Schwester ins OPD schickte und mir zuflüsterte, gib sie ihm nicht. Meine Zuflucht war also mal wieder das OPD, in dem Johanna weilte. Und witzigerweise fing es auch wieder heftig zu regnen an. Doch dann kam eine Schwester und meinte, schreib bitte kurz deine Mailadresse auf einen Zettel, der eine Mann möchte sie haben. Ich war etwas verunsichert, aber die Schwester lies keine Zweifel aufkommen, dass sie es ernst meinte. Ich schrieb sie also auf und gleich am selben Tag bekam ich eine Mail, allerdings nur in meinen Spamordner. Nun hat er es aber aufgegeben mir zu schreiben.
Nun kurz zu Johannas Aussicht als Nonne. Ich stehe in diesem Punkt nicht zur Debatte, weil ich evangelisch und nicht katholisch bin. Aber Johanna wurde schon zur Seite genommen und gefragt, ob sie denn nicht Nonne werden wollen würde und am besten doch gleich hier in Kilari. Johanna hat freundlich gelächelt und geschickt gesagt, if God wishes. Die Nonnen haben ihr geraten dafür zu beten, dass sie Gott auf diesen Weg führe. Trotzdem glaube ich in unserer beider Namen zu sprechen, wenn ich sage, wir respektieren das Nonnenleben sehr, wünschen uns aber eher eine Familie.
Ich muss sagen, dass waren sehr spezielle Erfahrungen.


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